Fotograf Toby Binder:Im Spiegel des Moments

Ob in Malawi oder Schottland, Nigeria oder New York: Den Fotografen Toby Binder faszinieren besonders die "alltäglichen Momente", die Menschen erleben. Seine Bilder zeigen Kinder, die als "Hexen" verfolgt werden, Fußballfans, Minenarbeiter in Afrika und Sonnenanbeter am Strand von Coney Island.

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(Foto: Toby Binder)

Ob in Malawi oder Schottland, Nigeria oder New York: Den Fotografen Toby Binder faszinieren besonders die "alltäglichen Momente", die Menschen erleben. Seine Bilder zeigen Kinder, die als "Hexen" verfolgt werden, Fußballfans, Minenarbeiter in Afrika und Sonnenanbeter am Strand von Coney Island. Eine Auswahl seiner Arbeit, kommentiert vom Fotografen selbst. Buenos Aires, Argentinien Die Aufnahme entstand bei einer Familie, die auf den Straßen von Buenos Aires lebt und sich nicht einmal eine Hütte in einem der Slums leisten kann. Auf dem Bild ist die älteste Tochter Janina mit ihrer Mickey Maus zu sehen. Eine Dame geht mit einer goldenen Handtasche an ihr vorbei - die ganze Situation der Schere zwischen Arm und Reich spiegelt sich in einem kurzen Moment wider.

Fotograf Toby Binder

Schottland

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(Foto: Toby Binder)

Vermutlich gibt es kein anderes Land auf der Welt, in dem Fußball trotz dauerhafter Erfolglosigkeit soviel Begeisterung auslöst, wie Schottland. Dies hat vielfältige Gründe. Einerseits stellt der Sport noch immer einen Nebenschauplatz im Kampf der Nationalisten gegen die Loyalisten, Katholiken gegen Protestanten, grün gegen blau, Celtic gegen Rangers und Hibernian gegen Hearts dar; andererseits bietet die Trostlosigkeit vieler Sozialbausiedlungen wenig Abwechslung und für viele Kids sind die vergleichsweise flachen Strukturen im professionellen schottischen Fußball die einzige Chance auf einen sozialen Aufstieg. Die jüngeren schwänzen die Schule, die älteren haben keine Arbeit und "werden auch nie eine haben". Während sie auf der Straße mit Drogen dealen, ist auch meist ein Fußball zum Zeitvertreib mit dabei.

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Schottland

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(Foto: Toby Binder)

Ein Fan von der Mannschaft Hibernian vor seinem Haus in Edinburgh.

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Schottland

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(Foto: Toby Binder)

Richard Brittain vom FC Livingston schreibt Autogramme am Spielfeldrand.

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Schottland

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(Foto: Toby Binder)

Kinder im Stadion von Livingston verpassen den Torjubel.

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Schottland

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(Foto: Toby Binder)

Jugendliche kicken auf den Straßen von Niddire, Edinburgh.

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Demokratische Republik Kongo 2013

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(Foto: Toby Binder)

Zinn wird in Digitalkameras, Laptops und Handys verarbeitet. Doch am Metall aus dem Ostkongo klebt Blut. Immer wieder besetzen Rebellengruppen die Erzminen. Mit dem Geld, das sie dort von Händlern und Bergleuten erpressen, kaufen die Rebellen ihre Waffen. Wer sich in der Vergangenheit in Deutschland ein Handy kaufte, finanzierte also unter Umständen diesen Krieg. 2011 setzte der US-Kongress ein Gesetz gegen Blutmineralien in Kraft. Firmen, die an der US-Börse gelistet sind, dürfen Rohstoffe wie Zinnerz oder Coltan, die aus dem Kongo und seinen Nachbarstaaten stammen, nur noch unter Auflagen verwenden: Die Firmen müssen beweisen, dass die Rohstoffe aus Minen kommen, die von keiner bewaffneten Gruppe kontrolliert werden. So soll garantiert werden, dass keine Warlords vom Erzverkauf profitieren. Das System wird nun in Nyabibwe in einem Pilotversuch ausprobiert.

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Demokratische Republik Kongo

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(Foto: Toby Binder)

Obwohl so garantiert werden kann, dass keine bewaffneten Gruppen die Mine kontrollieren, sind die Arbeitsbedingungen für die Bergleute noch immer schwierig und gefährlich. Das von Hand grob zerkleinerte Erz wird am nahe gelegenen Flussbett ein erstes Mal gewaschen.

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Demokratische Republik Kongo

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(Foto: Toby Binder)

Bergmann Bososco Baluma mit der mageren Ausbeute eines Arbeitstages. Oft sind die Männer 18 Stunden oder länger unter Tage.

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Demokratische Republik Kongo

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(Foto: Toby Binder)

Meist wird nur mit Hammer und Meißel gearbeitet, die Säcke auf dem Rücken aus den höhlenartigen Stollen transportiert.

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Demokratische Republik Kongo

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(Foto: Toby Binder)

"Natürlich ist das ein gefährlicher Job", sagt Bergmann Badheira Rugangu, "aber wenn du 13 Kinder versorgen musst, so wie ich, kannst du dir keine Angst leisten". Pausen auch nicht. Er wird nach Menge bezahlt. Von dem Erz, das eine Minenarbeitergruppe findet, muss sie die Hälfte an den Besitzer der Schürfrechte abgeben. Die andere Hälfte teilen die Bergleute unter sich auf, so bleiben sechs bis acht Dollar am Tag.

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Nigeria 2010

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(Foto: Toby Binder)

Ein Kinderheim im Niger-Delta kümmert sich um Kinder, die als "Hexen" von ihren Familien misshandelt oder verstoßen wurden. Die Pastoren und Pastorinnen der zahllosen evangelikalen Kirchen, die in Dörfern und Städten wie Pilze aus dem Boden sprießen, schüren die Panik vor Hexen und Dämonen und bieten sich gleichzeitig als Hilfe zur Bewältigung des Elends an, das sie selbst verursacht haben. Je mehr böse Geister sie aufspüren, je mehr Exorzismen sie zelebrieren, umso erfolgreicher bestehen sie in der Konkurrenz mit den anderen Glaubensgemeinschaften. Denn wer den Teufel besiegt, ist Gott nahe. Unheilbare Hexenkinder müssen ausgesetzt, beseitigt, erschlagen werden. Der Kinderhexenwahn ist in Nigeria um das Jahr 2000 ausgebrochen. Angeblich erkennt man ein verhextes Kind daran, dass es schon früh frech ist, lügt, stiehlt und sich den Erwachsenen widersetzt.

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Nigeria

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(Foto: Toby Binder)

Kinder singen während eines Gottesdiensts, der jeden Sonntagvormittag im Kinderheim stattfindet.

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Nigeria

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(Foto: Toby Binder)

Stella lebte seit Monaten auf den Straßen des kleinen Fischerdorfes Ibaka im Niger-Delta, bevor sie von Mitarbeitern des Kinderheims gerettet wurde. In diesem verdreckten Bretterverschlag fand sie Unterschlupf und ernährte sich von Fischabfällen. Ihr Hab und Gut ist in eine Plastiktasche gepackt.

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Nigeria

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(Foto: Toby Binder)

Abraham, acht Jahre alt, Israel Ekpa, zwölf, und Godwin, neun, spielen Karten. Außer einem platten Fussball und einem abgegriffenen Set Spielkarten gibt es für die Kinder lediglich improvisiertes Spielzeug - wie Steine oder ein aus Kronkorken gebasteltes Tischfußballspiel.

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Nigeria

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(Foto: Toby Binder)

Nkoyo schläft auf dem Boden eines der Schlafsäle. Fest glauben die Kinder bei ihrer Ankunft, dass sie das sind, was alle sie nennen. Dabei verstehen sie meist nicht, was genau das ist: Hexen. "Kannst du in der Nacht fliegen? Dann flieg!", provoziert Sam Ikpe-Itauma, der Gründer des Kinderheims, die Neuankömmlinge.

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Malawi 2008

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(Foto: Toby Binder)

Als ich in Malawi die Situation von schwangeren Frauen dokumentiert habe, litt das Land noch unter der höchsten Müttersterblichkeit aller konfliktfreien Staaten. In der Hauptstadt Lilongwe brachten drei Gynäkologen jährlich 12.000 Kinder zur Welt. Am Bottom Hospital werden alle Patientinnen kostenlos behandelt.

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Malawi

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(Foto: Toby Binder)

Neben der schlechten Personalsituation gibt es auch nicht genügend Raum für alle Frauen. Hier eine Patientin in einem überfüllten Krankenzimmer.

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Malawi

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(Foto: Toby Binder)

Frauen warten im Flur in Bettlaken gehüllt auf ihren Termin für den Kaiserschnitt.

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Malawi

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(Foto: Toby Binder / Bilderberg)

Eine Angehörige bereitet an einer Kochstelle im Krankenhaus Essen für eine Patientin zu.

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Malawi

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(Foto: Toby Binder)

Die Frühgeborenenstation am Bottom Hospital.

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Sierra Leone 2010

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(Foto: Toby Binder)

In Sierra Leone herrscht bis heute die höchste Müttersterblichkeit, von 100.000 gebärenden Frauen überleben 2100 die Geburt nicht. Viele Frauen machen sich bei Komplikationen zu spät auf den Weg in ein Krankenhaus, viele Geburten finden in den Dörfern in traditionellen Geburtshäusern statt. Die junge Mutter Timmah Mohamad mit der Geburtshelferin Howa Boima vor dem hölzernen Geburtsbett, auf dem sie kurz zuvor ihr Kind zur Welt gebracht hat.

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Sierra Leone

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(Foto: Toby Binder)

Batu Wudie neben ihrer Tochter Marnie, die im Krankenhaus während der Geburt ihr Baby verlor.

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Sierra Leone

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(Foto: Toby Binder)

Glückliche Geburt unter Gaslampenschein in einem Gesundheitszentrum in Lalehun im äußersten Osten von Sierra Leone; das nächste Krankenhaus ist mehrere Tagesmärsche entfernt.

Fotograf Toby Binder

Sierra Leone

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(Foto: Toby Binder)

Eine schwangere Frau auf dem Weg ins Krankenhaus. Der elf Jahre andauernde Bürgerkrieg hat einen Großteil der Infrastruktur des Landes zerstört. Wenn während der Geburt Probleme auftreten, verursachen schlechte Straßen und der Mangel an Krankenwagen oft den Tod der Frauen.

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Sierra Leone

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(Foto: Toby Binder)

Wenn es die Frauen rechtzeitig in eines der wenigen Krankenhäuser schaffen, steigen die Chancen deutlich, Mutter und Kind bei Komplikationen retten zu können. Fatmata mit ihrem drei Tage alten Baby.

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New York

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(Foto: Toby Binder)

Hier Bilder aus einer Portraitserie auf den Straßen von New York: Ein Mann am Strand von Coney Island.

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New York

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(Foto: Toby Binder)

Ein Junge trinkt aus einem Wasserhydranten in Harlem.

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New York

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(Foto: Toby Binder)

Zwei Frauen küssen sich im West Village.

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New York

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(Foto: Toby Binder)

Ein Mann am Strand von Coney Island.

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New York

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(Foto: Toby Binder)

Ein Junge läuft an einem Juweliergeschäft im Stadtteil Williamsburg vorbei.

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