Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

In "Zwischen zwei Leben" kämpfen Idris Elba und Kate Winslet ums Überleben. Der Dokumentarfilm "Miss Kiet's Children" zeigt, wie Traumabewältigung bei Flüchtlingskindern funktionieren kann.

Von den SZ-Kinokritikern

Bo und der Weihnachtsstern

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(Foto: dpa)

Jesus, Maria, Josef - und Bo. Timothy Reckart erzählt Christi Geburt neu. Der Zwerg-Esel Bo fühlt sich zu etwas Größerem bestimmt als zu schuften, und gerät an Maria und Josef. Mit Witz und vor allem Trubel zeigt der Animationsfilm Kindern, warum man Weihnachten feiert. Für Erwachsene kann die Kette aus Verfolgungsjagden, Ausbruchsversuchen und Rettungsaktionen mit immer mehr sprechenden Tieren eintönig sein. Interessant ist allemal der hadernde Josef. Aber es wäre ja nicht Weihnachten ohne ein Happy End.

Burg Schreckenstein 2

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(Foto: Concorde Filmverleih GmbH / Roxy Film / Christian Hartmann)

Die Schüler von Burg Schreckenstein müssen sich wieder mal in einem Wettkampf mit den Schülerinnen von Schloss Rosenfels messen. Doch Ralf Huettners zweiter Internatsfilm geht zum Glück etwas über das ewige Jungs-gegen-Mädchen-Spiel hinaus. Die Burg soll verkauft werden. Die Schreckies brauchen die Hilfe der Rosenfelserinnen, besser bekannt als arrogante Hühner. Ohne Klischee geht es in dem verstaubten Kasten dann doch nicht. Da hilft auch ein Uwe Ochsenknecht in knallgelber Motorradkluft wenig.

Clair obscur

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(Foto: Real Fiction)

Die türkische Filmemacherin Yeşim Ustaoğlu erzählt von zwei Frauen: Chehnaz ist eine liberale Psychotherapeutin, Elmas wurde von ihrer Familie zwangsverheiratet. Elmas wird der Mord an ihrem Mann vorgeworfen, und inmitten lebensumwerfender Umstände begegnen sich beide Frauen und beginnen, nach ihrer wahren Identität zu suchen. Das heißt, es regnet viel, es wird viel gelitten und alle schauen den ganzen Film hindurch sehr ernst. Trotzdem ein interessanter Einblick in die Rolle der Frau in der gegenwärtigen Türkei.

Daddy's Home 2

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(Foto: dpa)

Der coole Dad, ein noch coolerer Dad und der uncoole Dad müssen, über ihre Stiefkinder als Patchwork-Großfamilie verbunden, Weihnachten zusammen verbringen. Damit der Spaß noch größer wird, hat der coole Dad seinen coolen Dad und der uncoole Dad seinen uncoolen Dad dabei. Die Frage, wer cool ist und wer nicht, spielt bei Sean Anders die ganze Zeit über eine unangenehm große Rolle. Da hilft auch die versöhnliche Festtagsbotschaft nicht, dass alle doch nur zusammen Weihnachtslieder singen wollen.

Forget About Nick

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(Foto: dpa)

Es gibt Menschen, denen fehlt einfach die Begabung dafür, Witze zu erzählen - trotzdem können sie es nicht lassen. Dazu gehört Margarethe von Trotta mit ihrer jüngsten Möchtegern-Komödie, in der zwei Frauen (Ingrid Berdal, Katja Riemann), Ex-Gattinnen desselben Mannes, einen Clash der Lebensstile aufführen. Ein Running Gag mit einem immerzu auf- und wieder abgehängten Gemälde verpufft kläglich, und das Duell Karrierefrau versus Alleinerziehende im New Yorker Luxusloft taumelt zwischen "Starke Frauen"-Kitsch und parfümierter Langeweile.

A Ghost Story

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(Foto: dpa)

Der Tod eines geliebten Menschen bleibt ein Schock, egal, mit welchen Jenseitsvorstellungen wir uns trösten wollen, und von solch einer Schockerfahrung erzählt David Lowerys Geistergeschichte, die nicht den Nervenkitzel sucht, sondern poetischen Zauber. Sie umkreist die Liebe eines jungen Paares (faszinierend: Rooney Mara und Casey Affleck), durcheilt die Geschichte eines ländlichen Ortes (Geister sind an Orte gebunden), weitet sich ins Kosmische, und findet in unseren Trauererfahrungen intensivste Resonanz.

Die Lebenden reparieren

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(Foto: dpa)

In Le Havre wird ein Teenager aus dem Sturm und Drang des Lebens gerissen und ermöglicht einer fünfzigjährigen, alleinerziehenden Mutter in Paris eine zweite Lebenschance. In ihrer Verfilmung des Romans von Maylis de Kerangal umreißt die französische Filmemacherin Katell Quillévéré zusammen mit Emmanuelle Seigner, Tahar Rakim und Bouli Lanners den Kreislauf des Lebens in seiner extremsten Form. Im engen Rahmen von 24 Stunden versöhnt sie den verstörend nüchternen Pragmatismus der Chirurgen mit den rohen Gefühlen der Betroffenen und den spirituellen und philosophischen Fragen des Lebens, klug konstruiert und zugleich ergreifend wahrhaftig.

Miss Kiet's Children

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(Foto: déjà-vu film UG)

Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster filmen die Klasse von Miss Kiets, die in einer niederländischen Grundschule Migrantenkinder unterrichtet - viele sind aus Syrien geflohen. Ohne Kommentar oder Interviews zeigen sie allein durch genaue Beobachtung, dass Traumaverarbeitung und Multikulti die liebevolle Geduld einer Miss Kiets brauchen. Was extrem berührend ist, und extrem optimistisch stimmt.

Queercore

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(Foto: Edition Salzgeber / Alice Wheeler)

Queer ist nicht das Gegenteil von hetero, sondern von konventionell. Das hat man nach dem Dokumentarfilm von Yony Leyser verstanden, wusste es allerdings vermutlich vorher schon. Die Protagonisten der amerikanischen Queercore-Szene seit den Achtzigern quatschen brav einer nach dem anderen in die Kamera, dazwischen bunt leuchtende Kritzeleien, Penisse, ein kurz angespielter Gitarrenriff, der Nächste bitte. So fad kann man vom Punk erzählen.

S.U.M. 1

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(Foto: dpa)

Im Jahr 2070 lebt die Menschheit unter der Erde, in einem Wachturm im Brandenburgischen hält ein Rekrut (Iwan Rheon aus "Game of Thrones") nach Überlebenden Ausschau. Aber nichts passiert, und bald fragt er sich, ob er nicht in Wahrheit selbst beobachtet wird. Der deutsche Endzeit-Thriller von Christian Pasquariello orientiert sich sichtbar an amerikanischen Genre-Vorbildern - die Auflösung ist aber kaum aufregender als hundert Tage Dienst im Wachturm.

Vânătoare

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(Foto: Grandfilm)

Drei Sexarbeiterinnen an den Ringstraßen von Bukarest trotzen Kälte, Geldnot und Trostlosigkeit, faulen Machomännern und korrupten Polizisten. Die in Rumänien geborene dffb-Absolventin Alexandra Balteanu kommt der Wirklichkeit eines solchermaßen harten Lebens wahrscheinlich sehr, sehr nahe. Was Spannung und Schauwerte betrifft, wirkt ihr Film allerdings wie das Äquivalent zu der Aufgabe, sich unter der hässlichsten Autobahnbrücke Rumäniens die Beine in den Bauch zu stehen.

Zwischen zwei Leben

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(Foto: Twentieth Century Fox France)

Flugabsturzdramen konzentrieren sich meist auf den Überlebenskampf des Menschen gegen die Elemente. Dieses fragt auf der letzten Etappe, wie sich durch existenzielle Erfahrungen die Perspektive aufs eigene Leben verschiebt. Nach "Paradise Now" und "Ein Lied für Nour" bewegt sich der palästinensische Regisseur Hany Abu Assad mit dieser Romanverfilmung erstmals auf politisch neutralem Gelände. Auf dem holprigen Weg vom Überlebensdrama zur zarten Romanze unter extremen Bedingungen bis zur anschließenden Lebensrevision bezieht der Film einige Kraft aus der harschen Schönheit der kanadischen Natur und aus dem Charisma seiner beiden Hauptdarsteller Idris Elba und Kate Winslet.

© SZ vom 06.12.17 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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