Drohnen für Hollywood:Höhenflug

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Bald auch für Hollywoodproduktionen unterwegs: Kameradrohnen. (Foto: dpa)

"Ein Sieg für die Zuschauer in aller Welt", jubelt der Vorsitzende der Motion Picture Association of America, Christopher J. Dodd. Endlich dürfen beim Filmdreh nun Drohnen eingesetzt werden. Bei der Entscheidung geht es jedoch um mehr als nur die neuen Möglichkeiten für das Kino.

Von Fritz Göttler

Es wird dichter im Luftraum über Hollywood. Am Donnerstag verkündete die Federal Aviation Admission, dass auf den Geländen der Film- und Fernsehstudios, in einem abgegrenzten Gebiet also, unbemannte Kameradrohnen zum Einsatz gebracht werden dürfen - von Spezialfirmen und unter restriktiven Bedingungen, von denen man sicher sein kann, dass sie in absehbarer Zeit gelockert werden dürften: Operationshöhe nicht mehr als 130 Meter, der bedienende Techniker muss einen Pilotenschein haben, Nachtflüge sind verboten, zunächst mal ...

Der Schutz der Privatsphäre, die Sicherheit des Luftverkehrs sollen durch die Regelungen gewahrt bleiben. Aber die Entscheidung bedeutet ein Signal weit über Hollywood hinaus. "Ein bedeutender Meilenstein in der Ausweitung des kommerziellen Gebrauchs", sagte US-Verkehrsminister Anthony R. Foxx.

Nicht nur die Filmindustrie ist scharf auf den nichtmilitärischen Einsatz von Drohnen, etwa vierzig weitere Anträge liegen derzeit bei der FAA, unter anderem von Amazon, die ihr Geschäft mit Paketdrohnen nochmals forcieren will - Paketkopter werden gerade von der DHL auf der Nordseeinsel Juist getestet -, in der Landwirtschaft, bei der Inspektion von Stromleitungen und Pipelines. Auch Showunternehmen imaginieren schon drohnenunterstützte Spektakel, der Cirque du Soleil, Disney-Themenparks, die von riesigen Marionetten träumen.

Arbeitsplätze für Hollywood

Enthusiastisch reagierte auch Christopher J. Dodd, der Vorsitzende der Motion Picture Association of America. "Ein Sieg für die Zuschauer in aller Welt", erklärte er, "denn nun erhalten Filmemacher eine weitere Möglichkeit, die kreativen Begrenzungen auszudehnen und die Art von Szenen zu schaffen, die wir uns vor ein paar Jahren nur erträumen konnten." Filme, bei denen bislang diese Träume mittels Drohnen realisiert wurden - Harry Potter, Transformers, James Bonds "Skyfall" - , mussten außerhalb der USA gedreht werden, in Ländern, wo die Restriktionen nicht so stark waren. Es geht also, daran lässt Dodd keinen Zweifel, auch um Produktivkräfte und Arbeitsplätze für Hollywood.

Das Drohnenkino in seiner Grenzenlosigkeit und Entfesselung - man denkt spontan an die Begeisterung von Howard Hughes, als er in den Zwanzigern seinen Luftkriegsfilm "Hell's Angels" drehte - ist nicht ganz neu, es fand bislang auf den Terrains der Computereffekte statt, und man ist seiner ausschweifenden Flüge durch Raum und Zeiten inzwischen müde geworden. Sein "Alles ist möglich" ist ein Produkt der Popkultur und ihrer Allmachtsphantasien, der Videoclips. Statt wie einst im klassischen Kino um die Bewegung im Raum, die mise en scène, wird es nun noch stärker um die Beherrschung des Raums gehen. Wollen wir das wirklich im Kino, die totale Kontrolle?

© SZ vom 27.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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