"Der gestiefelte Kater" im Kino:Wenn sich ein Kater im Erzählgarn verknäuelt

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Der "gestiefelte Kater" hat den mit Grimmphantasien überwucherten "Shrek"-Wald verlassen und einen eigenen Film bekommen. Dreamworks hat ihn in einen Hispanowestern versetzt. Aus dem subtilen Spiel mit gesellschaftlichen Formen wird jedoch schnell ein heilloses Durcheinander.

Fritz Göttler

Man ist auf vertrautem Terrain in diesem Film, eine sonnendurchglühte Wüste, tiefe gewundene Schluchten, eine einsame Dorfstraße schließlich, an deren Ende eine Bodega. Eine dunkle Silhouette steht plötzlich in der Tür, eine Figur, die man vom Steckbrief kennt, der notorische Gestiefelte Kater.

Dreamworks hat dem Kater unter der Aufsicht von Chris Miller einen eigenen Film verpasst. Miller war zuvor schon bei den Shrek-Filmen dabei war, zuletzt als Regisseur. (Foto: Paramount Pictures)

Der kleine Kerl ist imposant, auch wenn er Mühe hat, sich am Tresen hochzuziehen und den Mann dahinter zu fixieren: Ein Glas Milch! Sein Schlabbern ist ungewöhnlich, aber drumherum ist alles genregemäß, vom Gelächter der Suffköpfe bis zur Reaktion des Katerhelden: Ihr habt den Kater böse gemacht. Das wollt ihr doch nicht, dass der Kater böse wird . . .

"Puss in Boots", der Gestiefelte Kater ist aus dem mit Grimmphantasien überwucherten "Shrek"-Märchenwald, wo er seine ersten Auftritte hatte, in einen Hispanowestern hinübergewechselt, einen eigenen Dreamworks-Zeichenfilm, unter der Aufsicht von Chris Miller, der bei den Shrek-Filmen dabei war, zuletzt als Regisseur.

Puss, ein Großsprecher, Menschenfreund, sinnlicher Frauenheld, in der Tradition von Zorro, den Antonio Banderas, der den Kater im Original spricht, im Kino spielte. Etwas naiv ist er allemal, wie die meisten Weltverbesserer. In ihm steckt noch das putzige Kätzchen, das mit zutraulichem Blick und Miauen mit dem Zuschauer kokettiert - damit war der durchtriebene Kater in den Shrek-Filmen schon erfolgreich.

Solch subtiles und erotisches Spiel mit den gesellschaftlichen Formen und der Abstraktion der Verführung - in dem Disney und Pixar sich so gern verlieren - treibt der Katerfilm nicht sehr lange. "Did you lose your ball of yarn", fragt der Mann hinter der Theke spöttisch - ja, sein Garnknäuel hat auch der Film irgendwann verloren, das mit dem Erzählgarn.

Ein alter Jugendfreund taucht auf, aus einem anderen Kulturkreis, Humpty Alexander Dumpty, er ist eierglatt und etepetete gekleidet und hat blöde eigennützige Pläne: ein paar Zauberbohnen stehlen und auf dem Riesenstamm, der daraus erwächst, hochsteigen in ein Schloss in den Wolken, eine Gans entführen, die goldene Eier legt und damit die Welt beglücken . . . Und irgendwie ist in diesem Durcheinander die Chance vertan, endlich einmal zu sehen, wie ein erotischer Film in 3D aussehen könnte.

PUSS IN BOOTS, USA 2011 - Regie: Chris Miller. Buch: Tom Wheeler, David H. Steinberg, Jon Zack, Brian Lynch. Mit (den Stimmen von) Antonio Banderas, Salma Hayek, Zach Galifianakis, Billy Bob Thornton. Deutsche Stimmen Benno Fürmann, Elton. Paramount, 90 Min.

© SZ vom 09.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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