Berlinale 2014:Chinesischer Film "Bai Ri Yan Huo" gewinnt Goldenen Bären

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Dankesrede für den Goldenen Bären: Regisseur Diao Yinan nimmt den Preis für seinen Film "Bai Ri Yan Huo" entgegen. (Foto: REUTERS)

Überraschung bei der Preisverleihung: Der große Favorit des Publikums muss sich mit einem kleineren Preis begnügen. China holt dafür gleich drei Berlinale-Bären - inklusive dem Hauptpreis. Und auch die Deutschen gehen nicht leer aus.

Der Goldene Bär der 64. Berlinale geht nach China: Die Jury der Internationalen Filmfestspiele Berlin hat am Samstagabend den Krimi "Bai Ri Yan Huo" (Schwarze Kohle, dünnes Eis) von Yinan Diao mit dem Hauptpreis des Festivals ausgezeichnet. Der Regisseur konnte bei der Preisvergabe im Berlinale-Palast vor Rührung zunächst gar nicht sprechen. Dann dankte er seinem großen Schauspielerensemble.

Die Deutschen holten einen Silbernen Bären in der Kategorie bestes Drehbuch. Die Geschwister Anna und Dietrich Brüggemann nahmen die Auszeichnung für das Drama "Kreuzweg" entgegen. Ihr Film erzählt von einem 14-jährigen Mädchen, das der strengen katholischen Lehre der Pius-Bruderschaft folgt. Der Preis sei ein Ansporn, weitere Filme zu drehen, sagte Dietrich Brüggemann. "Kreuzweg" erhielt außerdem den Preis der Ökumenischen Jury.

Chinesische Filmemacher erhielten insgesamt drei der begehrten Bären: Der 40-jährige Fan Liao, Hauptdarsteller der im Stil des Film noir gedrehten Detektivstory "Bai Ri Yan Huo", wurde auch als bester Schauspieler geehrt. Der Film um die Aufklärung mehrerer brutaler Morde ist ein düsteres Puzzle aus Liebe, Rache und sexueller Gier in einer Gesellschaft ohne Moral.

Jury entscheidet sich gegen den Publikums-Favoriten

Auch der Preis für die beste Kamera ging in diesem Jahr an China: Jian Zeng erhielt den Preis für seine Bilder zu dem Drama "Tui Na" (Blinde Massage).

Den Silbernen Bären als beste Schauspielerin erhielt die überglückliche 23-jährige Japanerin Haru Kuroki für ihre Rolle eines Dienstmädchens in "Chiisai Ouchi" (Das kleine Haus) von Yoji Yamada. Die Preisträgerin war in einem festlichen Kimono zu der von Anke Engelke moderierten Gala erschienen.

Mit der wichtigsten Festivaltrophäe für "Bai Ri Yan Huo" entschied sich die Jury, in der auch der zweifache Oscar-Preisträger Christoph Waltz und "James Bond"-Produzentin Barbara Broccoli saßen, gegen den Favoriten von Publikum und Kritik.

Erklärter Liebling der Festivalbesucher war Richard Linklaters Drama "Boyhood". Der US-Amerikaner wurde für sein Langzeit-Spielfilmprojekt über einen Heranwachsenden aus Texas mit dem Preis für die beste Regie geehrt.

Der Große Preis der Jury ging an Wes Andersons "Grand Budapest Hotel". Die turbulente Komödie mit Stars wie Ralph Fiennes, Willem Dafoe und Tilda Swinton hatte das elftägige Festival eröffnet.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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