Architektur:Einst waren sie nutzlose Betonriesen

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Wie aus den Bunkern des Zweiten Weltkriegs Wohnungen, Museen oder gar Aquarien werden.

Von Laura Weißmüller

Wer sich auf die Suche nach den Bunkern in diesem Land macht, muss genau hinsehen. Nicht weil die Gebäude so unscheinbar wären. Im Gegenteil. Oft viele Stockwerke hoch sind sie wahre Betonriesen, zudem stehen die meisten von ihnen mitten in der Stadt. Schließlich sollten bei Gefahr möglichst viele Menschen so schnell wie möglich die Schutzbauten erreichen. Das Problem ist: Die Nutzlosigkeit der Hochbunker in den vergangenen Jahrzehnten war ihre beste Tarnung. Viele Menschen laufen Tag für Tag an ihnen vorbei, ohne sie wirklich zu sehen. Wer sie finden will, fragt denn auch am besten Bürger, die dort tatsächlich einmal Schutz gesucht haben. Die Kriegsgeneration hat die Bunker nicht vergessen.

Die Gegenwart aber auch nicht. In die Bauten aus dem Zweiten Weltkrieg zieht immer mehr neues Leben ein. Die Nutzungen sind dabei so verschieden, wie die Städte, wo die Bunker stehen: In Berlin darf sich zeitgenössische Kunst ein visuelles Armdrücken mit den Bunkerräumen liefern, in Düsseldorf wird gebetet, in München schick gewohnt, in Wien dagegen ziehen Haie ihre Bahnen und Riesenschildkröten, wogegen in Hamburg gleich ein ganzer Park auf dem Dach wachsen soll.

Kann sich hinter bis zu drei Meter dicken Mauern die Gegenwart einrichten?

Doch egal ob Ausstellungshaus, Kirche, Park oder Aquarium - all die heutigen Bewohner und Benutzer eines Bunkers haben ihre eigene Geschichte mit dem Gebäude. Denn es ist eben mehr als nur einfach ein gewaltiges Betonmassiv, in das Luft und Licht hineingebracht werden muss. Es ist eine Architektur des Krieges. Was bedeutet es, darin zu leben? Warum will man das überhaupt? Und wie schafft man es, dass sich hinter bis zu drei Meter dicken Mauern die Gegenwart einrichten kann?

Eigentlich alle, mit denen die SZ auf ihrer Reise zu den Bunkern gesprochen hat, erzählen aber nicht nur über ihre eigenen Erfahrungen mit den Betonriesen, sondern vor allem auch über Gefühle, die "ihre" umgebauten Bunker bei alten Menschen auslösen. Ein Problem mit der neuen Nutzung scheint dabei keiner zu haben. Stattdessen ist die Freude oft groß, dass diese Bauten aus dem toten Winkel der Wahrnehmung befreit wurden. Vielleicht empfinden es auch einige so, wie es der Architekt für den Umbau des Hamburger Bunkers in St. Pauli ausdrückt: "Die Idee, hier einen öffentlichen Park anzulegen, ist auch eine Art Befriedung."

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