"Celeste & Jesse" im Kino:Tragische Seelenverwandschaft

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Der Film erzählt von der Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann, die mit Sex nichts mehr zu tun hat und es doch wert ist, gerettet zu werden. (Foto: dpa)

In der Beziehungskomödie "Celeste & Jesse" bürstet Regisseur Lee Toland Kriegerer die üblichen Klischees so lange gegen den Strich, bis sie keine Klischees mehr sind. Schon lange hat kein Film von einer Liebe zwischen einer Frau und einem Mann erzählt, die so sehr verdient hat, gerettet zu werden wie hier.

Von Susan Vahabzadeh

Erst einmal hasst man diese Freunde. Celeste und Jesse haben sich mit ihnen zum Abendessen getroffen, und das befreundete Paar ist den ganzen Abend pikiert. Gut, Celeste und Jesse tragen ziemlich dick auf mit ihrer Turtelei und ihren Insiderjokes. Der Code, in dem sie miteinander kommunizieren, zeugt von einer hermetischen Welt, die nur den beiden gehört - aber sowas müssen Freunde doch aushalten.

Es dauert eine ganze Weile, bis klar ist, was die Freunde stört an diesem Paar. Es ist gar nicht die Schmuserei am Esstisch. Es ist die Trennung, die davor liegt, Jesse ist ins Gartenhaus gezogen und die beiden wollen sich scheiden lassen.

"Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!" ist der deutsche Untertitel für diese romantische Komödie, mit der Lee Toland Krieger das Genre sehr schön gegen den Strich bürstet - er nimmt eine ganze Reihe der üblichen Klischees auf und spielt dann solange damit herum, bis sie keine Klischees mehr sind.

Celeste - gespielt von der wundervollen Rashida Jones, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat - ist beispielsweise eine kratzbürstige Karrierefrau und Jesse (Andy Samberg) ein tagträumender Künstler, selbstverständlich brotlos. Das ist in den letzten Jahren zu einer formelhaften Konstellation geworden. Aber diesmal ist es eben einmal nicht so, dass die Beziehung an männlichen Minderwertigkeitskomplexen krankt.

Jesse will zurück, Celeste will ihn nicht wiederhaben, das ändert sich erst, als die beiden plötzlich mit einer völlig neuen Sachlage umgehen müssen. Manches, womit sich die beiden herumschlagen, ist komisch: Celestes Querelen mit dem irren Teenie-Popstar Riley (Emma Roberts), der sich ganz rührend in ein Kind zurückverwandelt. Anderes ist traurig - denn irgendwie geht es uns als Zuschauer nach einer Weile wie den Freunden, für die eine Welt zusammenbricht, weil zwei Menschen, die offenkundig Seelenverwandte sind, nicht einfach zusammenbleiben können.

Auf jeden Fall hat lange kein Film von einer Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann erzählt, die es so sehr verdient hat, gerettet zu werden wie die von Celeste und Jesse. Und überhaupt: Es ist ja ganz schön, wenn das Kino von einer Welt träumt, in der nicht einmal der Lauf der Zeit endgültig ist. Es ist aber genauso schön, wenn gelegentlich mal eine Story respektiert, dass es nicht für alles eine Lösung gibt.

Wenn man als Teenie-Popstar, findet beispielsweise Riley heraus, einmal erledigt ist, führt kein Weg mehr zurück auf die Poster an den Kinderzimmerwänden. Aber vielleicht ist das auf eine verquere Art gar nicht so schlimm.

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Von den SZ-Kritikern

Celeste & Jesse Forever , USA 2012- Regie: Lee Toland Krieger. Buch: Will McCormack, Rashida Jones. Kamera: David Lanzenberg. Mit: Rashida Jones, Andy Samberg, Emma Roberts . DCM, 89 Minuten

© SZ vom 22.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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