WÄRE DIE SZ EIN AUF PLATTDEUTSCH erscheinendes Blatt, hätten sich einige Leser Post sparen können. Da dem nicht so ist, mussten sie auf einen schriftdeutschen Kommentar reagieren, in dem der Kanzlerin unterstellt wurde, ihr Motto sei "das des Igels im Märchen: Ich bin schon allhier". Nun ist aber das Märchen vom Hasen und Igel im Original ein plattdeutscher Text mit dem Titel "De Has un de Swinegel", und was das Motto des Igels, genauer gesagt des Igelpärchens, angeht, so lautet es: "Ick bün all hier." Dieses "all hier" hat nichts mit dem Adverb allhier zu tun, wie wir es von der "Jägerei allhier auf grüner Heid" kennen. Vielmehr bedeutet das plattdeutsche all/al so viel wie schon. Hier ein Beispiel aus einem einschlägigen Wörterbuch: "Is de Müll al weg?" (Ist die Müllabfuhr schon durch?) Für Leitartikler gilt obiges Motto übrigens auch, egal ob sie wirklich gelaufen sind oder nur in der Ackerfurche auf ihren Auftritt gelauert haben.
BEI DER UNI VECHTA, Abteilung Sprachberatung, ging einmal die Anfrage ein, ob die Vechtaer nach dem Vorbild der Hannoveraner nicht besser Vechtaraner heißen sollten. Das wurde so deutlich zurückgewiesen, wie unser Leser H. die Bezeichnung Weimaraner für Weimarer zurückweist. Der Kollege, der die Bewohner von Weimar so genannt hatte, berief sich auf Goethe ("Ich bin Weltbewohner, / Bin Weimaraner"), kommt damit aber gegen heutige Konvention nicht auf. Der Weimarer wohnt in oder stammt aus Weimar, der Weimaraner ist ein wesensfester und passionierter Jagdhund. Anders der Hannoveraner: Das kann ein Mensch aus Hannover sein, aber auch ein Pferd, und zwar, wie es heißt, "ein rittiges, edles, großliniges und korrektes Warmblutpferd".
TRINKWASSER erhält man, so Leser G., indem man Meerwasser des Salzgehalts beraubt. Beraubt ein Kollege sich seiner Konzentrationsfähigkeit, kann es geschehen, dass die Entsalzung und ihr Produkt eins werden: "Trinkwasser-Entsalzungsanlage."