Sprachlabor:Was schon in der Schöpfungsgeschichte steht

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Trennt man den Satz "Und Gott sah, dass es gut war" mit einem Punkt, produziert man die Gebilde "Und Gott sah" sowie "Dass es gut war." Gedanken zum Sinn stiftenden Nebensatz.

Von Hermann Unterstöger

ZUM NEBENSATZ ließe sich viel sagen, entscheidend ist aber, dass er dem Hauptsatz strukturell untergeordnet ist. Die Dudengrammatik von 1959 zieht den Begriff "Gliedsatz" vor. Aus ihm ergebe sich ohne Weiteres, "dass Sätze dieser Art ohne den ,Stammsatz' nicht bestehen können, in dem sie ihren Gliedwert haben". Unselbständig, wie sie sind, hängen sich Gliedsätze mit einem Komma an die übergeordneten Sätze an, und das gilt seit den Tagen der Schöpfung. Trennt man den Satz "Und Gott sah, dass es gut war" mit einem Punkt, produziert man die Gebilde "Und Gott sah" sowie "Dass es gut war", von denen keines alleine bestehen kann. Unsere Leserin W. stellt fest, dass in der SZ "praktisch keine Artikel mehr erscheinen, die ausschließlich aus vollständigen Sätzen bestehen". Das ist zwar krass übertrieben. Wurde aber anhand einer Glosse belegt. In der sich sieben solcher Trennungen fanden. Obwohl keine von ihnen nötig war. Weil es mit der dadurch vorgetäuschten Dramatik so weit auch wieder nicht her war.

APROPOS SCHÖPFUNG: Leser D. staunt über das oft attestierte "biblische Alter", das es in Urzeiten, bei mangelnden Medikamenten, doch gar nicht gegeben haben könne. Hauptquelle dafür ist 1 Mose 5 ff., worin unter anderem von Methusalah die Rede ist, dem Sohn des Henoch, der mit 187 den Lamech zeugte und danach weitere 782 Jahre lebte, insgesamt also 969 Jahre. Lamech wurde 777 Jahre alt, sein Sohn Noah 950 Jahre. Nicht auszudenken, wenn es damals schon die reguläre Altersrente gegeben hätte.

NOCH EIN APROPOS, diesmal aber zum Thema Nebensatz: Im Streiflicht wollten "Wissenschaftler etwas ausprobieren, nämlich ob die Bären nicht vielleicht an Ufos gewöhnt werden könnten?". Unser Leser M. weist darauf hin, dass in abhängigen Fragesätzen das Fragezeichen absolut nichts verloren hat. Das Schlusszeichen richtet sich nach dem übergeordneten Teilsatz, muss hier also ein Punkt sein.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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