Sprachlabor:Vielfach gescheitert

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Wenn es heißt, eine Maus sei um ein Vielfaches leichter als ein Elefant, stimmen wir zu. Nicht so nach einer Diät...

Von Hermann Unterstöger

WENN MAN SAGT, ein Elefant sei um ein Vielfaches schwerer als eine Maus, heißt das bei einem Elefanten von beispielsweise 3,84 Tonnen Gewicht und einer Maus von 23 Gramm Gewicht, dass der Elefant um - aber das soll mal jeder selbst ausrechnen. Umgekehrt analog hieß es bei uns über Hermes Phettberg, der einst 170 Kilo schwere Mann sei nun "um ein Vielfaches leichter" als zu Zeiten seiner "Nette Leit Show". Leser Dr. I. hat es nur zum Vordiplom in Mathematik und Physik gebracht, ist aber trotzdem in der Lage auszurechnen, dass Phettberg 340, wenn nicht gar 510 oder 680 Kilo abgenommen haben müsste, ein Minus, das auf keiner Waage mehr "darstellbar" ist.

DIE SONDE PHILAE landete auf dem Kometen Tschuri so ungeschickt, dass die Solarmodule den Batterien keinen Strom mehr liefern konnten. Die Folge, wie wir sie sahen: "Nach gut zwei Tagen war der Saft leer." Diese Formulierung ging für Leser S. weit über das hinaus, was er sich unter allgemein verständlichem Wissenschaftsjournalismus vorstellt. In der Tat erinnert sie an Bierdeckel mit dem Slogan "Bier leer? Neues her!" und sollte die Ausnahme bleiben. Unerlaubt ist sie indes auch nicht, da man sie ohne Mühe bei den rhetorischen Figuren unterbringt, und zwar bei der Metonymie. Darunter versteht man eine Ausdrucksweise, die das eigentlich gemeinte Wort, in unserem Fall Batterie, durch eines ersetzt, das in sachlicher Beziehung dazu steht, hier durch Saft, was wiederum ein saloppes Synonym für elektrischer Strom ist.

NOCH GIBT ES MEDIEN wie das Handelsblatt, die sich von dem Verb inkludieren mit Gänsefüßchen distanzieren: "Champagner allerdings nicht inbegriffen - sorry: nicht ,inkludiert'." Bei uns und in anderen Blättern ist man weniger genant, was wohl damit zusammenhängt, dass inkludieren sich dank Inklusion und all inclusive zu einem normalen, wenn auch preziösen Verb mausert. Leser P. würde es gern aus seinem Wortschatz exkludieren. Wir auch.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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