Sprachlabor:Frauen et al.

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Kürzlich meldete sich ein Pater mit der Frage, ob es "hinterlässt eine Frau" oder "hinterlässt seine Frau" heißen müsse. Tja . . .

Von Hermann Unterstöger

ES PASSIERT NICHT ALLE TAGE, dass Klosterleute mit Sprachdingen vorstellig werden. Nun aber meldet sich Bruder M. mit der Frage, ob es bei Todesmeldungen "hinterlässt eine Frau" oder "hinterlässt seine Frau" heißen müsse, und er tut dies mit dem launigen Hinweis, dass es für seine Frage keinen persönlichen Hintergrund gebe. Bruder M. umreißt das Problem mit Hinweis darauf, dass die eine Frau in aller Regel seine Frau sei, und er erinnert ferner an Männer, die etliche Male verheiratet waren, bei deren Tod man trotzdem schreibe, sie hinterließen eine Frau, obwohl es vielleicht deren drei oder vier sind. Die eleganteste Lösung ist wahrscheinlich die, dass man eine/seine weglässt, jedoch nur, wenn auch Kinder da sind: hinterlässt Frau geht nicht, wohl aber hinterlässt Frau und (zwei) Kinder. Was Bruder M. noch interessieren könnte, ist Mk 12,19: "Wenn jemands Bruder stirbt / und lesst ein Weib . . ."

LOKALKOLORIT sieht Leser P. in der Ankündigung, jemand spreche "über Geldverdienen mit digitalen Abonnements, meinungsstarken Journalismus und zu große Angst vor Fehlern". Seiner Ansicht nach liegt hier so was wie "mit die Teller" vor, ein landestypischer Verstoß gegen die Dativregeln. Könnte Herr P. da etwas übersehen haben, nämlich dass die dem Dativ (in Abonnements) folgenden Akkusative (in Journalismus und Angst) gar nicht von der Präposition mit abhängen, sondern von über: Reden über Abos, Journalismus und Angst? Im Übrigen, lieber Herr P., sagt kein Bayer "mit die Teller". So spricht man anderswo, wie man bei Tucholsky lernt: "Alles mit deine Hände . . ."

"DAS SCHÖNE NEUE WORT" strunzöde erfreute Leser Prof. O. so, dass er die Erklärung mitlieferte, es gehe auf Trapattonis "Was erlaube Strunz?" zurück. Das mag mit hereinspielen, doch war das vergleichbare Wort strunzdumm schon 1990 in der Zeit zu lesen. Kenner vermuten dahinter strunzen, was laut Grimm müßig herumschweifen, prahlen oder urinieren  bedeutet.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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