Sprachlabor:Der oder die -mut?

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

"Großmut", "Demut", "Schwermut" - bei einigen dieser Komposita gibt es eine verbreitete Unsicherheit, ob sie nun männlich oder weiblich sind. Angeregt durch eine Leserin, bringt Hermann Unterstöger Licht ins Dunkel.

Von Hermann Unterstöger

IN DER KÜRZE liegt außer der Würze oft auch ein Fehler. Unsere Überschrift "Erstes schwules Paar adoptiert Pflegekind" ließ Leser W. aufhorchen, hatte er doch in der FAZ gelesen, besagtes Paar habe als erstes sein Pflegekind adoptiert. Ist das gehupft wie gesprungen? Ja, wenn damit gemeint ist, das Paar habe als erstes Paar so gehandelt; nein, wenn damit die erste Handlung des Paars gemeint ist. Um den Knoten zu entwirren, sei Folgendes nachgereicht: Die erste gleichgeschlechtliche Ehe schlossen Bernd Göttling und Dieter Schmitz in Frechen. Eigentlich wären Bodo Mende und Karl Kreile aus Berlin die Ersten gewesen, hätten die Frechener ihre Hochzeit nicht kurzerhand vorverlegt. Unser Paar sind Michael und Kai Korok, ebenfalls Berlin. Sie ließen ihre Partnerschaft in eine Ehe umwandeln und adoptierten nun ihr Pflegekind. Beim Heiraten waren sie nicht die Ersten, beim Adoptieren sehr wohl.

FÜR "BEDENKLICH" hält es unsere Leserin S., wenn die Großmut für ein Maskulinum gehalten wird. Sie hat recht, und anders, als sie denkt, finden wir ihre Mahnung keineswegs pedantisch. Wir erinnern nur daran, dass die Großmut früher auch männlich präsentiert wurde, etwa von Logau: "Großmut gilt und Hochmut nicht, / jener steht und dieser bricht." Es gibt bei einigen Komposita mit -mut eine verbreitete Unsicherheit, etwa bei Langmut oder Schwermut, die oft maskulin gebraucht werden, was der Anmut oder Demut so gut wie nie passiert. Eines freilich ist sicher: Wer das Mammut ins Spiel bringt, zahlt 5 € in die Kaffeekasse.

ÜBER DEN BILDSCHIRM des iPhone X hieß es bei uns: "Obwohl er 5,8 Zoll in der Diagonale misst (14,7 Zentimeter), bleibt das Gerät damit bei den Gesamtmaßnahmen kleiner als das iPhone 8 plus, dessen Bildschirm nur 5,5 Zoll groß ist (14 Zentimeter)." Seitdem grübelt Leser G., welche Gesamtmaßnahmen das sind, bei denen das bildschirmmäßig größere Gerät kleiner wird als das ebenfalls bildschirmmäßig kleinere.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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