Zielvereinbarungen:Wie das Jahresgespräch zum Erfolg wird

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Für viele Angestellte ist es kein besonders angenehmer Termin. Doch meist lohnt sich ein Jahresgespräch für alle Beteiligten. Angst vor dem Termin mit dem Chef brauchen Mitarbeiter nicht zu haben - sofern sie sich gewissenhaft vorbereiten.

Sophie Crocoll

Die Mitarbeiterin wird plötzlich zum Chef gerufen. Ohne es anzukündigen, führt er das Mitarbeitergespräch. Unter vier Augen zeigt der Chef der Mitarbeiterin ihre Kündigung und sagt, wenn sich ihre Leistungen nicht verbesserten, mache er die Kündigung wirksam. So schreibt es eine Kollegin der Frau anonymisiert in einem Berufsforum im Internet.

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Ein solcher Fall ist zwar die Ausnahme, aber viele Arbeitnehmer haben ein mulmiges Gefühl, wenn der jährliche Termin ansteht. Sie wissen nicht, was sie erwartet, oder rechnen damit, dass das Gespräch keine konkreten Veränderungen bringt. "Chefs und Mitarbeiter sehen das Mitarbeitergespräch oft als Pflichtübung. Wer sich gut vorbereitet und aktiv in das Gespräch einbringt, kann davon aber nur profitieren", sagt dagegen Managementtrainer Bernhard Bartsch.

In den meisten Unternehmen führen Vorgesetzte am Jahresanfang mit den Mitarbeitern ein Gespräch, in dem vereinbart wird, was jeder Angestellte für die Firma im nächsten Jahr leisten soll - und wie er sich entwickeln will. Viele Firmen haben einen Leitfaden oder eine Checkliste erarbeitet, die Mitarbeiter vor dem jährlichen Gespräch durchsehen können.

Welche Ergebnisse kann man vorzeigen

Zur Vorbereitung gehört, sich zu überlegen, welche Aufgaben man im vergangenen Jahr bearbeitet hat - und mit welchem Ergebnis. Mitarbeiter sollten Erfolge erwähnen und begründen, warum andere Projekte nicht wie geplant abgeschlossen wurden. Lag es an den Rahmenbedingungen, können Mitarbeiter im Gespräch vorschlagen, diese zu ändern. Wer Fehler gemacht hat, sollte das zugeben - und dem Chef verdeutlichen, was er daraus gelernt hat. "Beide Seiten sollten möglichst offen sein, nur so lassen sich greifbare Ergebnisse erzielen", sagt Bartsch.

Wichtig dabei ist es, konkrete Beispiele nennen zu können. Dafür hilft es, sich vor dem Gespräch selbst einzuschätzen: Habe ich verändert, was der Chef im vergangenen Gespräch kritisiert hat? Wie gehe ich mit dem Budget um? Arbeite ich effektiv mit Kollegen zusammen? Außerdem sollten Mitarbeiter sich überlegen, ob sie mehr Verantwortung oder neue Aufgaben übernehmen und sich weiterbilden wollen. Für manche Mitarbeiter können Ziele zudem an bestimmte Verkaufszahlen geknüpft sein, beispielsweise im Vertrieb; sie sollten die Geschäftszahlen des Unternehmens kennen und klären, was passiert, wenn wegen einer Krise die Nachfrage und damit der Absatz einbrechen: Vielleicht müssen bestimmte Ziele dann korrigiert werden.

Managementtrainer Bernhard Bartsch empfiehlt, zunächst zu klären, was Vorgesetzter und Mitarbeiter im Gespräch erreichen wollen. Dann erst sollte über Inhalte gesprochen werden. Meist erläutert der Vorgesetzte die Ziele des Unternehmens und wie der Mitarbeiter dazu beitragen soll. Im jährlichen Gespräch sagt der Vorgesetzte auch, wie er die Leistungen des Angestellten allgemein einschätzt.

Das Jahresgespräch gut nutzen

Mitarbeiter sollten darauf achten, dass Kritik an konkreten Beispielen festgemacht wird, beispielsweise am Verhalten bei einem bestimmten Treffen mit Kunden. "Die Eigen- und die Fremdwahrnehmung weichen manchmal stark voneinander ab", sagt Wolfgang Schmitt von der Personalberatung Schmitt und Partner. Lassen sich die Einschätzungen im Jahresgespräch nicht vereinbaren, rät Schmitt, den Betriebsrat um Vermittlung zu bitten.

Mitarbeiter sollten das Jahresgespräch auch nutzen, um Ideen einzubringen und Projekte vorzuschlagen, für die sie sich interessieren oder Fortbildungen und Sprachkurse zu nennen, die sie besuchen wollen. Auch Gehaltsfragen können angesprochen werden. Allerdings empfiehlt Schmitt Mitarbeitern, schlüssig zu begründen, warum sie für das Unternehmen wichtig sind - und mehr verdienen wollen. "Dann wirken Angestellte nicht wie Bittsteller, sondern verhandeln selbstbewusst auf Augenhöhe", sagt er. Vor dem Gespräche sollten sich Mitarbeiter die Argumente zurechtlegen.

Am Ende des Gesprächs legen Vorgesetzte und Mitarbeiter fest, ob und wann ein Angestellter neue Aufgabenbereiche übernimmt, Teamleiter wird oder ein Seminar besucht. In den meisten Unternehmen werden die Ergebnisse des Gesprächs automatisch in einem Protokoll festgehalten. Es bildet die Grundlage des nächsten Jahresgesprächs.

© SZ vom 03.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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