Weiterbildung für Führungskräfte:Hinterm Horizont

Man lernt nie aus - auch nicht als hochbezahlter Manager. InterkulturellesTraining in China, Erfahrungsaustausch in Österreich oder Seminare in der Firma: Förderprogramme und Stipendien sind auch für Manager und Spitzenkräfte wertvoll.

Sebastian Knoppik

Die Monate in China möchte Matthias Spitzer nicht missen. Um die Jahrtausendwende hat der heute 41-Jährige als Praktikant bei der internationalen Wirtschaftsberatungsgesellschaft KPMG in Peking gearbeitet. Damals war er bereits seit zwei Jahren bei KPMG in Deutschland angestellt. Doch er wollte unbedingt ins Ausland und entschloss sich, in einer Auslandsfiliale seines Arbeitgebers als Praktikant anzuheuern. Möglich gemacht hat den Aufenthalt ein Stipendium. Die Heinz-Nixdorf-Stiftung bezahlte nicht nur den Flug nach China, sondern auch die Lebenshaltungskosten. Hinzu kamen mehrere Wochen mit Sprachkursen.

Wer sich weiterbildet, kann finanzielle Hilfe vom Staat oder von Stiftungen erhalten. Oft richten sich solche Programme an Geringqualifizierte oder an Menschen mit niedrigem Einkommen. Doch auch Führungskräfte oder junge Unternehmer können sich bei der beruflichen Weiterbildung finanziell unter die Arme greifen lassen. Verschiedene Stipendien etwa bieten die Möglichkeit, im Ausland Berufserfahrung zu sammeln und dabei seinen Horizont zu erweitern.

"Mir hat das Programm einen gewissen Weitblick verschafft", sagt Matthias Spitzer. Er ist inzwischen selbständig und hat sich mit seinem Beratungsunternehmen in Frankfurt auf die Bankenbranche spezialisiert. Der Wirtschaftswissenschaftler hat neben den Sprachkenntnissen vor allem das mitgebracht, was er eine "gute interkulturelle Sensibilität" nennt. Sie hilft ihm jetzt, wenn er etwa mit Kunden aus der Schweiz zu tun. Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Schweizern seien zwar nicht so groß wie die zu Chinesen. Aber: "Die Diskussionskultur zum Beispiel ist in der Schweiz anders als bei uns."

Am Heinz-Nixdorf-Programm nehmen Jahr für Jahr bis zu 50 junge Deutsche teil. Es ist nur eines von zahlreichen Angeboten, die Manager fortbilden. Der "Stipendienlotse", ein Internetportal des Bundesbildungsministeriums, spuckt insgesamt 83 Stipendienprogramme für die berufliche Aus- und Weiterbildung aus - darunter viele, die sich speziell an Fach- und Führungskräfte richten.

Zum Beispiel das EU-Stipendium Erasmus für Jungunternehmer. Das Besondere dabei ist, dass Nachwuchs-Unternehmer an alte Hasen in einem anderen europäischen Land vermittelt werden. Im Sommer 2009 nahm Silvio Kunze an dem Programm teil. Der Web-Unternehmer aus dem brandenburgischen Strausberg war anderthalb Monate zu Gast bei einer Wiener Unternehmensberaterung.

Weiterbildung für alle

Kunze hatte sein Unternehmen Ende 2007 gegründet und zur Zeit des Stipendiums bereits zwei Mitarbeiter angestellt. "Ich wollte sehen, wie sie ohne mich klarkommen", sagt Kunze. Und es klappte offenbar ziemlich gut. Denn dank moderner Telekommunikationstechnik konnte Kunze von Wien aus problemlos den Kontakt zu seinen Mitarbeitern und Kunden halten: "Meine Stammkunden haben nicht gemerkt, dass ich weg war."

In Wien hat Kunze nicht nur sein eigenes Unternehmen geführt, sondern auch viele Projekte gemeinsam mit der Unternehmensberaterung umgesetzt. Besonders wertvoll war für den 29-Jährigen, Feedback zu seiner Arbeit von einer Außenstehenden zu bekommen. Seine Ausgaben für Reise, Unterkunft und Verpflegung erstattete die EU.

Auch die Arbeitsagentur subventioniert Weiterbildungen für Manager. Das Programm "Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen" (WeGebAU) soll eigentlich dazu dienen, Entlassungen von Mitarbeitern zu verhindern, die über eine zu geringe Ausbildung verfügen. Aber die Förderbedingungen lassen durchaus zu, dass gut ausgebildete Mitarbeiter ab 45 Jahren unterstützt werden. Seit 1. April ist dies sogar für Jüngere möglich, wenn der Arbeitgeber die Hälfte der Fortbildungskosten selbst trägt.

Allein in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres begannen laut Bundesagentur für Arbeit mehr als 26 000 Menschen eine durch WeGebAU geförderte Fortbildung. Wie viele von ihnen Führungskräfte waren, geht aus den Statistiken der Nürnberger Behörde nicht hervor. Doch es kommt immer wieder vor, dass nicht nur Geringqualifizierte, sondern auch Manager auf diesem Weg eine Weiterbildung absolvieren.

So wie bei der Firma MAGE GmbH aus dem brandenburgischen Herzberg. Fünf Führungskräfte des Baumaterial-Herstellers wurden 2010 und 2011 weitergebildet. Dabei ging es nach Angaben von Personalleiterin Simone Hoy vor allem um "softe Themen wie Gesprächsführung und Mitarbeitermotivaton". Die Schulungen haben sich für Mitarbeiter und Firma gelohnt, berichtet Hoy, die auch selbst daran teilgenommen hat. So konnte die Führungsriege des Unternehmens unter anderem in Rollenspielen sehen, wie ihr Verhalten auf andere wirkt: "Und das war wirklich interessant", sagt die Personalleiterin.

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