Tipps für den Start:Neuer Job, erstes Meeting

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Beobachten und lernen: Kurz nach dem Jobantritt sollten neue Mitarbeiter nicht auf Konfrontationskurs gehen.

(Foto: peshkova - Fotolia)

Manche neuen Mitarbeiter haben gleich eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen dabei, andere sitzen still vor dem Rechner und warten auf Arbeitsaufträge. Welche Strategie bei Neueinstieg oder Jobwechsel Erfolg verspricht.

Von Jasmin Off

Ob Berufsanfänger oder Jobwechsler - wer neu in einer Firma anfängt, steht unter besonderer Beobachtung. Und vor der Herausforderung, den Chef und die Kollegen von sich zu überzeugen. Berufsberater empfehlen für den Anfang eine Kombination aus Zurückhaltung und Engagement. "Wie beim Papst und neu gewählten Politikern gilt: Nach 100 Tagen wird Bilanz gezogen. Die ersten drei Monate sind also entscheidend und sollten in drei Phasen eingeteilt sein: Beobachten, ausprobieren, aktiv einbringen", sagt Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader.

In den ersten 30 Tagen sollte sich der neue Mitarbeiter vor allem einen Überblick verschaffen, sowohl über die inhaltlichen Abläufe und formalen Vorgaben als auch die informellen Gepflogenheiten. Machen die Kollegen immer um zehn Uhr eine Kaffeepause? Gibt es für das Meeting eine feste Sitzordnung? Diesen Ritualen sollte sich der Neue anpassen. "Am Anfang ist es wichtig, aufmerksam zu beobachten und alles aufzunehmen", so Hesse. "Wachsamkeit und Bescheidenheit sind in dieser Phase besonders wichtig."

Selbstverständlich ist aber mit dem Arbeitsantritt eines neuen Mitarbeiters auch die Hoffnung verbunden, dass dieser möglichst schnell voll einsetzbar ist. Häufig wird dann auf eine umfangreiche Einarbeitungsphase verzichtet. Um Überlastung und Überforderung gleich am Anfang zu vermeiden, sollten Sie Ihren Chef deshalb um einen konkreten Ansprechpartner bitten, der bei der Eingewöhnung helfen kann.

Einordnen in die Firmen-Rangordnung

Nach etwa 30 Tagen ist die Beobachtungsphase beendet. Jetzt geht es darum, sich verstärkt auszuprobieren und seinen Platz zu finden. Psychologisch betrachtet gleicht eine Firma dabei einer Familie: Mit jedem Kind wird die Rangordnung neu definiert, aus Sicht der älteren Geschwister muss sich das neue Familienmitglied erst einmal in das bestehende Gefüge einreihen. Auch in einem Betrieb steht der neue Mitarbeiter auf der Hierarchiestufe zunächst ganz unten. "Die Kollegen haben nicht auf den Überflieger gewartet, der all ihre Probleme löst. Führen Sie also nicht gleich zu Beginn vor, dass Sie das große Einmaleins beherrschen", rät Hesse.

Wie sehr Sie sich einbringen sollten, hängt auch von der Branche ab. In einem jungen Startup-Unternehmen mit flacher Hierarchie kann es selbstverständlich sein, dass ein Praktikant eigene Projekte betreut. Wer dagegen als neuer Mitarbeiter in einem Traditionsunternehmen gleich zu Beginn Vorschläge zur Verbesserung von Arbeitsabläufen macht, wird sich bei den Kollegen keine Freunde machen.

"Augen und Ohren auf, Mund geschlossen"

Offene Kritik ist in der ersten Zeit im neuen Job eher unangebracht. "Die Empfehlung lautet: Augen und Ohren auf, Mund geschlossen halten", so Josef Albers, Diplompsychologe und Jobcoach. "Wenn Sie etwas kritisieren, sollte es Substanz haben. Schlafen Sie lieber erst einmal über Ihre spontanen Gedanken. Wenn Sie sich dann immer noch äußern wollen, formulieren Sie Ihren Punkt zuerst für sich und bringen ihn dann in einem passenden Moment vor."

In der dritten Phase der 100 Tage bringt sich der neue Mitarbeiter offen mit seinen Fähigkeiten ein und beweist sein Können. Wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist, hängt laut Albers auch vom Chef-Typ ab: "Ist der Vorgesetzte von seiner Persönlichkeitsstruktur her eher ein Controller, der Wert auf Präzision legt, muss man sich exakt einarbeiten und kann nicht sofort mit eigenen Ideen vorpreschen. Ist er aber ein Verkäufer-Typ, kommt es darauf an, dass Sie mit schnellen Ergebnissen punkten."

Diesen Eindruck bestätigt auch Thomas Fritz vom Beratungsunternehmen McKinsey: "Wir wollen sehen, dass der neue Mitarbeiter Spaß daran hat, bei uns zu arbeiten. Deswegen erwarten wir schon, dass er gleich voll loslegt und sich aktiv einbringt." Auch was Kritik betrifft, unterscheidet sich Fritz' Ansicht von der klassischen Empfehlung: "Die Pflicht zum Widerspruch ist ein wesentlicher Aspekt unserer Werte. Ich würde mich eher wundern, wenn jemand immer alles super fände."

Erstes Feedbackgespräch rasch nach dem Jobantritt

Ob die gewählte Strategie die richtige ist, sollten neue Mitarbeiter bereits kurz nach Jobantritt in einem Feedbackgespräch überprüfen. "Nach fünf Tagen hat Ihr Vorgesetzter einen ersten Eindruck von Ihnen gewonnen. In einem solchen Gespräch kann er offen sagen, was ihm gefällt, oder auch, was er sich noch von Ihnen wünscht", so Berufsberater Hesse. Auch bei den Kollegen kann man sich eine Rückmeldung zur eigenen Leistung einholen.

Hesse rät, diese Feedbackrunden regelmäßig abzuhalten. In jedem Fall sollte das erste Gespräch aber rechtzeitig und nicht erst kurz vor dem Ende der Probezeit stattfinden - sonst drohen am Ende nach Monaten im Job unangenehme Überraschungen. Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, sollten Sie es ebenfalls offen kommunizieren und Ihren Ärger oder Ihre Enttäuschung direkt ansprechen. So wird die Situation entschärft und die restliche Probe- und Eingewöhnungszeit bleibt davon unbelastet.

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