Online-Unterricht:Kurse via Bildschirm

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(Foto: N/A)

Seit Kurzem bietet die Mannheim Business School reine Online-Kurse an. Doch nur auf virtuelles Lehren will sich die Schule nicht verlassen.

Von Christine Demmer

Die Mannheim Business School (MBS), der private Zweig der Universität Mannheim für Management-Weiterbildung, bietet seit März auch reinen Online-Unterricht. Den Auftakt macht eine sechsteilige Vorlesungsreihe zum Thema Value-based Management, zu Deutsch wertorientierte Unternehmensführung. Die Teilnahme ist kostenlos und erfordert nur eine Registrierung. In den kommenden Monaten soll das Kursportfolio um kostenpflichtige Angebote erweitert werden. Gegen eine Gebühr können Teilnehmer die Onlinekurse mit einer Prüfung abschließen.

Vor drei Jahren noch hatte sich Präsident Jens Wüstemann gegen die sogenannten Massive Open Online Courses (MOOCs) ausgesprochen. Sie entsprächen nicht der Lehrphilosophie der Mannheim Business School, sagte er damals, deren Stärke in der engen Zusammenarbeit mit und zwischen den Studierenden liege. Inzwischen haben sehr viele Business Schools im Ausland, vor allem in den USA, MOOCs im Programm. Auch die WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar hatte eine Zeit lang damit experimentiert. 2016, nachdem deren Internetprovider Iversity nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt war, hatte die WHU das Lernangebot für jedermann eingestellt. Heute produziert sie nur noch Onlineweiterbildung für Firmenkunden. Wohl eingedenk dieser Erfahrung hat die Mannheim Business School eine eigene Lernplattform namens MBSx eingerichtet, auf der die 15 bis 20 Minuten langen Lehrfilme mit kleineren Fallstudien und abschließenden Kontrollfragen zeitunabhängig abgerufen werden können.

Mit Value-based Management hat man bewusst ein aktuelles Thema zum Auftakt gewählt

Wüstemann begründet den Meinungsumschwung mit der digitalen Transformation. Deren tief greifenden Auswirkungen auf die Entwicklung der Unternehmenswelt könne sich auch eine Business School nicht entziehen. "Dass man die Didaktik den technischen Entwicklungen anpasst, ist selbstverständlich", sagt er heute. Sowohl in der Art der Wissensvermittlung als auch in der technischen Ausstattung wolle man künftig Akzente setzen. "Aber einen reinen Online-MBA wird es bei uns in absehbarer Zeit nicht geben", betont Wüstemann. "Dazu sind die direkte Interaktion, das Von- und Miteinander-Lernen und der informelle Austausch einfach zu wichtig und derzeit auch nicht vollwertig ersetzbar." Die digitalen Lernformate seien für alle geeignet, die nicht eigens zum Studium nach Mannheim kommen können, oder für Teilnehmer, die sich punktuell weiterbilden wollen.

Im Internet behandeln sechs BWL-Professorinnen und -Professoren der Universität Mannheim die wertorientierte Unternehmensführung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und ausschließlich in englischer Sprache. "Wir haben für unseren ersten Onlinekurs bewusst ein sehr weit gefasstes, aktuelles Thema ausgewählt, da wir auf diese Weise optimal die gesamte Palette der Forschungs- und Lehraktivitäten unserer BWL-Fakultät integrieren können", erläutert Wüstemann. Pro Woche wird ein neues Modul veröffentlicht. In einem Diskussionsforum können sich die Teilnehmer online austauschen und auch mit den Dozenten und Administratoren in Kontakt treten. Die Lernzeit gibt die Business School mit zwei Stunden pro Woche an. Für den Kurs ist eine Registrierung auf der Plattform MBSx notwendig. Bis Ende April werden die Videos online stehen. Bis dahin ist ein Einstieg jederzeit möglich.

Ob Business Schools eines Tages mit MOOCs Geld verdienen werden, steht allerdings angesichts der hohen Investitionen in den Sternen. In den Hochschulen jedenfalls ist die MOOC-Euphorie schon wieder am Abflauen.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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