OECD-Studie:Deutschland hängt an traditionellem Familienmodell

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Arbeiten in der Factory Berlin: Scheinbar in einer guten Mischung zwischen Mann und Frau. (Foto: Getty Images)
  • Deutsche Frauen tragen laut OECD-Studie europaweit am wenigsten zum Familieneinkommen bei.
  • Bei der Erwerbstätigkeit von Müttern holt die Bundesrepublik auf.
  • Die meisten Mütter arbeiten jedoch in Teilzeit.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Mütter arbeiten in Deutschland überdurchschnittlich oft in Teilzeit. In keinem Land Europas oder der USA tragen sie so wenig zum Familieneinkommen bei wie in der Bundesrepublik. Das ist ein Ergebnis der Untersuchung "Dare to Share", mit der die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) partnerschaftliche Aufgabenverteilung in Beruf und Familie untersucht hat.

Mütter mit mindestes einem Kind steuern demnach in Deutschland im Schnitt nur 22,6 Prozent zum Haushaltseinkommen der Familie bei. In Dänemark sind es 42 Prozent. Deutschland belegt damit den letzten Platz unter 15 ausgewählten Ländern.

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"Das Modell des männlichen Allein- bzw. Hauptverdieners ist in Deutschland weiterhin vorherrschend", heißt es in der OECD-Studie, die in Industrienationen und Schwellenländer die Einkommensverteilung in Familien untersucht hat, aber auch die Einstellung zu Berufstätigkeit von Müttern. Das Ergebnis zeigt, dass Deutschland bei der Erwerbstätigkeit von Müttern kräftig aufholt.

In den vergangenen 15 Jahren stieg die Erwerbstätigenquote der Frauen um über elf Prozentpunkte, von 58,1 Prozent auf 69,5 Prozent. So steil stieg die Erwerbsquote sonst nur bei chilenischen Müttern. Allerdings arbeitet mehr als jede zweite deutsche Mutter in Teilzeit, oft mit geringer Stundenzahl. Nur in Österreich und den Niederlanden liegt die Teilzeitquote mit 70 Prozent noch höher.

In der Folge tragen deutsche Mütter im Schnitt nur ein knappes Viertel des Familieneinkommens bei. In Frankreich oder Schweden sind es mehr als 35 Prozent. In allen OECD-Ländern verdienen Väter deutlich mehr als Mütter, ohne aber mehr zu arbeiten. Berücksichtigt man auch unbezahlte Tätigkeiten im Haushalt und bei der Kinderbetreuung, arbeiten Frauen mehr. Und selbst dann, wenn beide Partner in Vollzeit Geld verdienen, ist die Hausarbeit selten gleich verteilt. In Deutschland übernehmen Frauen immer noch 62 Prozent der unbezahlten Hausarbeit, in Korea durchschnittlich sogar 88 Prozent.

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"Wenn Mütter im selben Umfang wie Väter erwerbstätig sein könnten, würde dies ihre wirtschaftliche Sicherheit im Fall einer Scheidung oder Auflösung der Partnerschaft stärken und ihr rentenbezogenes Risiko der Altersarmut verringern", heißt es in der Studie. Auch könne das Bruttoinlandsprodukt in OECD-Ländern um zwölf Prozent steigen, wenn Frauen so viel bezahlte Arbeit verrichten würden wie Männer.

Rückläufig ist laut Studie die Zahl der Menschen, die finden, eine Mutter sollte gar nicht arbeiten gehen, wenn ein Kind noch im Vorschulalter ist. 2002 sagten das im Westen 46,6 Prozent, 2012 waren es nur noch 21 Prozent. Der OECD-Bericht empfiehlt, mehr Väter zu ermutigen, in Elternzeit zu gehen. Es fehle an Betreuungsangeboten, auch für Schüler. Helfen könne aber auch ein Anspruch auf Rückkehr zu voller Erwerbstätigkeit nach einer Babypause. Franziska Brantner, familienpolitische Sprecherin der Grünen, forderte am Montag, Müttern endlich aus der "Teilzeitfalle" zu helfen und Elterngeld flexibler zu zahlen.

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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