Kita-Ausbau:Gut betreut ist halb gewonnen

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Fast jedes vierte Kleinkind besucht inzwischen eine Kita. So viele Betreuungsplätze gab es noch nie. Trotzdem muss weiter ausgebaut werden - vor allem in Nordrhein-Westfalen.

Fast jedes vierte Kleinkind in Deutschland wird in einer Kindertagesstätte oder von Tageseltern betreut. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Statistik 2006. Damals waren es fast zehn Prozentpunkte weniger gewesen. Im Osten ist der Anteil derzeit mit gut 48 Prozent fast dreimal so hoch wie im Westen (17,4 Prozent). Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit.

Der Ausbau von Kindertagesstätten geht voran - aber noch immer fehlen Betreuungsplätze. (Foto: ddp)

Danach waren im März 2010 rund 472.000 Kinder unter drei Jahren in Kitas oder bei Tageseltern, 55.000 mehr als ein Jahr zuvor. Ihr Anteil an allen Kindern dieser Altersgruppe belief sich auf 23,1 Prozent, das waren 2,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Bis 2013 sollen bundesweit für 35 Prozent der unter Dreijährigen Betreuungsplätze bereitstehen. Dafür fehlen nach den Berechnungen der Statistiker noch rund 220.000 Plätze bundesweit.

Von 2013 an gibt es zugleich einen Rechtsanspruch für die Betreuung von Kindern ab einem Jahr. Um das Ziel zu erreichen, müsse die Dynamik des Ausbaus weiter aufrechterhalten werden, sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) laut Mitteilung in Berlin. "Genauso wichtig ist aber, dass wir auch auch bei der Qualität der Betreuung Fortschritte machen."

Der Deutsche Städtetag sieht den Rechtsanspruch ohne eine weitere Beteiligung an den Kosten von Bund und Ländern in Gefahr. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) appellierte an die Ministerpräsidenten, am Ausbau der Kindertagesbetreuung und dem Rechtsanspruch unvermindert festzuhalten.

Bei der Betreuung von Kleinkindern gibt es nach wie vor ein starkes Ost-West-Gefälle: Die höchsten Betreuungsquoten hat Sachsen- Anhalt, wo 56 Prozent der Kleinkinder von Tageseltern oder in Kitas betreut werden. In Brandenburg liegt die Quote bei 51 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern bei 50,8 Prozent. Unter den westdeutschen Flächenländern hat Rheinland-Pfalz mit 20,3 Prozent die höchste Quote. Bundesweites Schlusslicht ist Nordrhein-Westfalen - dort haben nur 14 Prozent der Kleinkinder einen Platz in einer Kita oder bei Tageseltern.

"Gemeinsam werden wir die 35 Prozent Betreuungsquote bis 2013 erreichen", sagte Schröder mit Blick auf die Länder. "Ich erwarte, dass alle Verantwortlichen ihre Zusagen einhalten." Die Bewilligungen zeigten, dass die Richtung stimme. "Aber wir müssen die Abläufe beschleunigen." Um die Qualität der Betreuung zu verbessern, stelle die Bundesregierung unter anderem bis 2014 rund 400 Millionen für den Ausbau der Sprachförderung in 4000 Kitas zur Verfügung.

Der Weg bis zur 35-Prozent-Quote sei noch weit, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus, einer Mitteilung zufolge. "Und für einen Rechtsanspruch sind nach allen Erfahrungen der Städte noch mehr Plätze erforderlich." Der Verfassungsgerichtshof Nordrhein-Westfalen habe im Oktober bestätigt, dass beim Ausbau der Kinderbetreuung das Konnexitätsprinzip gelte, also: Wer bestellt, bezahlt. Dies müsse für die anderen Länder Vorbildwirkung haben. "Wer an der frühkindlichen Bildung spart, setzt falsche Signale für die Zukunft", mahnte DRK-Präsident Rudolf Seiters laut Mitteilung.

"Chancen in der Schule und im Beruf haben Kinder nur, wenn sie von Anfang an gefördert werden. Im Budget benachteiligter Familien ist aber kaum Spielraum für gutes Essen, Bücher, Spielzeug oder ein Fahrrad. Auch nicht nach der Neuregelung des Hartz IV- Regelsatzes. Das muss die Kita kompensieren, wenn sich Armut und Ausgrenzung nicht weiter verschärfen sollen."

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