Interview:"Graue Zellen vor grauen Haaren"

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Kai Haake, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater, hält es für richtig, einen Headhunter zu engagieren. Wichtig ist seiner Ansicht nach, dass sich der Berater in der Branche, in der gesucht wird, auskennt.

Interview von Christine Demmer

Normalerweise sprechen Personalberater lieber vom Markt an sich als von ihrer eigenen Tätigkeit. Kai Haake, Geschäftsführer des Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in Bonn, macht eine Ausnahme.

SZ: Ab welcher Ebene werden Personalberater tätig? Vom Bereichsleiter an aufwärts?

Kai Haake: Einige Berater suchen ausschließlich für die oberste Führungsebene. Die meisten jedoch decken die ganze Bandbreite von Fach- und Führungskräften ab. Das fängt bei der Suche nach Assistenten an und erstreckt sich über rare Spezialisten bis hin zu Vorständen und Aufsichtsräten.

Manager und Personalchefs jenseits der 50 wechseln oft in die Personalberatung. Kommen dann genug Junge nach?

Der Beruf erfordert nicht ständig lange Reisen. Deshalb - Stichwort: Work Life Balance - sorgen wir uns nicht um den Nachwuchs. Überdies investieren vor allem die großen Beratungsfirmen viel in die Gewinnung junger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. In der Personalberatung fangen sie in der Regel im Search an und steigen mit den Jahren zum Berater auf.

Wovon hat der Kunde mehr: von einem Headhunter mit viel Berufserfahrung oder von einem, der alle kennt?

Wichtiger ist aktuelles Branchenwissen. Je vertrauter der Berater mit einem Wirtschaftszweig ist, desto eher weiß er, wen und wo er suchen muss. Auch in der BDU-Personalberater-Datenbank liegt das Schwergewicht auf Branchenerfahrung. Die Kunden suchen gezielt nach Insidern und erwarten den Nachweis erfolgreich abgeschlossener Projekte. Hier gilt: Graue Zellen vor grauen Haaren.

Dürfen Sie als Verband Empfehlungen aussprechen?

Nein, das dürfen wir aus Compliance-Gründen nicht. Deshalb haben wir eine weitere Datenbank ausschließlich mit Recruiting-Spezialisten eingerichtet. Dort kann man online nach Personalberatern mit Erfahrung in speziellen Branchen und Funktionen oder nach Spezialisten auf einem Gebiet suchen. Das liefert eine verlässliche Shortlist und kostet nichts.

Und dann lässt man drei, vier, fünf Personalberater gegeneinander antreten?

Dagegen ist nichts zu sagen. Wenn man sich am Ende für einen entscheidet, ihm oder ihr den Auftrag gibt und nicht im Windhundverfahren alle auf die Spur setzt. Das wirkt unseriös.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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