Gehaltsforderungen:Wie man ein Besserverdiener wird

Lesezeit: 2 min

Boss, ich brauch mehr Geld! Beim Gedanken an Gehaltsverhandlungen mit dem Chef bricht vielen Arbeitnehmern der Schweiß aus. Dabei können sie ihre Erfolgsaussichten mit ein paar ganz klaren Strategien verbessern.

Kaum jemand weiß, wie viel der eigene Vater verdient. Das stellt der Gehaltscoach Martin Wehrle aus Jork immer wieder fest, wenn er die Teilnehmer seiner Seminare zum Thema Gehaltsverhandlung befragt.

"Ich finde, dass mein Gehalt dieser Leistung nicht angemessen ist": Eine Gehaltserhöhung zu erstreiten, fällt vielen Menschen schwer. Solide Vorinformationen helfen. (Foto: iStock)

"Von hundert Leuten im Saal melden sich vielleicht zehn Menschen, die Bescheid wissen", sagt Wehrle. Und wenn er bei denjenigen, die sich gemeldet haben, weiterbohrt, ob sie als Kind mit dem Nachbarjungen über das Gehalt der Eltern sprechen durften, geht meist keine Hand mehr hoch.

Über Geld zu sprechen, ist in Deutschland tabu. Ratgeberautorin Heike Friedrichsen, Expertin für Gehaltsfragen, schreibt, dass laut Umfragen 40 Prozent aller Berufstätigen mit ihren Kollegen niemals über ihr Einkommen reden. Wer sich über Gehälter informieren will, ist auf die Zahlen des Bundesamts für Statistik in Wiesbaden angewiesen.

Demnach hat im Jahr 2010 der Durchschnitts-Deutsche mit Vollzeitstelle etwa 3200 Euro brutto verdient. Dabei sind Frauen deutlich schlechter als Männer weggekommen. Im Durchschnitt bekamen sie 23 Prozent weniger Gehalt.

Wer ungern über Geld redet, tut sich oft auch schwer mit Gehaltsverhandlungen. "Viele gehen da zu blauäugig heran", hat Wehrle beobachtet. "Besonders Frauen stellen ihr Licht immer unter den Scheffel und fordern zu wenig", bestätigt Friedrichsen.

Vorbereitung ist das A und O

Dabei ist eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung kein Ding der Unmöglichkeit. Anstatt Schweißausbrüche beim Gedanken an das Gespräch mit dem Chef zu bekommen, sollte den Mitarbeiter lieber der sportliche Ehrgeiz packen. "Gehälter sind nach oben immer offen", ermuntert Friedrichsen.

Das Wichtigste sei, sich auf eine Gehaltsverhandlung intensiv vorzubereiten und nichts dem Zufall zu überlassen. Denn der Vorgesetzte sei in dem Metier viel geübter als sein Mitarbeiter.

Unter Kollegen: Blender im Büro
:Gut geblufft ist halb befördert

Jahrelange Berufserfahrung im Ausland, vernetzt mit allen Vorgesetzten und immer im Stress: Ihre Kollegen sind Ihnen karrieretechnisch überlegen? Von wegen! Gut möglich, dass Sie lauter Hochstapler um sich haben. Wir verraten ihre Tricks.

Zunächst einmal sollte man den eigenen Marktwert genau kennen", sagt Wehrle. Und wie bringt man diesen in Erfahrung? Indem man zum Beispiel beim Bundesamt für Statistik anfragt. Dort lassen sich Gehälter nach Branchen ermitteln ( siehe hier).

"Man sollte natürlich auch persönliche Kontakte nutzen", sagt Wehrle. Oder im Internet nachschauen, wo sich zahlreiche kostenlose wie kostenpflichtige Gehaltsvergleiche finden lassen, die oft auf größere Datenbanken zurückgreifen können.

In einem zweiten Schritt sollte man aufschreiben, welche Zahlungen genau man erhält - inklusive Weihnachtsgeld, Prämien, Jobtickets und Essensgutscheinen. Und dann müsse man überlegen, wie viel man netto mehr haben wolle. "Arbeitnehmer sollten ruhig frech sein", rät Friedrichsen. Mehr als zehn Prozent des bisherigen Gehalts könnten sie jedoch nur in Ausnahmefällen verlangen.

Im Gespräch mit dem Chef selbst ist dagegen diplomatisches Geschick gefragt. Tabu sollten Wörter wie Gehaltsverbesserung, Gehaltserhöhung oder Gehaltsforderung sein. "Das wirkt auf den Vorgesetzten wie ein rotes Tuch", sagt Wehrle. Besser sei es, mit ihm über die eigene Leistung zu sprechen.

Arbeitnehmer sollten zum Beispiel genau dokumentieren, welche Kunden sie akquiriert oder welche neuen Aufgaben sie übernommen haben. Gut sei es dazuzuschreiben, was das Unternehmen dadurch gespart hat, rät Wehrle.

Perspektive besprechen

Wird über die Leistung ein grundsätzlicher Konsens erzielt, kann über Geld gesprochen werden. Eine gute Phrase, das einzuleiten, sei etwa: "Ich finde, dass mein Gehalt dieser Leistung nicht angemessen ist und um zehn Prozent erhöht werden sollte", sagt Wehrle.

Lässt der Vorgesetzte sich während der Verhandlung partout nicht auf eine Gehaltserhöhung ein, sollte der Angestellte nicht die Fassung verlieren. Besser sei es zu fragen: "Was muss passieren, damit ich in einem Jahr eine Gehaltserhöhung bekomme?"

Lässt der Chef sich auf diese Frage nicht ein, sei man in einer Sackgasse und müsse überlegen, ob man den Job wechseln sollte, sagt Wehrle. Lässt er sich darauf ein, kann sich der Arbeitgeber bald über mehr Geld auf dem Konto freuen.

© SZ vom 08.10.2011/Kristin Kruthaup/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Umfrage unter Absolventen
:Das sind Europas beliebteste Arbeitgeber

Deutsche Unternehmen sind als Arbeitgeber in Europa beliebt - zumindest bei den Ingenieuren. BWLer ziehen laut einer Studie amerikanische Arbeitgeber vor. An der Spitze liegt ein Unternehmen, dass über alle Studienrichtungen hinweg beliebt ist.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: