Frauenquote in Frankreich:"Seid weniger machohaft!"

Angriff auf den Männerverein in der Chefetage: Frankreich will seinen Unternehmen eine Frauenquote vorschreiben. Der Widerstand ist groß - auch von weiblicher Seite.

Michael Kläsgen

Frankreich will ein wenig wie Norwegen werden oder zumindest so tun, als werte das Land Frauen in Aufsichtsräten auf. Am Mittwoch hat der Fraktionsvorsitzende der Mehrheitspartei UMP, Jean-François Copé, einen Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, der vorsieht, den Frauenanteil in den Kontrollgremien börsennotierter Unternehmen bis 2016 auf 40 Prozent zu erhöhen. Norwegen hat so eine Frauenquote 2003 eingeführt und das Soll inzwischen erfüllt. 2007 folgte Spanien, dann Belgien. "Die Quote hat nicht nur mehr Frauen in die Kontrollgremien gebracht, sondern sie auch verjüngt", resümierte die UMP-Abgeordnete Marie-Jo Zimmermann. Copé errechnete für Frankreich einen Frauenanteil von nur acht Prozent in den 500 größten Unternehmen.

Frauenquote in Frankreich: Frankreich will werden wie Norwegen. Eine gesetztliche Frauenquote für Kontrollgremien soll dabei helfen.

Frankreich will werden wie Norwegen. Eine gesetztliche Frauenquote für Kontrollgremien soll dabei helfen.

(Foto: Foto: iStock)

Passus mit Fragezeichen

Doch noch ehe Copé den Parlamentariern seinen Entwurf vorlegen konnte, musste er auf Druck verschiedener Interessengruppen auch aus den eigenen Reihen seine Schocktherapie abmildern. Statt bei 50 liegt die Quote jetzt bei immer noch ambitionierten 40 Prozent. Und die Frist, bis zu der sie erreicht werden soll, musste Copé um ein auf sechs Jahre verlängern. Ein Knackpunkt sind zudem die Sanktionen, die in Norwegen besonders scharf waren. Copé wollte eigentlich Nominierungen für nichtig erklären, die dem Gesetz zuwiderlaufen. Doch hinter dem Passus steht nun ein Fragezeichen.

Widerstand gegen die Quote leisten im Übrigen auch Frauen wie zum Beispiel die UMP-Abgeordnete Françoise de Panafieu, die der traditionsreichen Unternehmerfamilie Wendel angehört. Ihr sind die beabsichtigten Sanktionen zu rigoros. Auch viele amtierende Aufsichtsräte lehnen die Quote ab. Kein Wunder, denn sie bilden einen eingeschworenen und (fast) exklusiven Männerverein. 98 Personen vereinen 43 Prozent der Stimmrechte der 40 größten Unternehmen auf sich, berechneten vor kurzem die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young.

Langsamkeit der Feminisierung

Laurence Parisot, Präsidentin des Arbeitgeberverbandes Medef, befürwortet sie hingegen. "Es geht aber nicht in erster Linie um ein Gesetz, Sanktionen oder Verhandlungen, sondern darum, wie man etwas ändert", sagte sie und fügte hinzu: "Die einzige Lösung ist, dass ihr Männer bitte ein bisschen weniger machohaft und frauenfeindlich seid." Die Quote hält sie für einen ersten Schritt. "Der Grund, warum viele ehemalige Gegner jetzt für die Quote sind, ist die Langsamkeit der ,Feminisierung' einflussreicher Posten", meint Jacqueline Laufer, emeritierte Professorin an der Wirtschaftshochschule HEC. "Die Quote ist kein Ziel an sich, sondern ein Mittel, um die Dinge in Bewegung zu bringen."

Die oppositionelle Sozialistische Partei stellte vor der Parlamentsdebatte klare Bedingungen: "Wenn Sie die Gleichberechtigung weiterbringen wollen, ziehen wir mit. Wenn Sie aber nur einen PR-Gag planen, stimmen wir gegen den Entwurf", sagte Fraktionssprecher Bruno Le Roux in Richtung Copé.

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