Frage an den SZ-Jobcoach:Wie sichere ich meine Zukunft als Kreative?

Lesezeit: 2 min

Manuela M. ist fast 50 und bezeichnet sich selbst als "mittelerfolgreiche Buchautorin" ohne Chancen auf den großen Durchbruch. Sie hat weder Altersvorsorge noch Ersparnisse. Wie schafft sie eine Perspektive?

SZ-Leserin Manuela M. fragt:

Ich bin eine mittelerfolgreiche Buchautorin und suche mit fast fünfzig nach einer sicheren Perspektive. Ich habe als Dramaturgin, im Bereich Presse und Öffentlichkeit und als Autorin für TV-Vorabendserien gearbeitet. Inzwischen veröffentliche ich unter drei verschiedenen Namen Krimis und Unterhaltungsromane, die sich ganz unterschiedlich verkaufen. Zwar generiere ich gute Vorschüsse, dennoch muss ich mindestens zwei Bücher im Jahr schreiben, um über die Runden zu kommen.

Ich habe weder Altersvorsorge noch Ersparnisse. Falls ich nicht den ganz großen Durchbruch schaffe - wovon ich nicht ausgehen kann -, brauche ich eine neue Perspektive. Wie kann ich das, was ich kann, weiter ausbauen? Ist es sinnvoll, sich etwa durch ein Fernstudium einen ganz neuen Beruf anzueignen, in dem ich vielleicht irgendwann mal ein festes Einkommen erzielen kann?

Christine Demmer antwortet:

Liebe Frau M., die nüchterne Darstellung Ihrer Zukunft dürfte so manchen Leser erstaunen. Denn viele wähnen Drehbuch- und Roman-Autoren mit Kunden bei TV-Sendern und Verlagen finanziell auf der sicheren Seite. Sie können sich ihre Arbeitszeit frei einteilen, müssen morgens um acht nicht in einem stickigen Büro aufschlagen und überhaupt: Was heißt hier schon Arbeit? Haben Schriftsteller nicht ihr Hobby zum Beruf gemacht? Dieses Klischee haben Sie mit Ihrem Brief als solches entlarvt, besten Dank dafür.

Nicht so schnell wegwischen lässt sich Ihre Überlegung hinsichtlich eines zweiten Standbeins. Sie ist nämlich völlig berechtigt, finde ich. Verlage können dichtmachen, Fernsehredakteure die Lust an Ihren Stoffen verlieren, das lesende und zappende Publikum ist außerordentlich kapriziös. Trotzdem rate ich Ihnen vom Einstieg in einen ganz neuen Beruf dringend ab.

Nach der Ausbildung dürften Sie die fünfzig überschritten haben. In einem Alter, in dem andere schon mit dem Vorruhestand liebäugeln, wird es schwer, als Berufsanfänger Fuß zu fassen. Und so leergeräumt, wie es vielfach dargestellt wird, ist der Arbeitsmarkt denn doch nicht.

Mithin wird es wieder auf eine selbständige Tätigkeit hinauslaufen - und die haben Sie doch jetzt schon. Bleiben Sie lieber in Ihrem angestammten Berufsfeld und versuchen Sie, Ihre bislang gesammelten Lorbeeren zu versilbern.

Wie wäre es zum Beispiel mit Kurzkrimis oder Liebesgeschichten für die Herz-Schmerz-Presse? Ihr Fundus müsste doch reichlich Stoff dafür hergeben. Oder klopfen Sie doch mal bei Produktionsbüros für Telenovelas und Werbepausenfüller an. Die haben immer Bedarf an erfahrenen Schreibern, die Termine einhalten können und wissen, wie ein Cliffhanger gebaut werden muss.

Und wenn Sie unbedingt an einem Fernstudium festhalten wollen, dann nicht als Studierende, sondern als Lehrkraft. Zum Beispiel im Fach Kreatives Schreiben.

Haben Sie auch eine Frage zu Berufswahl, Bewerbung, Arbeitsrecht, Etikette oder Führungsstil? Schreiben Sie ein paar Zeilen an coaching@sueddeutsche.de Unsere sechs Experten wählen einzelne Fragen aus und beantworten sie im Wechsel. Ihr Brief wird komplett anonymisiert.

© SZ vom 13.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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