Frage an den SZ-Jobcoach:Was tun, wenn der Kollege müffelt?

Lesezeit: 2 min

Barbara W. kämpft mit einem Geruchsproblem im Büro: Ein Kollege scheint regelmäßig das Deo zu vergessen und stinkt. Ein anderer hüllt sich in eine ebenso aufdringliche Parfümwolke. Was tun, wenn alle lästern, aber keiner sich traut, den beiden einen Hinweis zu geben?

SZ-Leserin Barbara W. fragt:

Wir haben im Büro ein Geruchsproblem. Zum einen gibt es einen neuen Kollegen, der sich offenbar nicht wäscht, nicht regelmäßig frische Klamotten anzieht und deshalb stinkt. Sein Büro kann man kaum betreten. Zum anderen haben wir seit ein paar Wochen einen Werkstudenten, der sich dermaßen parfümiert, dass man in seiner Nähe kaum atmen kann. Alle lästern und beschweren sich, aber niemand traut sich, den beiden einen Hinweis zu geben. Meine Frage: Wie spricht man dieses Thema an, ohne die Kollegen vor den Kopf zu stoßen?

Jan Schaumann antwortet:

Liebe Frau W., wie in jedem Sommer erfreuen uns an heißen Tagen nicht nur die Sonnenstrahlen, sondern auch allerlei mehr oder weniger angenehme Gerüche. Es gibt da zum Beispiel die Gattung der Müffel, zu denen allem Anschein nach Ihr Kollege zählt. Nun ist es bei uns Menschen ja so, dass wir unseren eigenen, normalen Körpergeruch nicht wahrnehmen. Erst ab einer gewissen Intensitätsstufe können wir uns selbst riechen. Den Duft unserer Mitmenschen nehmen wir hingegen sehr wohl wahr. Meist unterschwellig, den einen intensiver, den anderen weniger deutlich.

Die Fähigkeit der olfaktorischen Wahrnehmung ist höchst individuell ausgeprägt, und Ihr Kollege gehört offensichtlich zur Kategorie der weniger geruchsempfindlichen Lebewesen. Sie können also davon ausgehen, dass er seinen Körpergeruch nicht wahrnimmt. Daher wäre es ein wenig respektlos, ihn eines Morgens mit dem XXL-Paket einer Parfümerie auf seinem Schreibtisch zu konfrontieren. Damit könnte er zwar seinen heimischen Lagerbestand an Seife und Deo aufstocken, wüsste jedoch noch immer nichts über die Motive für das Geschenk.

Vielmehr sollten Sie mit Ihren Kollegen überlegen, wer ihn am besten kennt und am ehesten kontaktieren könnte. Dass die Ansprache unter vier Augen stattfinden muss, versteht sich von selbst. Und jetzt kommen Sie bitte nicht mit der geballten Wucht der gesamten Abteilung: "Wir alle hier stellen seit Wochen fest . . ." Seien Sie diplomatisch, schließlich wollen Sie ein Ziel erreichen.

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Ein Versuch könnte etwa so klingen: "Hallo Herr X! Darf ich Ihnen einmal etwas Persönliches sagen? Mir ist gerade aufgefallen, dass Sie stark nach Schweiß riechen. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich Sie darauf anspreche. Mir ist es vor einiger Zeit ähnlich gegangen, nur können wir unseren eigenen Geruch ja leider nicht wahrnehmen. Deswegen war ich damals heilfroh, dass mich eine Kollegin darauf aufmerksam gemacht hat . . ." Der Grat zwischen Diplomatie und Schwindel ist eben manchmal schmal. Hier ist Fingerspitzengefühl und Empathie gefragt.

Im Gegensatz dazu begeht Ihr Werkstudent mit seiner Parfüm-Attacke eine vorsätzliche Handlung. Denn die Dosierung liegt allein in seiner Macht. Dennoch unterstellen Sie bitte auch ihm keine böse Absicht. Es ist ein junger Mann, der noch nicht über Ihre Lebenserfahrung verfügt. Auch bei Parfüm ist es so, dass sich unser Geruchssinn schnell daran gewöhnt und wir oft schon nach wenigen Minuten nichts mehr vom aufgelegten Duft wahrnehmen. Also legen manche Menschen noch eine zweite oder dritte Schicht auf und schießen olfaktorisch damit übers Ziel hinaus. Gehen Sie bei dem jungen Mann ähnlich vor wie beim müffelnden Kollegen - den Tipp mit dem Deo können Sie natürlich weglassen.

Jan Schaumann war in verschiedenen Führungspositionen in internationalen Unternehmen in Europa, den USA und in Asien tätig. Heute lebt er als Managementtrainer, Seminarleiter und Buchautor in Berlin.

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© SZ vom 05.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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