Einkommen:Real mehr Geld

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Die Gastronomie zählt zu den Branchen, die ein deutliches Plus bei den Gehältern verzeichnen. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa)

Höchster Lohnanstieg seit 2008: Die geringe Inflation und der Mindestlohn führen zu einem Plus von 2,7 Prozent.

Viele Arbeitnehmer in Deutschland haben dank Lohnsteigerungen und niedriger Inflation deutlich mehr Geld in der Tasche. Die Löhne stiegen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in der vergangenen Woche mitteilte. Da die Preise im selben Zeitraum nur um einen halben Prozentpunkt kletterten, blieb ein realer Lohnanstieg von 2,7 Prozent. Dies war demnach der höchste Zuwachs seit Beginn der Zeitreihe Anfang 2008. Der Reallohn-Index stellt die Veränderung der Verdienste der Preisentwicklung gegenüber und gibt somit Hinweise zur Entwicklung der Kaufkraft der Arbeitnehmer.

Der Anfang des Jahres eingeführte Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde machte sich deutlich bemerkbar, erklärten die Statistiker. Vor allem geringfügig Beschäftigte bekamen deutlich mehr Lohn: Ihr Verdienst wuchs im zweiten Quartal um kräftige fünf Prozent. Zum Vergleich: Bei den Vollzeitbeschäftigten kletterten die Löhne um 3,2 Prozent. Auch beim Blick auf die sogenannten Leistungsgruppen zeigten sich die Folgen des Mindestlohns deutlich: Ungelernte Arbeitnehmer bekamen 4,8 Prozent mehr Lohn, ein deutlich größerer Zuwachs als bei anderen Beschäftigtengruppen, wie die Statistikbehörde mitteilte. Zudem stieg der Lohn für die Beschäftigten in den neuen Bundesländern mit 4,6 Prozent deutlich stärker als in den alten Ländern mit 3,1 Prozent.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte bereits Mitte September eine erste Bilanz der Mindestlohneinführung gezogen und war zu einem positiven Ergebnis gekommen: Vor allem Ungelernte und Aufstocker, die trotz eines Jobs zusätzlich auf Hartz IV angewiesen sind, profitierten nach Einschätzung des DGB. In welchem Maße genau die Mindestlohneinführung die Lohnsteigerungen beeinflusste, sei aber nicht zu quantifizieren, erklärten die Statistiker. Der durchschnittliche Bruttoverdienst für einen Vollzeitjob ohne Sonderzahlungen lag im zweiten Quartal laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt bei 3616 Euro. Bei leitenden Angestellten waren es 6584 Euro. Bei den angelernten Arbeitnehmern belief sich der entsprechende Wert auf 2489 Euro, bei ungelernten Arbeitern auf 2084 Euro.

Wirtschaftszweige mit überdurchschnittlichen Tariferhöhungen trugen besonders zum Lohnanstieg bei. Dazu zählten der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung mit einem Anstieg von fünf Prozent, das Gastgewerbe mit einem Plus von 4,5 Prozent und der Bereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung mit einem Plus von 4,1 Prozent. Deutliche Anstiege gab es zudem in den Wirtschaftszweigen Verarbeitendes Gewerbe und Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (Zuwachs von jeweils 3,8 Prozent) sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (plus 3,3 Prozent).

© SZ vom 26.09.2015 / SZ/Afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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