Verhütung:Hormonpflaster bergen höheres Thromboserisiko als die Pille

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Mit hormonhaltigen Pflastern, Spiralen und Stäbchen hat die Pille Konkurrenz erhalten. Erstmals haben Mediziner jetzt untersucht, wie hoch die Gefahr einer Thrombose bei diesen Verhütungsmethoden ist.

Christina Berndt

Empfängnisverhütung, die man nicht vergessen kann, ist praktisch. Deshalb nutzen viele Frauen statt der Antibabypille lieber Pflaster, kleine Stäbchen im Oberarm, Vaginalringe oder Spiralen, die Hormone abgeben. Doch manche dieser nichtoralen Verhütungsmittel erhöhen das Risiko für gefährliche Blutgerinnsel stärker als die Pille, warnen Gynäkologen um Øjvind Lidegaard von der Universität Kopenhagen im British Medical Journal (online).

Dass Antibabypillen mit ihrem Hormongemisch aus Östrogenen und Gestagenen das Thromboserisiko erhöhen, ist schon länger bekannt. Die aktuelle Studie ist aber die erste, die sich mit den nichtoralen Kontrazeptiva befasst. Vor allem Frauen mit einem ohnehin erhöhten Risiko für Blutgerinnsel, wie rauchende oder übergewichtige Frauen, sollten lieber die Antibabypille nehmen, folgern die dänischen Experten.

Sie haben zehn Jahre lang die Daten aller Däninnen im gebärfähigen Alter ausgewertet, die nicht schwanger waren und bei denen zuvor keine Thrombose aufgetreten war. Dabei zeigte sich, dass Blutgerinnsel bei Frauen, die die Antibabypille nehmen, dreimal so häufig auftreten wie bei Frauen, die nicht hormonell verhüten. Mit einem Hormonpflaster war das Risiko aber achtmal so hoch und mit einem Vaginalring 6,5-mal so hoch wie ohne Verhütung. Hormonröhrchen, die nur ein Hormon abgeben, steigerten die Wahrscheinlichkeit für eine Thrombose dagegen nur leicht; die Spirale, die auch nur ein Hormon abgibt, sogar gar nicht.

Allerdings treten Thrombosen insgesamt selten auf: In einem Jahr müsse nur eine von 5000 nicht verhütenden Frauen damit rechnen, betont der Hormonexperte Michael Ludwig vom Endokrinologikum Hamburg. Mit Pille sind es drei von 5000. Dabei ist das Thromboserisiko vor allem bei Erstanwenderinnen und im ersten Jahr erhöht. Pille ist aber nicht gleich Pille: Ausgerechnet die modernen Antibabypillen der "dritten Generation" (mit Gestagenen wie Desogestrel und Gestoden) steigern die Thrombosegefahr am stärksten; ähnlich hoch ist sie beim Gestagen Drospirenon. Am geringsten ist das Risiko bei den älteren Pillen der "zweiten Generation", die Levonorgestrel enthalten.

© SZ vom 11.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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