Transplantationen:Zahl der Organspender fällt auf historisches Tief

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Zu wenige Menschen tragen einen Organspendeausweis mit sich. (Foto: Steffen Trumpf/dpa)

Die Bereitschaft zur Organspende sinkt weiter. 2013 lag sie 16 Prozent niedriger als im Vorjahr. Patientenschützer fordern ein staatlich organisiertes System von der neuen Bundesregierung.

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) schlägt angesichts historisch niedriger Spenderzahlen Alarm: 2013 brach die Zahl der Spender im Vergleich zum Vorjahr laut einer vorläufigen Bilanz um rund 16 Prozent auf 876 ein - das ist der niedrigste Wert seit Verabschiedung des Transplantationsgesetzes 1997. Die Zahl der gespendeten Organe sank um 13,6 Prozent auf 3034.

"Diese Entwicklung betrachten wir mit großer Sorge", sagt der hauptamtliche DSO-Vorstand Rainer Hess. Einen Grund für die "dramatische Entwicklung" sieht die Stiftung im Skandal um Manipulationen bei Organtransplantationen, der sich schon 2012 ausgewirkt hatte.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagt, das historische Tief sei ernüchternd und erschütternd, komme aber nicht unerwartet. Er wirft der gemeinnützigen Stiftung vor, sie habe auf ganzer Linie versagt, denn sie sei in Sachen Organspende für die Aufklärung zuständig. Nun seien Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und der Bundestag aufgefordert, ein staatlich organisiertes System zu installieren.

Angesichts des neuerlichen Einbruchs ruft Stiftungs-Vorstand Thomas Biet dazu auf, Organspende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrzunehmen. "Jedes gespendete Organ kann das Leben eines schwer kranken Menschen retten", betont die DSO. Durch die sinkenden Zahlen verschärfe sich der Organmangel in Deutschland, wo etwa 11.000 Menschen auf ein Spenderorgan warten.

Hess wirbt zugleich um Vertrauen in die gesetzlichen Regelungen. "Kein Patient muss in Deutschland befürchten, wegen einer Organspende von den Ärzten zu früh aufgegeben zu werden", sagt er. Nach Angaben der Stiftung kamen 2013 in Deutschland auf eine Million Menschen im Schnitt 10,9 Spender, im Vorjahr waren es noch 12,8 gewesen. Die Organspendezahlen sinken in allen DSO-Regionen.

In der Region Nord-Ost, zu der neben Berlin auch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gehören, fällt der Rückgang mit 9,7 Prozent am niedrigsten aus. In Bayern ist er mit 23,9 Prozent am höchsten - einer der Transplantationsskandale ereignete sich in München.

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