Epidemie in Westafrika:Ebola-Virus ist träger als gedacht

Epidemie in Westafrika: Forscher vom National Institut of Allergy and Infectious Diseases in den USA sind sich sicher, dass es keine gefährlichen Verwandlungen des Ebola-Virus mehr geben wird.

Forscher vom National Institut of Allergy and Infectious Diseases in den USA sind sich sicher, dass es keine gefährlichen Verwandlungen des Ebola-Virus mehr geben wird.

(Foto: AP)

Der Ebola-Erreger ist weit weniger wandlungsfähig als noch vor wenigen Monaten befürchtet. Zudem haben Forscher in Japan einen neuen Impfstoff an Affen getestet. Mit Erfolg.

Von Kathrin Zinkant

Es ist wenige Monate her, da waren sich die Ebolaexperten unsicher, was dieses Virus noch für Westafrika bereithalten würde. Das Virus schien sich rasant zu verändern: Eine Analyse von 99 Virusproben aus Sierra Leone hatte im August eine hohe Mutationsrate des Erregers belegt. Manche fürchteten sogar, das Virus könne bald über die Atemluft übertragen werden.

Eine neue Studie weist nun auf das Gegenteil: Wissenschaftler um den Ebola-Experten Heinz Feldmann vom National Institut of Allergy and Infectious Diseases in Hamilton, Montana, haben Virusproben aus den zwei späteren Ausbrüchen in Mali untersucht: Der Erreger war erstmals im Oktober aus Kissidougou, Guinea, in das Nachbarland gelangt. Im November steckten sich schließlich sieben Malier bei einem Landsmann an, der kurz zuvor von einer Reise nach Guinea zurückgekehrt war.

Diese Viren haben die Experten jetzt mit älteren Erregern des Ausbruchs in Westafrika verglichen. "Überraschenderweise unterscheidet sich das Viruserbgut des ersten Falls in Mali nur an neun Positionen von dem Erbgut des Ebola-Erregers, der ein halbes Jahr zuvor in Sierra Leone aufgetaucht war", schreiben die Forscher. Diese neun Unterschiede führten nur zu einer einzigen Veränderung in den Eiweißen des Virus. (Science Express, online).

Die Forscher sind sich daher sicher, dass es keine gefährlichen Verwandlungen mehr geben wird. Eine einzige Veränderung reiche nicht aus, um das Virus ansteckender zu machen: "Die Virulenz dieser Erreger ist eine komplexe, multifaktorielle Eigenschaft". Dazu kommt, dass ein stabiler Erreger effektiver bekämpft werden kann. "Die Studie gibt uns Sicherheit, dass die Impfstrategie aufgeht", kommentiert Jim Kent von der University of California in Santa Cruz in einem Begleittext.

Gezielte Manipulation

Ebenfalls in Science zeigt ein Team um Yoshihiro Kawaoka von der University of Tokyo, was stattdessen eine gezielte Manipulation des Virus bringen kann: Die Forscher veränderten das Erbgut des Ebola-Erregers so, dass er sich nicht mehr im Körper vermehren kann. In einer Versuchsreihe an Java-Affen erwies sich das abgeschwächte Virus nun einerseits als ungefährlich: Keines der geimpften Tiere erkrankte. Darüber hinaus schützte die Impfung auch vor einem echten, für Affen sonst tödlichen Ebola-Stamm.

Beide Nachrichten könnten im richtigen Moment Mut machen: In der vergangenen Woche hatten sich erneut 150 Menschen in Westafrika angesteckt. Zudem wurde in Liberia, wo es zuletzt keine neuen Fälle mehr gegeben hatte, vor wenigen Tagen eine sexuelle Übertragung bekannt: Das Virus kann noch bis zu drei Monate in der Spermienflüssigkeit von genesenen Männern überleben. Einer von ihnen hat nun seine Frau infiziert.

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