Gefahr durch Spielzeuge:Immer mehr Kinder verschlucken Knopfzellen

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Knopfzellen sind ein großes Risiko für kleine Kinder, warnen Ärzte. Der Nachwuchs kann die Zellen verschlucken oder sich in die Ohren und Nasenlöcher steckten. Doch immer mehr Spielzeuge enthalten die glänzenden kleinen Plättchen statt der älteren Zylinder-Batterien.

Christina Berndt

Unfälle mit Batterien werden häufiger. Denn immer mehr Spielzeuge, Haushaltselektronik und Hörgeräte enthalten Knopfzellen statt der älteren Zylinder-Batterien.

Die verführerisch glänzenden Plättchen seien "ein großes Risiko für Kinder, vor allem für solche unter fünf Jahren", warnen Ärzte jetzt. Allzu schnell verschluckten Kinder die kleinen Knopfzellen oder steckten sie sich in leicht erreichbare Körperöffnungen wie Ohren und Nasenlöcher.

In den vergangenen 20 Jahren seien in den USA jährlich etwa 3300 Kinder nach solchen Batterieunfällen in die Notaufnahmen gekommen, berichten die Ärzte um Gary Smith vom Nationwide Children's Hospital in Ohio ( Pediatrics, online). Dabei habe sich die Zahl der Fälle in den letzten acht Jahren verdoppelt.

Im Mittel waren die betroffenen Kinder knapp vier Jahre alt, mehr als 60 Prozent waren Jungen - und fast immer ging es um Knopfbatterien.

Die allermeisten Unfälle mit Batterien gehen allerdings gut aus. Zwar enthalten die Zellen Zink, Silber oder Mangan; aber selbst wenn die Batterie ausläuft, werden davon nur unbedenkliche Mengen aufgenommen, teilt das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung mit. Und wenn Kinder an ausgelaufenen Batterien lecken, komme es allenfalls zu lokalen Rötungen oder Schwellungen.

Gefährlich aber kann es werden, wenn eine verschluckte Knopfzelle in der Speiseröhre steckenbleibt. Durch ihre Spannung oder austretende Säure könnten die Batterien ein Loch in die Speiseröhre brennen. Smith hält deshalb Eile für geboten: "Wir haben Kinder gesehen, die in weniger als zwei Stunden schwere Verletzungen durch steckengebliebene Knopfzellen erlitten haben." Er rät deshalb immer zum Röntgen.

Das hält der Toxikologe Thomas Zilker von der TU München, der auch der dortigen Giftnotrufzentrale vorsteht, für übertrieben. Wenn eine verschluckte Batterie steckenbleibe, dann komme es in der Regel zu Schluckbeschwerden. In einem solchen Fall sollten Eltern tatsächlich direkt zum Röntgen fahren, ansonsten könnten sie aber erst einmal zwei Tage abwarten, ob die Batterie mit der Nahrung wieder aus dem Körper herauswandert.

Zilker zufolge werden bei der Münchner Giftnotrufzentrale pro Jahr 80 Batterie-Unfälle gemeldet, deutschlandweit rechnet er die Zahl auf etwa 800 hoch. Wenn Eltern so etwas bemerken, sollten sie zuerst immer Mund und Nase ihres Kindes untersuchen und die Batterie entfernen, sofern das möglich ist.

Dann können sie ihrem Kind Wasser zu trinken geben und einen Kinderarzt aufsuchen. Am besten ist es aber, wenn Eltern gar keine Batterien herumliegen lassen und dafür sorgen, dass die Batteriefächer des Spielzeugs gut verschlossen sind.

© SZ vom 18.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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