Ebola-Hilfe:Zu wenig, zu langsam

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Der internationale Kampf gegen Ebola läuft zu langsam an. Was Deutschland beiträgt, ist kaum der Rede wert. Besonders fehlt es an geschultem Personal. Eigentlich hilft gegen das Virus vor allem eins: Schnelligkeit.

Von Isabel Pfaff

Ein Ebola-Fall in Spanien, drei in den USA, mehr als 9000 in Westafrika. Zwischendurch sollte man sich diese Zahlen vergegenwärtigen, auch wenn die Sorge vor einer Ausbreitung der Seuche in Europa und Amerika berechtigt ist. Immer noch spielt sich die eigentliche Katastrophe in Liberia, Sierra Leone und Guinea ab, wo die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Dezember mit 10 000 neuen Fällen rechnet - pro Woche.

So verschieden die Lage auf den Kontinenten ist, so untrennbar ist der Rest der Welt mit dem Epidemiegebiet verbunden. Wenn Ebola in Afrika nicht gebremst wird, werden die Fälle auch bei uns zunehmen. Hinzu kommen die langfristigen Folgen des Ausbruchs, die auch Europa treffen werden: Die drei Staaten werden auch nach Ebola massiv Hilfe brauchen; viele Einwohner werden vor dem wirtschaftlichen Chaos fliehen, das Ebola hinterlässt.

Vor allem Personal fehlt

All das ist nicht neu, und trotzdem läuft die Hilfsmaschinerie nur langsam an. Erst seit Mitte Oktober funktioniert die Luftbrücke der Bundeswehr, die Güter ins Krisengebiet transportiert. Die zwei Behandlungszentren des Deutschen Roten Kreuzes, die von der Bundesregierung unterstützt werden, befinden sich erst im Aufbau. Es fehlt vor allem an Personal.

Zwar haben sich viele Freiwillige - zivile Helfer wie auch Bundeswehrangehörige - gemeldet, doch nur ein Teil von ihnen eignet sich für den Einsatz. Hinzu kommt, dass die Helfer zunächst geschult werden müssen; Versicherungsfragen müssen geklärt und im Falle einer Infektion muss der Rücktransport jedes Freiwilligen garantiert sein.

Was Deutschland tut, ist kaum der Rede wert

All das dauert. Im November, so meldet das Verteidigungsministerium, sollen die ersten 40 Freiwilligen der Bundeswehr nach Westafrika entsandt werden. Pro Bett rechnet die WHO mit drei medizinischen Helfern. 40 deutsche Soldaten bedeuten also knapp 14 Ebola-Behandlungsplätze.

Zum Vergleich: Die Organisation Ärzte ohne Grenzen unterhält - zusammen mit lokalen Helfern - Krankenstationen mit insgesamt 600 Betten. Benötigt aber werden mindestens 4000, besser mehr.

Auch wenn es hart klingt: Was Deutschland tut, ist kaum der Rede wert. Und auch wenn das Rote Kreuz einen Mangel an Freiwilligen beklagt - daran hängt es nicht. Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen arbeiten nur mit Freiwilligen.

Auch die Verpflichtung von Soldaten der Bundeswehr (oder anderer europäischer Armeen) würde nicht viel schneller Hilfe bringen können. Denn bis vor Kurzem fehlte der staatliche Rahmen für den Einsatz von Helfern, ob freiwillig oder nicht: Schulung, Transport, Schutz.

Beim Kampf gegen die Seuche zählt vor allem Schnelligkeit

Dass sich Deutschland erst jetzt um diese Dinge kümmert, ist ein Fehler, der Menschenleben kostet. "Bis jetzt ist noch kein Ebola-Patient durch die Versprechen der Bundesregierung behandelt worden", klagt Tankred Stöbe, der Präsident der deutschen Ärzte ohne Grenzen.

Bei der Ebola-Hilfe - ob sie nun von der EU oder von Einzelstaaten kommt, ob nun zivile oder militärische Helfer geschickt werden - zählt vor allem eines: Schnelligkeit.

© SZ vom 23.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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