Alkohol:Orientierung an den Zechkumpanen

183. Münchner Oktoberfest

Die Umgebung beeinflusst den Alkoholkonsum stark.

(Foto: Felix Hörhager/dpa)

In der Gesellschaft von Betrunkenen trinkt man selber ungeniert - und unterschätzt Risiken.

Von Christian Weber

Beim Konsum von Alkohol lassen sich Menschen stärker als bisher gedacht von ihrer Umgebung beeinflussen. Wie ein Forscherteam um Simon Moore von der Violence & Society Research Group der Cardiff University im Fachmagazin BMC Public Health berichtet, neigen Menschen dazu, ihren eigenen Alkoholkonsum, das Ausmaß ihrer Betrunkenheit und die mit ihrem Trinkverhalten verbundenen Gesundheitsrisiken zu unterschätzen, wenn sie von anderen betrunkenen Menschen gleichen Geschlechts umgeben sind. Sie schätzen das Risiko hingegen höher ein, wenn sie von vielen nüchternen Menschen umgeben sind.

Die Wissenschaftler beziehen sich auf eine Feldstudie an knapp 1900, im Durchschnitt 27 Jahre alten Männern und Frauen. Sie hielten sich am Freitag- oder Samstagnacht zwischen acht Uhr abends bis drei Uhr morgens in der Nähe von Lokalen auf, in denen viel getrunken wird. Dabei verglichen sie die Aussagen der Befragten mit den Messwerten aus einem Atemalkohol-Testgerät.

"Es zeigte sich, dass egal wie viel jemand getrunken hat, er sich weniger gefährdet fühlt, wenn er Menschen sieht, die noch mehr getrunken haben", sagt Moore. Aus dieser Einsicht leiten die Autoren eine neue Strategie gegen übermäßigen Alkoholkonsum ab, über deren Umsetzbarkeit man aber sicher streiten kann: Man müsse schlicht mehr nüchterne Menschen in alkoholisierte Umgebungen einschleusen, um die Trinker zur Zurückhaltung zu bringen. Bleibt die Frage, wie man all die Milch- und Wassertrinker dazu bringt, sich in die Wein- und Bierlokale zu setzen.

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