Low Carb:Verwirrung auf dem Speiseplan

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Ernährungswissenschaftler sollen uns erklären, wie wir uns gesund ernähren und - wenn nötig - abnehmen können. Häufig widersprechen sich ihre Daten allerdings. So werden einmal weniger Kohlenhydrate empfohlen, dann heißt es, dies erhöhe das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Ja, was denn nun?

Werner Bartens

Die Ernährungswissenschaften sind in einer bedauernswerten Lage. Regelmäßig müssen sie Empfehlungen zu Diäten, gesundem Essen oder dem idealen Gewicht zurücknehmen oder abschwächen. Häufig widersprechen sich die Daten sogar. So auch im aktuellen Fall: Wer den Kohlenhydrat-Anteil in der Nahrung reduziert, tut seinem Stoffwechsel etwas Gutes, nimmt leichter ab und lebt womöglich gesünder. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler im Fachblatt Journal of the American Medical Association vom heutigen Mittwoch. Das Gegenteil könnte allerdings auch richtig sein, denn ebenfalls am heutigen Mittwoch schreiben Forscher im British Medical Journal, dass eine Ernährung, bei der die Kohlenhydrate eingeschränkt werden, mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht.

Ja, was denn nun? Beide Fachmagazine gelten neben dem New England Journal of Medicine als die angesehensten Medizinjournale weltweit. Und beide Untersuchungen scheinen auf den ersten Blick solide zu sein. 44.000 Frauen aus Schweden gaben Auskunft über ihre Ernährungsgewohnheiten, und ihr Wohlergehen wurde im Mittel 15 Jahre lang nachverfolgt. Dabei zeigte sich, dass Frauen umso häufiger Herzkreislauferkrankungen hatten, je weniger Kohlenhydrate und je mehr Eiweiß sie zu sich nahmen. In der anderen Studie litten Probanden seltener an Entzündungen und wiesen günstigere Stoffwechselparameter wie geringere Fettwerte und eine bessere Zuckerverwertung auf, wenn sie die Kohlenhydrate reduzierten.

Auch wenn die Studien nicht den gleichen Aufbau haben, weisen sie auf grundsätzliche Probleme der Ernährungswissenschaften hin: Häufig werden Befunde im Nachhinein mittels Fragebögen erhoben - die Forscher sind auf das Erinnerungsvermögen der Teilnehmer angewiesen wie auch darauf, dass sie ihre Ernährungsweise nicht beschönigen. Zudem ist der Einfluss von Veränderungen auf dem Speiseplan schwer nachzuweisen - dazu ist die Zahl und Mischung der Lebensmittel zu vielfältig.

Einen Überblick über die Vor- und Nachteile von Low-Carb- und den wichtigsten anderen Diäten finden Sie hier.

© SZ vom 27.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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