Studie zur Rente:Der Osten verliert den Anschluss

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Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel: Die Renten brechen bis 2030 dramatisch ein, prophezeit eine Studie. Besonders gravierend verlieren Ostdeutsche.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schlägt Alarm: Die Renten werden in den kommenden Jahren drastisch sinken. In einigen Fällen wird es schon ab 2030 nicht mal mehr für ein normales Auskommen reichen.

Besonders schwer wird es für Rentner in Ostdeutschland. Für einen Großteil derjenigen, die ab Ende der 2020er in Rente gehen, wird die gesetzliche Rente dabei sogar nahe oder unter der Grundsicherung von 600 Euro liegen.

"Die Entwicklung in Ostdeutschland ist zum Teil dramatisch", sagte DIW-Mitarbeiter Viktor Steiner, der die Studie geleitet hatte. Die älteren ostdeutschen Jahrgänge können heute im Mittel noch 900 bis 1000 Euro Rente erwarten.

Arbeitsmarkt schlägt sich auf Rentenvolumen nieder

Für die jüngeren Jahrgänge, die zwischen 1962 und 1971 geboren wurden, werden die Renten mit rund 600 Euro im Bereich der Grundsicherung liegen. Bei den Frauen steigen die Renten bis zu den Jahrgängen 1947 bis 1951 an. Bei den darauf folgenden Jahrgängen fallen die Renten von einem Niveau von rund 800 Euro bis unter 500 Euro bei den jüngsten Jahrgängen.

Die Ursachen für diese Entwicklung hängen unmittelbar mit der Situation am Arbeitsmarkt zusammen: Seit Beginn der 90er Jahre schnellte die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland nach oben und verharrt seitdem auf deutlich höherem Niveau als im Westen.

Hinzukommt der Trend zu mehr Teilzeitbeschäftigung und Minijobs - vor allem Frauen rutschten in Ostdeutschland aus Vollzeitstellen in geringfügige Beschäftigung. In Gesamtdeutschland wird es in Zukunft vor allem für gering Qualifizierte sehr viel schwieriger, das bisherige Rentenniveau zu erreichen.

Westdeutsche Frauen stemmen sich gegen Negativtrend

Diese schlechte Ausgangssituation schlägt sich heute schon in den Erwerbsbiographien nieder. Da die Rente eine Bilanz des gesamten Erwerbslebens darstellt, sind seit der Wiedervereinigung jetzt bereits 20 Jahre vergangen, in denen sich die schlechte Arbeitsmarktsituation in unterdurchschnittlichen Rentenansprüchen niederschlägt.

Die einzige Gruppe, die ihre Rente auf einem niedrigen Niveau ausbauen kann, sind westdeutsche Frauen. Aufgrund zunehmender Erwerbstätigkeit und besserer Bildung klettert der durchschnittliche Rentenzahlbetrag über alle Altersgruppen von im Schnitt 449 Euro auf 591 Euro.

Westdeutsche Männer können immerhin noch mit relativ stabilen Rentenzahlungen rechnen: Die jüngste Gruppe der von 1967 bis 1971 Geborenen erreicht mit 1090 Euro durchschnittlich gut 90 Prozent des Rentenzahlbetrags der ältesten Vergleichsgruppe der von 1937 bis 1941 Geborenen.

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