Steuerhinterziehung:Reiche horten Billionen in Steueroasen

"Schwarzes Loch der Weltwirtschaft": Bis zu 32.000.000.000.000 Dollar verstecken die Wohlhabenden dieser Welt einer Studie zufolge vor dem Fiskus. Den Staaten entgehen dadurch Einkommenssteuern in Milliardenhöhe.

Auf einem Hügel gelegen erhebt er sich über Entenhausen: Dagobert Ducks Geldspeicher. Der mit Goldmünzen und Geschmeide angefüllte Bunker ist das Symbol für den Reichtum des watschelnden Geizkragens - und zugleich Sinnbild des Kapitalismus, der selbst im Comic-Kosmos präsent ist. Besagter Besitzer nun liebt es, mittels Sprungbrett in seine gut geschützten Schätze im wahrsten Sinne des Wortes hinabzutauchen.

Gemälde von Disney-Zeichner Carl Barks in Auktion

Während Disneys Dagobert Duck sein Vermögen in einem Bunker verwahrte, horten die Reichen der realen Welt ihr Vermögen auf Konten in Steueroasen.

(Foto: dpa)

Auch wenn dieses Vergnügen wohl den fiktiven Gestalten der Disney-Welt vorbehalten bleibt. Auch reale Reiche wissen, wie sie ihr Vermögen wirksam vor fremden Zugriff in Sicherheit zu bringen. Genauer gesagt: vor dem Zugriff des Staates. 21 bis 32 Billionen Dollar haben die Wohlhabenden der Welt einer Studie zufolge in Niedrig-Steuer-Ländern gebunkert. Wobei die Geldhorte weniger wie Dagoberts Speicher aussehen dürften: Der moderne Millionär bzw. Milliardär nutzt digitale Bunker, Konten in Steueroasen sind das Symbol des realen, modernen Kapitalismus.

Die Raffgier der Reichen hat Folgen, die letztendlich jeder Bürger zu spüren bekommt: Einkommensteuern in Höhe von bis zu 280 Milliarden Dollar seien den Staaten entgangen, heißt es in der am Sonntag veröffentlichten Untersuchung für die Organisation Tax Justice Network (Netzwerk für Steuergerechtigkeit). Studienautor James Henry, früher Chefvolkswirt der Unternehmensberatung McKinsey, bezeichnete die dem Fiskus entzogenen Privatvermögen als "großes Schwarzes Loch in der Weltwirtschaft".

Das Problem spielt seinen Forschungen zufolge in den Entwicklungsländern eine besonders große Rolle. So hätten die reichsten Bürger in 139 Entwicklungsländern von den 1970er Jahren bis 2010 nicht ausgewiesene Vermögen über schätzungsweise 7,3 bis 9,3 Billionen Dollar angehäuft.

Das Tax Justice Network ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich den weltweiten Kampf gegen die Steuerflucht verschrieben hat. Die Studie verwendet Daten der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Vereinten Nationen und der Zentralbanken. Untersucht werden nur Finanzvermögen. Sachvermögen, etwa Immobilien, Yachten und Rennpferde, werden nicht berücksichtigt. Auch Goldbestände bleiben außen vor.

Vielleicht lagert so mancher Krösus diese also doch in einem Bunker à la Dagobert, inklusive Sprungbrett für den Kopfsprung in Gold und Geschmeide.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: