Sonderprüfung bei HRE:Milliarden-Desaster mit teuren Folgen

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Wer hat Schuld an der miserablen Situation? Die ehemaligen Vorstände der Hypo Real Estate müssen mit deftigen Schadenersatzklagen rechnen.

M. Hesse und K. Ott

Die Hypo Real Estate (HRE), die mehr staatliche Hilfen braucht als jede andere Bank in Deutschland, wird bereits von vielen Seiten durchleuchtet. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt, der Bundestag hat einen Untersuchungsausschuss eingesetzt, Aktionäre klagen auf Schadenersatz, und so fort. Wer hat schuld am HRE-Desaster, das den Staat bereits jetzt mehr als zehn Milliarden Euro kostet und den Börsenkurs ruiniert hat, lautet die Kernfrage.

Die ehemaligen Vorstände der Desaster-Bank HRE müssen mit Schadenersatzklagen rechnen. (Foto: Foto: AP)

Jetzt steht eine weitere Untersuchung an, die Ex-Konzernchef Georg Funke und die anderen alten Vorstände teuer zu stehen kommen könnte. Bei der Hauptversammlung der Aktionäre am 13. August soll auf Antrag des derzeitigen Aufsichtsrats eine Sonderprüfung beschlossen werden. "Angesichts des Umfangs des Schadens schlagen wir eine Sonderprüfung vor", sagte Aufsichtsratschef Michael Endres der Süddeutschen Zeitung. Kommt der Prüfer zu dem Ergebnis, dass der alte Vorstand Misswirtschaft betrieben hat, dann wäre der Weg frei für horrende Schadenersatzklagen. Auf solche Klagen drängt auch der Bundestag.

Aufsichtsrat wird neu besetzt

Für Endres und seine Kollegen im Kontrollgremium ist es das letzte Aktionärstreffen, für den Bund als neuen und dann alleinigen Eigentümer der Bank die erste Hauptversammlung. Endres, früher Vorstand der Deutschen Bank, und die anderen derzeitigen Aufsichtsräte scheiden aus. "Unser Ziel war es, das Schiff halbwegs wieder flott zu machen", sagte Endres. "Diesen Auftrag haben wir jetzt erfüllt."

Der Bund als neue Inhaber will den Aufsichtsrat komplett umbesetzen. Prominenteste Neulinge sind die ehemalige Präsidentin des Bundesrechnungshofs und frühere CDU-Politikerin Hedda von Wedel und Günther Bräunig, Vorstand der Staatsbank KfW. Auf einer zwischen dem Finanzministerium und dem Kanzleramt abgestimmten Liste stehen außerdem Bernd Thiemann, Ex-Chef der genossenschaftlichen DZ Bank, die frühere Deutschlandchefin des Investmentbank Morgan Stanley, Dagmar Kollmann, sowie je ein Vertreter der Finanz- und des Wirtschaftsministeriums.

Eine Mischung aus Staatsbediensteten und Branchenexperten ersetzt also die bisherigen Kontrolleure, zu denen neben Endres auch andere frühere Bankvorstände zählten. Binnen neun Monaten haben der derzeitige Aufsichtsrat und der neue Vorstand die HRE umgekrempelt und ihr jetzt auch einen neuen Namen gegeben: Deutsche Pfandbriefbank AG. Die Bank habe jetzt eine saubere rechtliche Struktur und einen Namen, der sich gut verkaufen lasse, sagte Endres. "Außerdem haben wir das Rechnungswesen und die Bücher der Bank geordnet und personell einiges in die Wege geleitet."

Aufräumarbeiten erledigt

Der 72-jährige Endres betonte, dass es zwischen dem Aufsichtsrat und dem Vorstand sowie dem Bund als neuem Inhaber keinen Dissenz gebe. "Die Arbeit im Aufsichtsrat war exzellent und sehr eng mit dem Vorstand verzahnt." Es sei nun notwendig, das Gremium mit Blick auf die Neuausrichtung der HRE umzubesetzen. "Der Neuaufbau der Bank braucht sicher drei bis vier Jahre. Um das zu begleiten, bin ich zu alt." Endres bekräftigte, zur Rettung der HRE durch den Staat habe es keine Alternative gegeben.

Endres betrachtet die ersten Aufräumarbeiten als erledigt, doch auf die Bank kommt noch viel Arbeit zu. Im Umfeld des staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin und in Finanzkreisen heißt es, die HRE werde bis Ende 2010 noch einmal mehr als zwei Milliarden Euro Verlust anhäufen. Ein Großteil davon dürfte schon 2009 anfallen. Auch Endres rechnet mit weiteren Abschreibungen. "Die HRE wird auch im zweiten Quartal erhebliche Wertberichtigungen vornehmen müssen." Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung sei es möglich, dass die HRE weiteren Kapitalbedarf habe.

Den hat womöglich auch Ex-Vorstandschef Funke. Aktionäre verklagen die Bank inzwischen auf deutlich mehr als 50 Millionen Euro Schadenersatz. Sollten sie gewinnen, "dann trifft das automatisch die früheren Vorstände", sagt Endres. Die dazu nötigen rechtlichen Maßnahmen habe man ergriffen.

© SZ vom 01.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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