Skandal-Anleger Helmut Kiener:Guter Draht zu den Großen

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Über Jahre hat Pricewaterhouse Coopers für den mutmaßlichen Anlage-Betrüger Helmut Kiener gearbeitet - Anleger seiner Fonds dürfte das beruhigt haben.

Markus Zydra

Die schriftliche Bestätigung an den Kunden wirkt sehr korrekt: Der Anlagebetrag in Höhe von mehreren tausend Euro ist vermerkt, das Geld soll in den Fonds K1Global mit Sitz auf den Virgin Islands investiert werden.

Zwischen 2001 und 2004 waren die Wirtschaftsprüfer von PwC als "Administrationsstelle" für Helmut Kiener tätig. (Foto: Foto: Bloomberg)

Und es mag den Kunden beruhigt haben, dass eine angesehene Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ebenfalls erwähnt ist. "Die Berechnung Ihrer Genussrechtsanteile wird von Pricewaterhouse Coopers (PwC) in Zürich durchgeführt", heißt es in dem Schreiben aus dem Jahr 2003.

Der mutmaßliche Kapitalbetrüger Helmut Kiener hat sich zeitweise eine sehr bekannte Adresse für seine Geschäfte ins Boot geholt. PwC bestätigte der Süddeutsche Zeitung, dass die Wirtschaftsprüfer vom 1. September 2001 bis 31. Dezember 2004 für K1 Invest Ltd. als Administrationsstelle tätig waren. Gleichzeitig weist PwC aber zurück, die Bewertung der Genussrechte ausgeführt zu haben.

Demnach hätte K1Global in seinem Kundenschreiben gelogen. "Doch PwC unterliegt als Wirtschaftsprüfer zumindest einer Vertrauenshaftung gegenüber dem Anleger, auch wenn sie die Abrechnungen tatsächlich nicht macht", sagt der Rechtsanwalt Peter Mattil.

Kiener warb mit Rendite von 17,5 Prozent

Helmut Kiener sitzt seit einem Monat in Würzburger Untersuchungshaft. Das Amtsgericht hat die Haftbeschwerde des 50-jährigen Psychologen abgewiesen. Kiener soll internationale Großbanken um etwa 280 Millionen Euro geprellt haben.

Er habe den Instituten vorgegaukelt, er würde die gewährten Kredite in viele andere Fonds stecken und das Geld sehr schnell vermehren. Kiener warb mit einer jährlichen Rendite von 17,5 Prozent, doch das Geld wurde in Immobilien, Flugzeuge und Villen gesteckt. Kieners Geschäft soll auf einem Schneeballsystem beruht haben.

Schon seit den neunziger Jahren sammelte Kiener über angeschlossene freie Finanzvermittler Geld bei Privatanlegern ein - zunächst für einen geschlossenen Fonds, dann, nachdem die deutsche Finanzaufsicht auf ihn aufmerksam wurde, für Genussrechte auf den britischen Jungferninseln.

Später folgten Zertifikate, die von der britischen Bank Barclays emittiert wurden. Privatsparer haben schätzungsweise einen dreistelligen Millionenbetrag in Genussrechte und Zertifikate von K1 investiert. Das System kollabierte, als Banken ihre Kredite von Kiener zurückforderten. Da wurde das Geld knapp, Privatkunden erhalten schon seit Mai kein Geld mehr von K1 zurück.

Insolvenz eröffnet

Nun hat das Hamburger Amtsgericht das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der X1 Fund Allocation angeordnet. Die Firma koordinierte die Vermittlung der Kiener-Produkte. X1 hatte zwei Mitarbeiter: Helmut Kiener und Geschäftsführer Ulrich Mittendorf, den die Staatsanwaltschaft Würzburg als Mitbeschuldigten bezeichnet.

Mit der Insolvenzeröffnung wird automatisch geprüft, ob Kunden auf Zahlungen von der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) hoffen dürfen. "Dies dürfte bei einer reinen Vermittlungstätigkeit aber nicht der Fall sein", sagt Mattil.

© SZ vom 24.11.2009/tjon - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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