Antillen: Virgin Islands:Jungfräuliches Geheimnisder kleinen Antillen

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Die British Virgin Islands bergen nicht weniger als die Gefahr einer Überdosis an romantischen Klischees, die süchtig macht.

Trudi Trox

Bei einer einzelnen Insel war es nicht so schwer, einen Heiligen als Namenspatron zu finden. Dass Kolumbus selbst für die rund 60 Inselchen im nördlichen Karibikbogen himmlische Fürsprecher parat hatte, kann nur seiner Bibelfestigkeit zugeschrieben werden. Und so verhalf er dem Heer der frommen elftausend Jungfrauen in der Gefolgschaft der bretonischen Königstochter Ursula zu unverhofften Ehren in der Neuen Welt.

Romantik pur bieten die British Virgin Islands (Foto: Trudi Trox)

"Las once mil virgenes", wie die Inseln zunächst hießen, blieben, bis auf wenige Ausnahmen, immer im Hintergrund. Wirtschaftlich, da es keine Bodenschätze gab und die meisten Eilande für den Zuckerrohranbau zu steil waren; historisch, da den Piraten auf See schon genug Wind und Blei um die Ohren zischte. Ein verschwiegenes Plätzchen als Basislager war ihnen lieb und teuer. Das Tauziehen der Spanier, Dänen, Briten, der Vereinigten Staaten und sogar der Malteserritter um die hübschen Jungfern endete schließlich in einer Pattsituation zwischen Stars and Stripes und Union Jack, und das völlig ohne Militär. Die westlichen Inseln (ein Katzensprung von Puerto Rico entfernt) wurden amerikanisch, die östlichen britisch.

Als "Nature's little secret" umschwärmen Werbebroschüren die karibisch-britischen Inselchen und setzen alles daran, mit diesem Geheimnis zu locken. Doch wer einmal seinen Fuß auf die British Virgin Islands, kurz "BVI", gesetzt hat, muss keine sieben Siegel knacken. Sonne, Palmenstrände und eine blaue Meeressymphonie, malerische Jachthäfen, lässige Kneipen, feine Restaurants und coole Beachbars - alles liegt vor der Haus- oder vielmehr vor der Hotelzimmertür. Links wird gefahren und rechts überholt, so die Minipass-Straßen es überhaupt zulassen. Man schwatzt gerne, isst und tanzt und genießt das geruhsame Leben. Zuviel karibisches Flair? Zuviel romantisches Klischee? Die Menschen auf diesen Inseln kommen mit der Überdosis bestens klar.

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