Riester-Rentner:Jeden Monat 30 Euro

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Rückblickend ist Gerhard Stadler froh, als einer der ersten die Chance zur Riester Rente genutzt zu haben -monatlich bekommt er nun 30 Euro.

Alexander Mühlauer

Als Gerhard Stadler seinen Riester-Vertrag abschließt, ist er 60 Jahre alt und Walter Riester seit vier Jahren Arbeits- und Sozialminister im ersten rot-grünen Bundeskabinett. Sechs Jahre ist das nun her. Heute bekommt der Rentner aus Haar bei München jeden Monat 30 Euro auf sein Konto überwiesen. Nicht gerade viel, aber Stadler ist zufrieden. Er ist froh, dass er als einer der ersten in Deutschland die Chance ergriffen hat, für das Alter selbst vorzusorgen.

Stadler hat seinen Riester-Vertrag mit der Nummer 30 350 6720 bei der Allianz abgeschlossen. Für den Informatiker war Walter Riesters Renten-Idee vor allem ein Rechenexperiment. 4145 Euro hat er selbst einbezahlt, 618 Euro legte der Staat als Zulagen drauf. Und gut 1000 Euro sparte sich Stadler an Steuern. Jetzt bekommt er sein Leben lang 30 Euro im Monat oder, wie er sagt, ein schönes Abendessen. Stadler ist überzeugt: "Für mich hat es sich wirklich gelohnt. Rechnet man die eigene Alterserwartung mit ein, hab' ich mit meinem Riester-Vertrag eine sehr gute Rendite von acht Prozent erzielt.''

Der 66-jährige Rentner aus Bayern ist der Beweis, dass Riesters Idee funktioniert. Viele Menschen hätten damals, als er den Vertrag abschloss, nicht verstanden, was er da überhaupt unterschreibt, sagt Stadler. Walter Riesters Projekt galt lange Zeit als bürokratischer Flop, und der Minister wurde beschimpft oder im besten Fall belächelt.

"Ein Drittel weniger Rente"

Heute genießt der ehemalige Minister den späten Erfolg seiner Idee und kassiert mit Vorträgen über die nach ihm benannte Altersvorsorge viel Geld. Riester, der zurzeit seine letzte Legislaturperiode als Abgeordneter im Bundestag absolviert, sagte kürzlich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "An der Botschaft ,Die Rente ist sicher' war eines total falsch: Sie hat den Bürgern suggeriert, dass sie keine zusätzliche Vorsorge fürs Alter leisten müssen und trotzdem ihren Lebensstandard halten können. Wir aber leben länger und haben höhere Ansprüche als unsere Großeltern.''

Der Informatiker Stadler war nicht nur bei der Riester-Rente einer der Ersten. Bereits in den siebziger Jahren sorgte er mit vermögenswirksamen Leistungen für den Ruhestand vor. Spätestens bei der Wiedervereinigung sei ihm klar geworden: ,,Wir werden alle ein Drittel weniger Rente bekommen.''

Stadler ist davon überzeugt, ,,dass sich unsere Politiker auch heute nicht trauen, den Menschen beim Thema Altersvorsorge die Wahrheit zu sagen''. Der Rentner ist der Meinung, dass der Staat Modelle fördern sollte, mit denen junge Menschen mit Aktien langfristig für ihr Alter vorsorgen können. Diese brächten nämlich die höchste Rendite.

© SZ vom 29.3.2008/jkf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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