Quartalsergebnis:Griechische Anleihen reißen Commerzbank tief in rote Zahlen

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Auch deutsche Banker dachten, griechische Staatsanleihen seien eine sichere Geldanlage - und zahlen jetzt den Preis dafür: Die Commerzbank macht weit mehr als eine halbe Milliarde Euro Verlust und kassiert ihr Gewinnziel für nächstes Jahr. Beschlüsse des EU-Gipfels zwingen die Bank dazu, problematische Geschäftsbereiche dichtzumachen.

Wer Griechenland Geld geliehen hat, sieht einen Großteil davon nicht wieder. Auch die Commerzbank rutscht wegen der Schuldenkrise tief in die roten Zahlen. Im vergangenen Quartal machte das teilverstaatlichte Institut wegen neuer Abschreibungen auf seine griechischen Staatsanleihen einen Verlust von 687 Millionen Euro.

Das war mehr als von Analysten befürchtet. Vor einem Jahr hatte die zweitgrößte deutsche Bank in diesem Zeitraum noch 113 Millionen Euro verdient. Das Ziel, im kommenden Jahr einen operativen Gewinn von vier Milliarden Euro zu erwirtschaften, werde die Commerzbank "aufgrund der Marktgegebenheiten" nicht erreichen können, erklärte Vorstandschef Martin Blessing.

Die von der Schuldenkrise ausgelösten Marktturbulenzen setzten in den drei Monaten bis September anders als zuvor auch dem Kerngeschäft der Commerzbank zu. Vor allem im Investmentbanking verlor sie Geld. Nach Veröffentlichung der Zahlen stürzte der Aktienkurs der Bank um mehr als drei Prozent ab - obwohl die Börsen generell nach der Absage des griechischen Referendums zum Sparprogramm zunächst stabil blieben.

Die 2009 in der Krise vom Steuerzahler mit Milliarden gerettete Commerzbank korrigierte den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen um weitere 798 Millionen Euro nach unten. Die Papiere seien mit Blick auf die anhaltende Unsicherheit über die Zahlungsfähigkeit Athens um insgesamt 52 Prozent ihres Wertes abgeschrieben worden. Bereits im zweiten Quartal hatte das Institut ein Viertel des Wertes abgeschrieben und dafür eine Belastung von 760 Millionen Euro verbucht. Daraufhin wurde der Wert ihrer Anleihen noch mit 2,2 Milliarden Euro beziffert. Grund für die neue Abwertung ist die Ankündigung der Finanzbranche beim Euro-Gipfel der vergangenen Woche, freiwillig bei einem 50-prozentigen Schuldenschnitt für Griechenland mitzumachen.

Die Commerzbank muss außerdem ihr Eigenkapital-Polster stärken. Die EU hatte vor einer Woche härtere Kapitalauflagen für große europäische Banken beschlossen. Um sie zu erfüllen, muss die Commerzbank ihren Kapital-Puffer um 2,9 Milliarden Euro erhöhen. Um das zu erreichen, kündigte der Konzern mehrere Schritte an: Er will Risiken eindämmen, indem er das Neugeschäft der Problemtochter Eurohypo eindämmt. Die Commerzbank muss den defizitären Immobilienfinanzierer nach dem Willen der EU bis 2014 verkaufen, sieht dafür im Moment nach eigenem Bekunden aber keine Chance. Außerhalb Deutschlands und Polens will sie kein Kreditgeschäft mehr betreiben. Zudem sollen Finanzbeteiligungen verkauft werden. Die Töchter Comdirect und BRE Bank sollen nach Angaben der Zentrale bestehen bleiben.

Die Commerzbank ist nicht allein mit ihren Sorgen wegen Griechenland: Besonders hart trifft es französische Geldhäuser. Am Donnerstag hatte BNP Paribas einen massiven Gewinneinbruch wegen seiner griechischen Staatsanleihen vermeldet.

© dpa/AFP/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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