Postbank-Neubewertung:Deutsche Bank macht Verlust

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Neubewertung der Postbank, schlechtes Investmentbanking-Geschäft: Die Deutsche Bank wird das Quartal mit Verlust abschließen. Die Aktie bricht ein.

Harald Freiberger

Die Deutsche Bank wird das dritte Quartal 2010 mit einem Verlust abschließen. Das gab sie am Dienstag bekannt. Grund dafür ist eine Abschreibung von 2,3 Milliarden Euro, die auf ihren Postbank-Anteil von knapp 30 Prozent fällig wird. Der Anteil muss neu bewertet werden, weil die Deutsche Bank die Mehrheit an der Postbank übernehmen will. Bisher steht er zu einem höheren Aktienkurs in der Bilanz.

Die Deutsche Bank will die Mehrheit an der Postbank übernehmen. Das wirkt sich nun negativ auf die Bilanz aus. (Foto: REUTERS)

Dieser Sachverhalt ist zwar schon bekannt, seit die Deutsche Bank vor eineinhalb Wochen ankündigte, dass sie ihr Kapital erhöhen und die Mehrheit an der Postbank übernehmen will. Doch weil das Institut am Dienstag gleichzeitig mitteilte, dass das Investmentbanking-Geschäft im dritten Quartal schlecht lief, sackte die Aktie um 4,5 Prozent ab. Das Investmentbanking sei eingebrochen, weil die Schuldenkrise in Europa viele Investoren an den Kapitalmärkten abgeschreckt habe. Zugewinne im Privatkundengeschäft konnten dies nicht wettmachen. Im Vorjahresquartal erzielte die Deutsche Bank noch einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro. Dieser wird nun deutlich sinken, selbst wenn man den Postbank-Effekt nicht berücksichtigt. Unterm Strich dürfte daher im dritten Quartal ein Verlust von mehr als einer Milliarde Euro stehen.

Das größte deutsche Geldhaus will sich an der Börse Kapital in großem Umfang holen, vor allem, um die Mehrheit an der Postbank zu übernehmen, aber auch, um das Eigenkapital zu stärken. Insgesamt sollen so 10,2 Milliarden Euro in die Kasse kommen. Die Bank macht ihren Aktionären das Angebot, an einer Kapitalerhöhung im Verhältnis zwei zu eins teilzunehmen. Das heißt: Wer zwei Aktien besitzt, kann eine neue kaufen. Die Aktionäre werden in diesen Tagen von ihren Banken informiert.

Den Bezugspreis für eine neue Aktie hat die Deutsche Bank auf 33 Euro festgelegt. Altaktionäre erhalten für jede Aktie, die sie halten, ein eigenes Bezugsrecht für neuen Aktien. Mit zwei Bezugsrechten können sie eine neue Aktie zu 33 Euro kaufen. Das Bezugsrecht hat einen eigenen Wert, es ist ein Ausgleich dafür, dass der Kurs durch die Kapitalerhöhung verwässert wird.

"Auf Basis des Schlusskurses vom Montag errechnet sich für jedes Bezugsrecht ein theoretischer Preis von 4,63 Euro", sagt Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck. Daraus ergibt sich ein Preis von 42,26 Euro für eine neue Aktie (33 Euro Bezugspreis plus zwei Bezugsrechte). Die Bezugsrechte werden ebenfalls an der Börse gehandelt, dort bildet sich auch ein eigener Preis, der vom theoretischen Preis abweichen kann. Anleger, die nicht an der Kapitalerhöhung teilnehmen wollen, können ihre Bezugsrechte über ihre Bank verkaufen. Der Handel der Bezugsrechte beginnt an diesem Mittwoch.

Postbank-Aktionäre werden Post erhalten

Sollen Anleger an der Kapitalerhöhung teilnehmen? "Die entscheidende Frage ist, ob man an die Story der Kapitalerhöhung glaubt", sagt Analyst Becker. Es spreche einiges dafür, da die Deutsche Bank mit dem Geld die Mehrheit an der Postbank übernehmen will, die im Geschäft mit Privatkunden stark ist. Dadurch stelle die Deutsche Bank ihre künftigen Gewinne auf eine breitere Basis. Sie war bisher stark abhängig vom schwankenden Investmentbanking - für viele Investoren ein Grund, die Aktie nicht zu kaufen. Ein Anleger, der an der Kapitalerhöhung teilnehmen will, teilt dies seiner Bank mit, er erhält dann für zwei Aktien eine neue zu 33 Euro. Aktionäre, die nicht teilnehmen wollen, müssen nichts unternehmen. Ihre Bezugsrechte werden zum Ende der Frist am 5. Oktober automatisch verkauft.

Auch die Aktionäre der Postbank erhalten in den nächsten Tagen Post von ihrer Bank. Darin wird ihnen das Angebot der Deutschen Bank unterbreitet, jede Postbank-Aktie für 25 Euro zu kaufen. Die Deutsche Bank hat signalisiert, dass sie die Postbank komplett übernehmen will. Derzeit hat sie knapp unter 30 Prozent.

Geht nun nur ein kleiner Teil der freien Aktionäre auf das Angebot ein, überschreitet sie die wichtige 30-Prozent-Schwelle. Sie muss dann den übrigen Aktionären nicht mehr ein höheres Angebot machen, so wie es derzeit noch nötig wäre. Das ergibt sich aus einem Vertrag mit der Post, die noch 40 Prozent an der Postbank hält. Danach müsste die Deutsche Bank der Post im Februar 2012 einen großen Teil der Aktien zu 45 Euro abkaufen und den freien Aktionären diesen Preis schon ein Jahr vorher anbieten. "Die Aussichten, dass Aktionäre einen deutlich höheren Preis erzielen können als die 25 Euro, sind nun eindeutig gesunken", sagt Analyst Becker. Er rät Anlegern deshalb, das Angebot anzunehmen.

Wenn die Deutsche Bank über 30 Prozent kommt, kann sie nach und nach weitere Aktien an der Börse aufkaufen. Die 40 Prozent der Post fallen in absehbarer Zeit automatisch an sie. Aktionäre, die einen langen Atem haben, können zum Beispiel darauf hoffen, dass der Kurs der Postbank deutlich steigt; dazu müsste sie aber ihre Profitabilität steigern. Eine andere Möglichkeit, später mehr Geld zu bekommen, ist der Lästigkeitsfaktor. "Die Deutsche Bank könnte irgendwann genervt sein, immer noch einen eigene Postbank-Bilanz erstellen zu müssen und den verbleibenden Aktionären ein dann möglicherweise höheres Angebot vorlegen, auch Squeeze-out genannt", sagt Becker. Insgesamt aber sei die Hoffnung, irgendwann mehr als 25 Euro für eine Aktie zu erhalten, "langfristig und vage".

© SZ vom 22.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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