Lebensversicherung:Teuer und meist mager verzinst

Die Deutschen lieben die Versicherung fürs Leben. Eigentlich. Doch lohnt sie sich überhaupt noch, wenn die Zinsen so niedrig sind? Und was ist mit den fondsgebundenen Policen? Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Lebensversicherung.

Von Patrick Hagen und Friederike Krieger

Mit jeder Nachricht von der Versicherung werden die Aussichten düsterer: Wegen der niedrigen Zinsen fällt die Rendite von Lebensversicherungen immer magerer aus. Verbraucherschützer raten schon von Neuabschlüssen ab - genauso aber von übereilten Kündigungen. Was also tun? Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen und zeigt Alternativen.

Lohnt es sich noch, eine Lebensversicherung abzuschließen?

Verbraucherschützer stehen Lebensversicherungen sehr skeptisch gegenüber. "Wir empfehlen keinen Neuabschluss dieser Verträge", sagte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ihn stört vor allem, dass die Policen durch hohe Kosten für Vertrieb und Verwaltung belastet sind. Sie drücken die mageren Garantiezinsen der Lebensversicherer noch weiter. Zurzeit garantieren die Versicherer 1,75 Prozent auf den Sparanteil, ab 2015 werden es nur noch 1,25 Prozent sein. Hinzu kommt noch eine Beteiligung an den Überschüssen, die der Versicherer erwirtschaftet. "So kommt die Lebensversicherung noch auf eine Rendite von drei Prozent, das liegt deutlich über den Sparplänen von Banken", sagt Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Nauhauser hält dagegen, dass die Überschussbeteiligung nicht verbindlich ist. "Kunden können sich nicht darauf verlassen, dass sie in den nächsten Jahren angemessen an den Überschüssen beteiligt werden."

Sind die neuen Produkte der Lebensversicherer besser als klassische Verträge?

Einige Versicherer wie Allianz, Axa und Ergo haben neue Verträge mit modifizierten Garantien auf den Markt gebracht. Hier gibt es nur noch das Versprechen, dass die eingezahlten Beiträge erhalten bleiben. Das ermögliche eine freiere Kapitalanlage, argumentieren die Versicherer. "Die neuen Produkte bieten höhere Renditechancen, aber auch weniger Sicherheit für den Kunden", sagt Versicherungslobbyist Schwark. Die Verbraucherschützer sind skeptisch. "Bei diesen Verträgen gibt der Kunde Garantien auf und muss dem Versicherer noch mehr vertrauen als bei klassischen Policen", sagt Nauhauser.

Mein Vermittler will mir eine fondsgebundene Police verkaufen - ist das besser?

Bei fondsgebundenen Versicherungen trägt der Kunde das Anlagerisiko. Sein Geld fließt nach Abzug der Kosten in Fonds. Wenn sie gut laufen, kommt er eventuell auf eine höhere Rendite als bei klassischen Verträgen. Falls es schlecht läuft, drohen Verluste. "Die entscheidende Frage ist: Verfügt der Kunde schon über eine sichere Geldanlage?", meint Schwark. Wenn der Kunde über den Betrieb vorgesorgt und noch Geld übrig hat, sei gegen den Abschluss einer fondsgebundenen Police nichts einzuwenden. Der Kunde müsse das Verlustrisiko verkraften können. "Fondsgebundene Policen sind vielfach die teuerste Form der Altersvorsorge", argumentiert Verbraucherschützer Nauhauser. Im Gegensatz zur Direktanlage in Aktienindexfonds, sogenannte ETFs, hätte der Kunde deutlich höhere Kosten.

Soll ich meine Lebensversicherung angesichts der niedrigen Zinsen kündigen?

"Niedrige Zinsen sollten niemals der Grund für eine Kündigung sein", sagt Schwark. Wenn es mit dem Geld knapp werde, gebe es immer noch andere Möglichkeiten. "Kunden können den Vertrag zum Beispiel beleihen oder die Beiträge herabsetzen", erklärt er. Aus Sicht von Nauhauser kommt es auf den Einzelfall an, ob eine Kündigung sinnvoll ist oder nicht. Policen, die vor 2004 abgeschlossen wurden, steuerfrei ausgezahlt werden und noch einen attraktiven Garantiezins haben, sollten in den meisten Fällen nicht gekündigt werden. Ist der Abschluss dagegen weniger als fünf Jahre her, kann es sich lohnen, die Reißleine zu ziehen, so Nauhauser.

"Die Frage ist, was die Politik zu den Bewertungsreserven entscheidet"

Bei Verträgen, die in Kürze auslaufen, ist die Situation komplizierter. "Die Frage ist, was die Politik zu den Bewertungsreserven entscheidet." Sollte die Beteiligung der Kunden an den Reserven auf festverzinsliche Papiere gestrichen oder gekürzt werden, könnte es sich häufig lohnen, die Verträge vorher zu kündigen.

Was ist von staatlich geförderten Verträgen wie Riester-Renten zu halten?

Bei der Riester-Rente belohnt der Staat Sparer mit Zulagen. "Gerade bei den niedrigen Zinsen ist Riester attraktiv, da die Zulagen eine Extrarendite ermöglichen", sagt Schwark. Die Riester-Rente ist allerdings in die Kritik geraten, vor allem wegen hoher Kosten. Verbraucherschützer Nauhauser rät vom Abschluss ab. Die Kosten seien bei vielen Versicherern nicht höher als bei normalen Rentenpolicen, kontert Schwark. "Gerade für Geringverdiener und Familien ist Riester immer noch die attraktivste Form der Vorsorge."

Welche Alternativen gibt es?

Eine lebenslange Rente kann nur eine Versicherung bieten. Allerdings ist es möglich, erst Geld anderswo anzusparen und das Kapital dann in eine Rentenversicherung zu stecken. Wer Wertschwankungen nicht aushält, kann dazu Banksparpläne wählen, so Nauhauser. Die Anlage orientiert sich an einem Referenzzins wie der Umlaufrendite. "Sie sichert damit eine transparente Bindung an marktübliche Zinsen." Auch Rentenfonds, also Fonds, die in Unternehmens- und Staatsanleihen investieren, sind eine Möglichkeit. Für risikobereite Kunden bieten sich ETFs an. Damit können Sparer an der allgemeinen Entwicklung bestimmter Aktienindizes teilhaben, sind dabei aber mit sehr geringen Kosten belastet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: