Hilferuf der Krankenkassen:Und die Zeche zahlt der Versicherte

7,4 Milliarden Euro fehlen den Kassen 2010. Gesundheitsökonom Neubauer schockt nun mit einer düsteren Prophezeiung: Die Beiträge könnten auf 17 Prozent steigen.

Die Krankenkassen befinden sich teif in der Finanzmisere. 7,4 Milliarden Euro werden den Kassen alleine im kommenden Jahr fehlen - diese Berechnung des Schätzerkreises sorgt derzeit in der Republik für Aufruhr. Der Gesundheitsökonom Günter Neubauer rechnet nun mit deutlich steigenden Beiträgen für die Versicherten. In den kommenden Jahren könnte die gesetzliche Krankenversicherung drastisch teurer werden. Ein Anstieg des Beitragssatzes von heute 14,9 auf insgesamt 17 Prozent bis 2013 sei realistisch, erklärte Neubauer der Bild-Zeitung.

Spritze, Foto: dpa

Die Krankenkassen jammern über ein Milliardenloch - werden nun die Beiträge erhöht?

(Foto: Foto: dpa)

Würde dabei sogar der Arbeitgeberanteil festgeschrieben, wie es Union und FDP erwägen, müssten die Arbeitnehmer alleine bis zu zehn Prozent ihres Bruttoeinkommens an die Krankenkasse zahlen. Das wären bis zu 85 Euro mehr im Monat als heute. Eingerechnet ist dabei die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze ab 2010. Eine derartige Beitragserhöhung würde mehr als 20 Milliarden Euro mehr pro Jahr ins Gesundheitssystem schleusen.

Wie die künftige schwarz-gelbe Koalition die massiven Finanzprobleme der Krankenversicherung lösen will, besprechen die Experten am Donnerstag bei den Koalitionsverhandlungen. Zur Debatte steht die einseitige Erhöhung der Arbeitnehmerbeiträge, möglicherweise mittels Zusatzbeiträgen, sowie Sparbeiträge etwa der Pharmaindustrie.

Barmer: Vorerst keine Erhöhung

Der Verband der Ersatzkassen (VDEK) fordert daher, die Steuerzuschüsse des Bundes an die Krankenkassen vorzeitig zu erhöhen. Statt 11,8 Milliarden Euro sollten bereits 2010 14 Milliarden in den Gesundheitsfonds fließen, sagte VDEK-Chef Thomas Ballast der Süddeutschen Zeitung.

Ein Sprecher der Barmer Ersatzkasse bezeichnete das erwartete Defizit als Alarmsignal. Der Gesundheitsfonds sei von Anfang an unterfinanziert gewesen. "Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das Defizit auszugleichen, deshalb muss der Steuerzuschuss erhöht werden", sagte er. Auch müsse bei den Ärzten, Kliniken und bei den Medikamenten gespart werden. Jedoch werde die Barmer, die nach der Fusion mit der Gmünder Ersatzkasse zum größten Versicherer in Deutschland wird, nicht mit Zusatzbeiträgen ins neue Jahr starten.

Auch der Vorstandschef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, schloss für seine Kasse aus, Anfang 2010 einen Zusatzbeitrag zu erheben. Das Defizit dürfe nicht nur über die Beitragszahler ausgeglichen werden. "Vielmehr sind auch Staat und Arbeitgeber gefragt", betonte er.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: