Geldanlage: Gebühren bei Fonds:Die Bank gewinnt immer

Lesezeit: 3 min

Abkassieren - auf Kosten der Anleger: Wenn es um Gebühren geht, sind die Anbieter von Fonds erfinderisch. Einige kassieren Erfolgsprämien - obwohl die Produkte Verluste machen.

Alexander Mühlauer

Keine Frage: Wer erfolgreich ist, sollte dafür belohnt werden. Das gilt auch für Anbieter von Investmentfonds. Die meisten Gesellschaften haben aber seit Ausbruch der Finanzkrise ein Problem: Sie sind nicht erfolgreich. Die Unternehmen tun sich schwer, versprochene Renditen zu erwirtschaften. Nach wie vor sind die Börsen unberechenbar - kein Wunder, dass Anleger ihr Geld lieber horten. Und so sank das Anlagevermögen in deutsche Publikumsfonds nach Angaben des Branchenverbands BVI binnen zwei Jahren von 660 auf 513 Milliarden Euro.

Immer weniger Anleger investieren in Fonds. Deshalb sind die Firmen beim Erfinden neuer Gebühren höchst kreativ. (Foto: Foto: istock)

Diese Kapitalnot macht die Firmen erfinderisch, müssen sie doch ihre Fondsmanager und Vertriebsangestellten bezahlen. Immer mehr Unternehmen helfen sich daher mit einem Trick: Sie erheben - neben den Verwaltungsgebühren - weitere Abgaben. Diese orientieren sich am Erfolg des Fonds - zumindest sollten sie das. Eine sogenannte "Performance Fee" kassiert der Anbieter, wenn sein Produkt eine selbstgewählte Hürde übertroffen hat. Diese Hürde kann eine feste Prozentgrenze oder die Wertentwicklung eines Börsenindex sein.

Auf Kosten der Kunden

Mittlerweile verlangen große Fondsfirmen wie DWS, Deka, Union und Allianz Global Investors (AGI) für zahlreiche Fonds erfolgsabhängige Gebühren. Die DWS konnte zum Beispiel mit ihrem Fonds Global Value für das Geschäftsjahr 2008/09 eine Erfolgsbeteiligung von etwa 6,7 Millionen Euro herausziehen - was die Rendite des Fonds um 1,36 Prozentpunkte verringerte. Und zwar auf Kosten der Kunden: Der Fonds hatte im entsprechenden Jahr ein Drittel seines Wertes verloren. Nach Abzug der Kosten war er nur 0,03 Prozentpunkte besser als die selbstgewählte Hürde, der weltweite Aktienindex MSCI World Value.

Die Gesellschaften rechtfertigen ihre "Erfolgsgebühr" regelmäßig mit dem Argument, dass sowohl Anleger als auch Anbieter davon profitieren würden; schließlich seien die Fondsmanager so zu höheren Leistungen angespornt. Was gut klingt, hat die Stiftung Warentest anhand 72 globaler Aktienfonds untersucht. Ihr Ergebnis fällt vernichtend aus: "Einen systematischen Renditevorsprung für Fonds mit Erfolgsgebühr konnten wir nicht feststellen. Die Argumentation der Befürworter geht ins Leere. Die meisten Anbieter biegen den Anlageerfolg durch Tricks so zurecht, dass sie kräftig abkassieren können."

Die Gebührenmodelle der Gesellschaften sind stets so konstruiert, dass die Firmen selbst kaum verlieren können. Übertrifft die Wertentwicklung eines Fonds den Wertzuwachs eines Vergleichsindex', bekommen die Firmen bis zu 25 Prozent Bonus. Schneidet der Fonds schlechter ab als die Vergleichshürde, geschieht nichts. "Selbst renommierte Gesellschaften sind nicht einmal dazu bereit, Verluste aus der Vergangenheit zu berücksichtigen, bevor sie für Erfolge kassieren", heißt es im Urteil der Warentester.

Erfolgsgebühr als Anleger-Falle

Die meisten der untersuchten Fonds messen ihren "Erfolg" nicht an einem Aktienindex, sondern an einer festen Prozentmarke. Bei jedem fünften Fonds gilt schon das Überschreiten der Null-Prozent-Hürde als Anlageerfolg. Die Stiftung Warentest weist darauf hin, dass den meisten Anlegern gar nicht bewusst ist, dass selbst dann eine Erfolgsgebühr fällig werden kann, wenn der Fonds ein dickes Minus erwirtschaftet hat. Ein Beispiel: Wie gesagt, messen die Manager des DWS Global Value ihren Erfolg an einem Index. Wenn sie diesen übertroffen haben, streichen sie die Gebühr ein. Ob der Fonds selbst ein Plus oder ein Minus gemacht hat, ist nicht entscheidend. Eine Gebührenbremse wie die Höchststandsregel haben sie nicht eingebaut.

Ein weiterer Trick der Firmen ist die Sache mit den Kosten. Man würde ja meinen, dass die Anbieter zunächst alle sonstigen Kosten abziehen, ehe sie den Anlageerfolg messen. Das tun aber nicht alle. Auch die Gesellschaften Deka, DJE und Union Investment berechnen die "Performance Fee" vom Bruttoertrag des Fonds - also vor Abzug der Verwaltungskosten, die bei ein bis zwei Prozent liegen.

Verbraucher sollten zudem darauf achten, in welchem Zeitraum die Gesellschaft Erfolgsgebühren erhebt. Der AHW Top Dividende International A zog zum Beispiel 2007 mehr als 330.000 Euro Erfolgsgebühr ein, obwohl er auf Jahressicht nicht einmal die Null-Prozent-Hürde erreicht hatte. Die Gebühr floss nur, weil die Gesellschaft vierteljährlich abrechnete. In gleichem Stil gelang dem B&P Optimix das Kunststück, eine negative Wertentwicklung in einen Erfolg umzumünzen: Die Erfolgsgebühr wurde täglich fällig. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät in diesen Fällen: "Da bleibt den Kunden nur, ihre Anteile zu verkaufen und anders zu investieren."

© SZ vom 20.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: