Gefälschtes Gold:Großes Geschäft mit falschem Gold

Goldreserven der Deutschen Bundesbank

Echtes Gold ist ohne die Hilfe eines Fachmanns von einer Fälschung kaum zu unterscheiden. Symbolbild aufgenommen in der Bundesbank in Frankfurt am Main

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Ein Goldbarren für ein Drittel seines Wertes? Im Internet wird derzeit viel Unechtes als Edelmetall angeboten. Für die abgezockten Käufer sind die Fälschungen kaum zu erkennen.

Von Harald Freiberger

Daniel Schröder klappt sein Schatzkästchen auf und zieht einen kleinen Goldbarren heraus. Er ist in Plastik eingeschweißt, "The Perth Mint Australia" steht darauf. "Sieht echt aus, die Farbe, das Gewicht, alles passt", sagt der Mann, der beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum die Echtheit der Ware prüft. Dann aber dreht er das Stück und deutet auf den Rand. "Fast doppelt so dick wie echtes Gold", sagt Schröder und fügt trocken hinzu: "Da wollte jemand am Material sparen."

Fälschungen wie diese sind in den vergangenen Wochen häufiger bei Edelmetallhändlern aufgetaucht. Der Barren besteht aus Messing und ist nur mit einer dünnen Goldschicht überzogen. Und da Messing viel leichter ist als Gold, musste man es eben ein bisschen dicker machen. Ende Januar ersteigerte ein Schnäppchenjäger im Internet auf der Handelsplattform Ebay einen solchen Perth-Mint-Barren vom Gewicht einer Feinunze (31,1 Gramm) für 367 Euro. Auf die Idee, dass daran etwas faul sein könnte, kam er nicht. Gemessen am aktuellen Goldkurs wäre ein echter Barren 1163 Euro wert gewesen - dreimal so viel.

"Die Fälschungen werden immer raffinierter", sagt Waldemar Meyer, Chef der Initiative "Deutsche Edelmetall Gesellschaft". Neben den Perth-Mint-Barren tauchten unter anderem auch eingeschweißte Umicore-Barren als Fälschungen auf. Neueste Masche sei es, zur Ware den gefälschten Kaufbeleg eines renommierten Händlers oder einer Bank zu präsentieren. Und oft gibt es dazu noch Zertifikate, die ebenfalls gefälscht sind. "Beim Goldkauf zählt immer das Material, nie irgendein Papier, das dabei liegt", sagt Meyer.

Betrug ist es erst, wenn die Stücke als echt verkauft werden

Ein großer Teil der Fälschungen stammt aus China, die Stücke werden dort massenhaft hergestellt. Vor fünf Jahren liberalisierte das Land den Handel mit dem Edelmetall. Seitdem lohnt sich das Geschäft für Betrüger noch mehr. Der Zoll unternimmt nichts dagegen. Solange die Fälschungen als "Kopien" deklariert sind, ist nichts Illegales daran, sie auszuführen. Sie dienen auch als Dekoware für das Schaufenster von Juwelieren.

Zum Betrug wird es erst dann, wenn die Stücke als echt verkauft werden. Die Anbieter im Internet erfinden dazu gern Geschichten. Einer schrieb, er habe das Gold auf dem Dachboden einer verstorbenen Tante gefunden und wolle es loswerden, deshalb gebe er es billiger ab. "Gerade wenn sie im Internet kaufen, handeln manche nach dem Motto: Gier frisst Hirn", sagt Experte Meyer. Dabei müsse jedem Käufer klar sein, dass nie jemand echtes Gold unter dem aktuellen Kurs verkaufe, zumal bei Ebay auch noch Gebühren draufkämen. Fachleute empfehlen, Gold ausschließlich bei Banken oder erfahrenen Händlern zu kaufen, nicht im Internet und auch nicht an Autobahnraststätten, wo es gelegentlich günstig angeboten wird.

Eine beliebte Methode: innen billiges Material verwenden

Privatleute können die Fälschungen kaum erkennen. Dazu braucht es Experten wie Daniel Schröder. An seinen Schalter kommen immer wieder Käufer, die meinen, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Er muss sie dann enttäuschen, wenn er feststellt, dass es sich um eine Fälschung handelt. "Manchmal sehe ich es schon auf den ersten Blick, dass da etwas nicht stimmt", sagt er. Dann etwa, wenn die Farbe vom warmen, satten Goldton abweicht: Mit Kupfer gestrecktes Material ist rötlich, Eisen, Nickel und Silber ergeben eine weißlich-gräulich Farbe, Messing eine gelbliche. Hochpoliertes Messing aber kann Gold täuschend ähneln. Erst nach einiger Zeit verliert es seinen Glanz.

Eine beliebte Methode von Fälschern ist es, innen billigeres Material zu verwenden und dieses zu vergolden. Auf den ersten Blick ist dies schwer zu erkennen. Für solche Fälle verfügt Schröder über ein ganzes Arsenal an Messgeräten, etwa eine Feinwaage, die auf das hundertstel Gramm genau misst. Die trickreichsten Fälschungen lassen sich aber selbst damit nicht entdecken: Sie enthalten innen das Metall Wolfram, das fast genauso schwer ist wie Gold, aber viel billiger; die Unze kostet nicht mal einen Cent.

Als würde jemand einen 100-Euro-Schein für 90 Euro anbieten

Entlarven lässt sich das mit einem Gerät, das Strom durch Münzen oder Barren schickt und am elektrischen Widerstand Rückschlüsse auf das Material zulässt. Ein anderes misst eine spezielle Form von Magnetismus: Gold ist das einzige Material, das dabei abgestoßen wird, andere Metalle werden angezogen. Und schließlich steht auf Schröders Tisch ein Gerät auf vier Metallbeinen, das "Röntgenfluoreszenzspektroskopie" möglich macht: Es schickt Röntgenstrahlen in das Material und regt eine Fluoreszenzstrahlung an. Da jedes Metall eine eigene Atomstruktur hat, lässt sich damit der exakte Anteil eines Metalls bestimmen.

Das Gerät misst bis zu vier Zentimeter in die Tiefe. Deshalb lässt sich damit auch ein sieben Zentimeter dicker Ein-Kilo-Barren entlarven, wenn man ihn von beiden Seiten misst. "Das Material kann ja auch sehr stark vergoldet sein", sagt Schröder. Gäbe es die Geräte nicht, müsste man den Barren eigentlich zerschneiden, um sicher zu sein, dass innen kein anderes Material verwendet wurde. Schröder legt eine gefälschte amerikanische Double-Eagle-Goldmünze auf das Messgerät. Sie müsste zu 90 Prozent aus Gold bestehen. Doch das Display zeigt nur 71 Prozent an, 25 Prozent sind Kupfer. Auch da hat wieder jemand am Material verdient.

Und was hält Metallprüfer Schröder von Leuten, die meinen, im Internet mit Gold ein Schnäppchen machen zu können? Er zieht einen Vergleich: "Gold ist Zahlungsmittel, das ist so, als würde einem jemand einen 100-Euro-Schein für 90 Euro anbieten." Da würde sofort jeder sagen: Der ist nicht ganz dicht.

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