Förderung:Mehr Geld

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Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte ein Baugrundgutachten erstellen lassen. Ist der Boden schlecht oder belastet, kann es ziemlich teuer werden. (Foto: Kai Remmers/dpa)

Wer saniert oder neu baut, erhält vom Staat günstige Kredite und Zuschüsse. Zum 1. April hat die KfW ihre Bedingungen verändert. Was sich ändert.

Von Simone Gröneweg

Seit Anfang dieses Jahres geht es am Bau wieder etwas strenger zu. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt strengere Richtwerte vor. Das bedeutet, Neubauten dürfen nicht mehr so viel Energie verbrauchen wie bisher. Die Ziele für die Energiewende sind schließlich gesteckt: Bis zum Jahr 2050 will die Bundesregierung den Energiebedarf der Häuser hierzulande um etwa 80 Prozent reduzieren. Um diese Vorgaben zu erreichen, verteilt der Staat über die Förderbank KfW gezielt Zuschüsse und Darlehen für Immobilien. Die Verschärfung bleibt nicht ohne Folgen: "Was bisher besonders energieeffizient und förderwürdig war, wird nun Standard", erklärt Marlies Hopf von der Verbraucherzentrale Brandenburg.

Das Prinzip hinter der KfW-Förderung ist eigentlich recht einfach: Je kleiner die Zahl, desto besser die Energieeffizienz der Wohnimmobilie und desto höher die Förderung. Maßstab dafür ist der Energieverbrauch eines nach den Vorgaben der EnEV errichteten Gebäudes. "Mit den neuen Vorgaben wird das bisherige Effizienzhaus 70 zum Standard", sagt Hopf. Deshalb gibt es dafür nun keine Förderung mehr.

Bei Neubauten unterstützt die KfW Bank vom 1. April an noch die Effizienzhaus-Standards 55, 40 und 40 Plus und legt bei den Darlehen noch mal etwas Geld drauf, außerdem wird eine 20-jährige Zinsbindung angeboten. "Mit einem zinsgünstigen Darlehen bis zu 100 000 Euro pro Wohneinheit gibt es doppelt so viel Geld wie bislang. Hinzu kommt noch ein Tilgungszuschuss bis maximal 15 000 Euro je Einheit", betont die Architektin und Energieberaterin Esther Achtermann vom Ingenieurbüro EKG Kruft. Die Konditionen für energetische Sanierungen verbessern sich ebenfalls. "Wer zum Beispiel 200 000 Euro in die energetische Sanierung eines Einfamilienhauses investiert, kann von der KfW einen Direktzuschuss von bis zu 30 000 Euro erhalten", rechnet Achtermann vor.

Mehr als drei Milliarden Euro brachte die bundeseigene Förderbank KfW 2015 unters Volk, indem sie günstiges Geld für den Bau neuer Immobilien verlieh und energetische Sanierungen förderte. Billige Darlehen und finanzielle Zuschüsse gibt es nicht nur von der staatseigenen KfW Bank. Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) verteilt Geld, um zum Beispiel alte Öl- und Gasheizkessel aus Häusern zu verbannen. Länder und Kommunen bieten mitunter ebenfalls spezielle Förderprogramme an. In Bayern existiert etwa das sogenannte 10 000-Häuser-Programm für private Bauherren und Gebäudeeigentümer, das die energetische Sanierung der Gebäudehülle und den Einbau einer neuen Heizung bezuschusst.

Die KfW-Programme können Eigentümer sogar für mehrere Einheiten in Anspruch nehmen. "Gerade bei Häusern mit mehreren Wohnungen kann sich eine Gesamtsanierung darum lohnen", betont Achtermann. "Insbesondere bei Wohnanlagen macht der Einsatz solcher Fördermittel durchaus Sinn", sagt auch Frank Mattat, Geschäftsführer der Gasag Contracting GmbH. Das zur Gasag-Gruppe gehörende Unternehmen plant, baut, finanziert und betreibt Energieanlagen. "Schließlich geht es nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch um ökonomische Effizienz für den Eigentümer", ergänzt er. So wundert es nicht, dass der Anteil der sogenannten Wohneigentümer-Gemeinschaften an den geförderten Wohneinheiten, die vom Programm Energieeffizient Sanieren profitierten, 2015 bei 21 Prozent lag.

Eigentümer sollten sich für solche geförderten Bauprojekte und Sanierungsvorhaben generell einen Sachverständigen an die Seite holen. "Das ganze Thema ist komplex, sodass man sich auch als Architekt jedes Mal wieder einlesen muss", sagt Architekt John Buchmaier aus München. So bietet die KfW verschiedene Programme mit ganz unterschiedlichen Anforderungen an. Kompliziert werde es, wenn man bei einem Projekt verschiedene Programme miteinander kombiniere, erklärt Buchmaier. Wer sein Haus energetisch saniert und gleichzeitig barrierearm umbaut, kann etwa zusätzlich das KfW-Programm "Altersgerechter Umbau" in Anspruch nehmen. Kümmert sich der Eigner neben dem eigentlich Umbau noch um Maßnahmen zum Einbruchschutz, erhält er dafür auch Extrazuschüsse. Selbst für den Sachverständigen zahlt die KfW Geld. Im Höchstfall übernimmt sie die Hälfte der anfallenden Kosten für die Energieberatung und Baubegleitung - maximal 4000 Euro.

Hausbesitzer sollten ihr Haus jedoch nicht nur wegen der Zuschüsse umbauen und auf einen neuen energetischen Stand bringen. "Kürzlich hatte ich einen Fall, da wurde ein funktionstüchtiger zehn Jahre alter Brennwertkessel weggeworfen und für einige Tausend Euro ein neuer gekauft. Das ist wirtschaftlicher Unsinn", erzählt Ralf M. Schäfer, staatlich geprüfter Techniker Umweltschutztechnik vom Beratungsunternehmen Energie & Haus Darmstadt. Solche Produkte blieben 15 bis 20 Jahre funktionsfähig, man hätte also mit dem Austausch warten können. Sind die Fenster, das Dach oder die Heizung noch in Ordnung, bringt es wenig, wenn der Eigentümer sie austauscht - außer natürlich Kosten und überflüssigen Abfall.

Wer Bereiche des Hauses instand setzen muss und die Förderungen nutzen will, sollte seine Handwerker mit Bedacht aussuchen. Es muss sich nämlich um Fachbetriebe handeln. Und am Ende nimmt der begleitende Sachverständige die Arbeiten ab, um der Förderbank KfW offiziell zu bestätigen, dass alles ordnungsgemäß erledigt wurde.

Welchen wirtschaftlichen Wert eine solche Sanierung am Ende hat, ist schwierig zu beurteilen. "Bei Verkaufsgesprächen erkundigen sich Käufer immer öfter nach der Energiebilanz", sagt jedenfalls Emmanuel Thomas, Geschäftsführer des Münchner Bauträgers Concept Bau GmbH. Der erreichte Energieeffizienz-Standard sollte nach Worten des Experten jedoch angesichts der ohnehin strengen Vorgaben nicht überbewertet werden. Eine gute Dämmung sei wichtig, meint er. Und ergänzt: Sie wiege aber nicht schwerer als eine zeitlose Architektur, eine gute Lage und solide Bauweise.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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