Effizienzhäuser:Vom Winde beweht

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Wie die Lage eines Gebäudes seine Energiebilanz beeinflusst. Und warum das letztlich nicht schlimm ist.

Staatliche Subventionen sollen Bauherren die Entscheidung für ein Energiesparhaus erleichtern: "Bundesweit gefördert werden seit dem 1. April sogenannte Effizienzhäuser im Neu- und Altbau", erklärt Charis Pöthig von der KfW-Bankengruppe in Frankfurt/Main. Im Neubau-Bereich gebe es die Effizienzhäuser 55 und 70.

Für ein gefördertes Haus ist heute kein sonnenverwöhntes Grundstück mehr nötig - moderne Bautechnik macht es möglich. (Foto: Foto: BDF/dpa/tmn)

Von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geförderte Effizienzhäuser definieren ihren Primärenergiebedarf im Hinblick auf die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2007. Das heißt zum Beispiel: Ein KfW-Effizienzhaus 55 darf einen Primärenergiebedarf von höchstens 55 Prozent haben - im Vergleich zu einem entsprechenden Neubau laut den gesetzlichen Anforderungen nach der EnEV. Analog gilt dies für das Effizienzhaus 70. Die neuen Effizienzhäuser haben die bislang geförderten KfW-40-Häuser und KfW-60 Häuser abgelöst.

"Ideales Grundstück" kein Muss

Die Lage eines Gebäudes beeinflusst seine Energiebilanz. Wird der Wärmebedarf eines Gebäudes in freier, ungeschützter Lage mit 100 Prozent angesetzt, so liegt dieser Wert in einer Kaltmulde bereits bei 125 Prozent, heißt es beim Umweltbundesamt in Dessau. Auf einer Bergkuppe liege der Wärmebedarf bei 110 Prozent, an einem Südhang nur bei 85 Prozent. Sei das Gebäude starkem Wind ausgesetzt, könne dies Wärmeverluste von bis zu 50 Prozent bewirken.

Der von der EnEV geforderte Primärenergiebedarf lässt sich leichter in nach Süden, zur Sonne hin geöffneten und zur Nord- und Wetterseite möglichst geschlossenen Gebäuden verwirklichen. "Dennoch braucht ein Effizienzhaus kein ideales Grundstück", erklärt Thomas Kwapich von der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in Berlin. Dies hätten bereits zahlreiche verwirklichte Neubauten bewiesen. Sogar Bestandsbauten könnten, unabhängig vom Grundstück, zu Effizienzhäusern umgebaut werden.

"Effizienzhäuser brauchen keine speziellen Grundstücke", bestätigt Georg Lange vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) in Bad Honnef. Für jedes Haus müssten die Verhältnisse am jeweiligen Ort exakt geprüft werden. Eine wichtige Komponente für eine Energiespar-Bauweise sei unter anderem die kompakte und gut gedämmte Gebäudehülle.

Auch Passivhäuser werden von der KfW als Effizienzhäuser 55 gefördert. "Wegen der Sonnenwärme kann die Südausrichtung des Gebäudes nützlich sein, zwingend notwendig ist die Südlage aber nicht", erklärt Sabine Stillfried vom Passivhaus Institut in Darmstadt.

"Das Effizienzhaus 70 und das Effizienzhaus 55 sind noch nicht das Ende des Machbaren", stellt Kwapich in Aussicht. Mit der Einführung der neuen EnEV, die für Herbst dieses Jahres geplant sei, werde die KfW die Anforderungen an die Effizienzhäuser weiter verschärfen. Dann werde gesetzlich vorgegeben, dass Gebäude künftig mit ungefähr 30 Prozent weniger Energie auskommen müssen als bisher.

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