Deutsche Bank baut Tochtergesellschaft um:Postbank verbannt fremde Investmentfonds

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Während viele Banken mittlerweile ihren Kunden auch die Fonds anderer Finanzunternehmen anbieten, macht die Postbank nun offenbar dicht. Sie hat künftig wohl fast nur noch die Fonds des Deutsche-Bank-Konzerns im Angebot.

Externe Anbieter von Finanzprodukten haben laut einem Bericht der Financial Times Deutschland bei der Postbank bald keine Chance mehr. Der Grund: Die Deutsche Bank, die eine Mehrheit an der Postbank besitzt, krempelt ihre neue Tochter gerade kräftig um. Der Verkauf konzernfremder Investmentfonds durch Postbank-Berater habe keine Zukunft mehr, zitierte die FTD aus Bankkreisen.

Das Verkaufsverbot sei ein Tiefschlag für die bankunabhängigen Produktanbieter in Deutschland, die kein eigenes Vertriebsnetz nutzen können, schreibt die Zeitung weiter. Sie dürften künftig nur noch Chancen haben, wenn die Deutsche Bank keine ähnlichen Fonds anbietet. Die Postbank hat rund 14 Millionen Kunden in Deutschland und damit mehr als jedes andere Institut. Bislang stand sie dem Bericht zufolge im großen Umfang auch externen Anbietern offen. Das Institut bietet aber vor allem Tagesgeldkonten und Kredite an.

Für die Kunden der Postbank hat der Umbau Vor- und Nachteile, wie die Financial Times Deutschland schreibt: Schlechte Fonds kämen künftig gar nicht erst in den Verkauf, manche gute Produkte aber auch nicht, wenn sie von einem konzernfremden Anbieter stammen.

Die Deutsche Bank verspricht sich der FTD zufolge mehrere Vorteile von der neuen Strategie: Zum einen wolle sie mögliche Imageschäden und Haftungsfälle durch Produkte von Fremdanbietern vermeiden, zum anderen wolle das Institut ihre Geschäftsfelder ausbauen, etwa die Fondstochter DWS. Mit einem Vertrieb über die Postbank könnte die DWS ihr Volumen deutlich aufstocken. Gegenüber Süddeutsche.de wollte die Deutsche Bank den Bericht nicht kommentieren.

Die Deutsche Bank besitzt seit Ende 2010 eine Mehrheit an der Postbank und kann im Februar ihren Anteil an der ehemaligen Tochter der Deutschen Post laut Bericht auf mehr als 90 Prozent aufstocken. Die Übernahme ist für die Deutsche Bank von großer strategischer Bedeutung: Sie selbst hat zehn Millionen Kunden und will ihre Abhängigkeit vom risikoreicheren Investmentbanking verringern.

Allgemein ist bei Banken aber kein Trend zur Abkapselung zu erkennen, ganz im Gegenteil: Die Commerzbank zum Beispiel hat erst im Dezember angekündigt, künftig auch Immobilienkredite anderer Institute anzubieten.

Modell sei das Wertpapiergeschäft, in dem die Commerzbank schon seit längerem auch fremde Produkte anbietet - also eben jene Sparte, in der die Postbank laut FTD in Zukunft vornehmlich konzerneigene Produkte vermitteln soll. Auch die Hypo-Vereinsbank bietet ihren Kunden Finanzierungen von mehr als 40 Kooperationspartnern ihrer Tochter Planet-Home an.

© sueddeutsche.de/afp/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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