CDS: Schäubles Vorstoß:Zocker an die Kandare!

CDS sind zu Zockerpapieren verkommen - darum prescht Finanzminister Schäuble jetzt vor. Sein Vorschlag geht in die richtige Richtung.

Claus Hulverscheidt

Kreditausfallversicherungen, sogenannte Credit Default Swaps oder kurz CDS, zählen zu jenen Finanzprodukten, die einmal einen vernünftigen Zweck erfüllen sollten: Der Besitzer einer Anleihe sichert sich gegen eine Pleite des Emittenten ab, das Risiko wird also auf mehrere Schultern verteilt.

Mittlerweile jedoch sind die CDS zu Zockerpapieren verkommen, mit denen man sich nicht vor einem Zahlungsausfall schützt, sondern diesen geradezu herbeiwettet. Das jüngste Opfer ist Griechenland, das immer größere Schwierigkeiten hat, Anleihen zu einigermaßen erträglichen Konditionen auf den Märkten zu verkaufen.

Der Vorstoß Wolfgang Schäubles, den Handel mit CDS nur noch jenen Banken und Investmentfonds zu erlauben, die damit tatsächlich das eigene Anleiheportfolio absichern, geht deshalb in die richtige Richtung.

In der Praxis allerdings dürfte es schwierig sein, reale von Spekulationsgeschäften zu trennen. Wichtiger wäre es daher, zunächst dafür zu sorgen, dass sämtliche Zockerpapiere, also nicht nur CDS, künftig über eine Börse gehandelt werden müssen. Bislang laufen die Geschäfte ohne jede staatliche Aufsicht unter der Hand, weshalb niemand weiß, wer wie viele der Papiere besitzt.

Das Volumen außerbörslich gehandelter Derivate beläuft sich weltweit auf unvorstellbare 600 Billionen Dollar. Das ist das Zwölffache des globalen Sozialprodukts. Die G-20-Länder sollten deshalb ein einheitliches Genehmigungsverfahren schaffen und nur noch solche Papiere zulassen, deren volkswirtschaftlicher Nutzen einigermaßen plausibel zu begründen ist. Sonst wird aus Derivaten am Ende das, was der altersweise Investor Warren Buffet vorausgesagt hat: Massenvernichtungswaffen.

© SZ vom 25.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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