Vorwürfe gegen Apple in China:Jetzt auch noch Porno

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China gewinnt als Absatzmarkt für Apple zunehmend an Bedeutung. (Foto: dpa)

Der US-Computerkonzern Apple ist erneut das Ziel einer Kampagne chinesischer Staatsmedien: Der iPhone-Hersteller soll illegal Pornos in dem asiatischen Land verbreitet haben, so der Vorwurf. Die Kunden werden zum Boykott aufgerufen.

Von Marcel Grzanna, Shanghai

Apple sieht sich in China neuen Vorwürfen durch staatliche Medien ausgesetzt. Diesmal geht es um Pornografie. Das Parteiorgan Volkszeitung berichtet von Ermittlungen gegen die illegale Verbreitung von Pornos in der digitalen Welt, zumindest dem chinesischen Teil der Welt. Demnach soll auch Apple als Quelle nackter Körper unterhalb der Gürtellinie entlarvt worden sein. Die Kalifornier sind der einzige prominente Name auf der Liste von Internetseiten und Onlineshops für Applikationen, die von der Volkszeitung namentlich genannt werden. Mit dem Zeitungsbericht setzt sich eine ganze Reihe von Attacken seitens chinesischer Medien auf Apple fort.

Der US-Konzern kassiert seit mehreren Monaten regelmäßig öffentlich schwere Rügen, hinter der eine gezielte Kampagne vermutet wird, wenn auch nicht ganz klar ist, was der genaue Grund für die negativen Schlagzeilen ist. Schon vor einer Woche bezeichnete die Volkszeitung Apple als einen "leeren und selbstgerechten" Konzern und rief ihre Leser dazu auf, die "unvergleichliche Arroganz" von Apple zu besiegen. Da ein Kunde einen Konzern vor allem durch Nichtkauf seiner Produkte strafen kann, wirkt der Aufruf, Apple zu besiegen, als klare Aufforderung, die Produkte der Firma nicht mehr zu kaufen.

Im selben Text taxierte das Blatt den Umsatz der Amerikaner in China im ersten Quartal des Jahres auf 7,3 Milliarden Dollar und betonte, dass es der chinesische Markt sei, "der die bemerkenswerten Resultate der Marke ankurbelt". Die Volkszeitung hatte bereits Mitte vergangenen Jahres mehrfach negativ über Apple berichtet. Damals lautete ein Vorwurf, die Endgeräte des Konzerns seien besonders anfällig für Staub, der ins Innere eindringt und die Elektronik lahmlegen könne.

Die Schärfe der neuesten Berichterstattung ist wohl auch das Resultat einer Stellungnahme von Apple, die das Unternehmen kürzlich veröffentlichte. Darin verteidigte die Firma ihre Garantiepolitik in China. Apple war Mitte März vom staatlichen Fernsehen CCTV vorgeworfen worden, Chinesen als Kunden zweiter Klasse zu behandeln. Während in anderen Ländern defekte Endgeräte unbürokratisch ausgetauscht würden, müssten sich chinesische Kunden mit einer Reparatur zufriedengeben, lautete das Fazit.

Daraufhin wandte sich zunächst Firmenchef Tim Cook in einem offenen Brief an die chinesischen Kunden und bat um Verzeihung für Missverständnisse, die wegen schlechter Kommunikation aufgetreten seien. Gleichzeitig kündigte Cook unter anderem konkrete Verbesserungen bei der Handhabe von Reparaturen der iPhone-Versionen 4 und 4S an.

Nach der herben Kritik und den Porno-Vorwürfen durch die Volkszeitung an Apple fürchtet mancher chinesische Fan des Unternehmens, dass die Regierung Apple vom Markt drängen will. Für die Entwickler aus Cupertino wäre das ein schwerer Schlag. Die Volksrepublik wird für Apple immer wichtiger als Absatzmarkt. Doch nicht nur das.

Die Amerikaner nutzen China auch als Produktionsstandort. In mehreren Werken lässt Apple durch den Elektronikproduzenten Foxconn seine iPhones und iPads zusammenschrauben. Foxconn geriet wegen diverser Selbstmorde unter Angestellten und wegen seiner Produktionsmethoden in der Vergangenheit mehrfach an den Pranger. Apples Verkaufszahlen in der Volksrepublik haben darunter bislang nicht gelitten.

© SZ vom 22.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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