US-Studie zu Sexting:Nacktbilder als Beziehungswährung

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Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen Teenager anzügliche Bilder per Handy verschicken. Tatsächlich ist "Sexting" eher selten, so eine Studie.

Sind die Teenager von heute zur "Generation Sexting" mutiert? Das Phänomen, dass junge Menschen per Mobiltelefon Nacktfotos von sich verschicken, um Anerkennung zu finden oder dem Partner zu gefallen, fand sich im Jahr 2009 häufiger in den Medien, vor allem in den USA.

96 Prozent der Teenager verschicken keine Nacktbilder von sich per Handy (Foto: Foto: iStock)

So wurde im Frühjahr eine 15-Jährige wegen der Verbreitung von Kinderpornos verklagt, weil auf den Handys von Mitschülern Bikinifotos von ihr gefunden worden waren. Im Herbst beschäftigte sich eine ganze Folge der Teenager-Serie "90210" mit dem Phänomen, eine MTV-Umfrage brachte jüngst das Ergebnis, dass zehn Prozent aller jungen Amerikaner bereits einmal Nacktbilder von sich gesendet hatten. Dabei hatten sie allerdings die Altersgruppe zwischen 14 und 24 Jahren befragt.

Eine neue Studie des angesehenen Pew-Research-Centers konzentriert sich auf die Gruppe der 12- bis 17-Jährigen (hier als pdf) . Dabei stellte sich heraus, dass der Teil derjenigen Handybenutzer, die bereits ein Nacktbild von sich verschickt haben, bei gerade einmal vier Prozent liegt. 15 Prozent haben in ihrem Leben mindestens einmal von jemandem, den sie kennen, ein solches Bild erhalten.

Bei Jugendlichen im Alter von 17 Jahren liegen die Werte genau doppelt so hoch, vermutlich, da mit steigendem Alter bei Teenagern auch der Anteil an sexuell aktiven Menschen zunimmt. Die Forscher haben in ihrer Studie drei verschiedene "Sexting-Szenarien" ausgemacht: So wird das Versenden von Nacktbildern in Teenager-Beziehungen als eine Art virtuelles Vorspiel von Paaren verwendet, die noch nicht sexuell aktiv sind. Bei Paaren, die bereits Sex haben, wird es als Teil des Intimlebens gesehen. Im dritten Szenario werden Nacktbilder per Handy gerade von Jungen als Werbemittel verwendet, um eine "romantische Beziehung" einzufädeln.

Sexter haben einen schlechten Ruf

Die Pew-Studie spricht deshalb von Sexting als einer Form von "Beziehungswährung", um die emotionale Bindung zu einem Partner zu knüpfen oder zu intensivieren. Oft drängen dabei Jungen darauf, solche Bilder als Liebesbeweis zu erhalten.

Nicht nur wegen der Möglichkeit der Weitergabe solcher Bilder sehen viele Teenager Sexting kritisch: "Das machen nur Mädchen, die den Ruf haben, ein Flittchen zu sein", zitiert die Studie einen Heranwachsenden, "Sie machen es, um Aufmerksamkeit zu bekommen." "Das ist ekelhaft", wird eine Teenagerin zitiert, "Wer so etwas tut, hat keine Selbstachtung."

Tatsächlich hat das Versenden solcher Nachrichten für US-Teenager juristische Konsequenzen: In einigen Staaten wird es als Weitergabe von Kinderpornographie geahndet, andere bestrafen Sexting mit hohen Geldbußen.

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