Urheberrecht:Nintendo will bei Youtube-Stars mitverdienen

Millionen Menschen schauen auf Youtube dabei zu, wie andere Leute Computerspiele spielen und sie kommentieren. Die Firma Nintendo sieht ihr Copyright verletzt und verlangt Geld.

Von Johannes Boie

Am Anfang steht ein Satz, der hört sich kompliziert, aber auch gut an: "Das Nintendo ,Creators Program' ist ein Service, mit dem dir Nintendo einen Teil der Werbeeinnahmen gibt, den Nintendo von Youtube erhält." So steht es auf der Webseite des Computerspiel-Herstellers Nintendo. Dieser Satz klingt aber nur gut, ohne es zu sein, finden viele Menschen, die er betrifft. Und deshalb verursacht er gewaltigen Streit zwischen Computerspielern, die auf Youtube Videos über Spiele veröffentlichen, und Nintendo. Der Streit hat Symbolwirkung, weil es um das Urheberrecht an sich geht - und um Millionen Euro.

Das Geld kommt von Millionen Menschen, die sich auf Youtube Videos anschauen, in denen nicht mehr zu sehen ist als eine Figur, die von einem Spieler durch die Level eines Computerspiels bewegt wird. In diesen sogenannten "Let's-Play"-Videos spricht der Spieler aus dem Off und kommentiert, was seine Spielfigur gerade macht: "Haha, wie dumm der singt, das klingt so scheiße!" Oder, an die Zuschauer gerichtet: "Ich wollte euch ja noch vorstellen, wie es ist, wenn man im Multiplayer spielt und das Gamepad dazu hat."

Millionen Menschen schauen sich kommentierte Spiele im Netz an

Diese sehr beliebten Clips, die in der digitalen Welt irgendetwas zwischen Spielekritik und Werbung für Spiele sind, werden auf Youtube mit Werbeeinblendungen versehen, die Geld einbringen. Davon behält Youtube nahezu die Hälfte, der Rest geht an den Spieler. Es gibt Spieler, die damit tatsächlich mehrere Zehntausend Euro verdienen - im Monat. Von diesem Anteil möchte nun Nintendo zwischen 30 und 40 Prozent abhaben, nämlich dann, wenn das Video ein Spiel von Nintendo zeigt.

Und so bricht auch in dieser Szene der Streit los, der im Internet an allen Ecken und Enden geführt wird, der Streit ums Urheberrecht. Im digitalen Raum, in dem Inhalte kopiert, verändert, neu veröffentlicht werden können, stellt das Gesetz alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. Im Fall der Videospiele auf Youtube steht dabei die Frage im Mittelpunkt, wer von wem profitiert: die Youtube-Spieler von den Herstellern? Oder ist es andersherum?

Nintendo beharrt auf Urheberrechtsverletzung

Ganz einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. Es gibt Spiele, die durch Videos auf Youtube so populär wurden, dass der Hersteller gut an ihnen verdient hat. Das wichtigste Beispiel ist da "Minecraft", dessen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad vor allem durch Videos vergrößert wurde, bis Microsoft es für 2,5 Milliarden Dollar kaufte. Dieses Argument machen sich nun die Spieler in ihrem Streit mit Nintendo zu eigen.

Diese Sichtweise wird auch von vielen Spieleherstellern geteilt, die mit den Youtube-Spielern kooperieren. Nintendo hingegen beharrt darauf, dass das öffentliche Spielen seiner Werke eine Urheberrechtsverletzung sei und die Youtube-Spieler zur Kasse gebeten werden müssten. Ihr Erfolg begründe sich wenigstens zum Teil darauf, dass sie eben Spiele zeigten, für die sie keine schöpferische Leistung vollbracht hätten.

Damit hat der Konzern zweifelsfrei recht, aber trifft er den richtigen Punkt? Ein Literaturkritiker hat auch nichts zu dem Roman beigetragen, den er bespricht. Natürlich zeigt er das Buch in seiner Kritik auch nicht komplett; aber die Zuschauer können auf Youtube ja auch nicht selber spielen, sondern nur zuschauen. Eine Lösung ist nicht in Sicht, allerdings droht die Initiative von Nintendo fürs Erste auf die Firma zurückfallen. Solange sich keine anderen Spielehersteller anschließen, können die Spieler für ihre Videos auf andere Werke ausweichen.

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